Wildemann
Die schöne Bergstadt Wildemann ist die kleinste der sieben Bergstädte im Oberharz und bezeichnet sich als das Klein-Tirol im Oberharz. Es liegt tief eingeschnitten im Innerstetal, welches sich an dieser Stelle um den Gallenberg windet, wurde im Jahre 1529 von Bergleuten gegründet, welche den Auftrag hatten, für die damals Herrschenden den Bergbau im Harz in größerem Stil aufzunehmen. Der Sage nach stießen sie beim Vordringen in das unwirtliche Innerstetal auf einen Wilden Mann, der mit einer Wilden Frau zusammenlebte. Sein Aufenthalt befand sich gerade dort, wo die größten Erzvorkommen lagerten. Versuche, ihn zu fangen, schlugen fehl. Auf Zurufe reagierte er nicht. Schließlich beschoss man ihn mit Pfeilen, was ihn so verletzte, dass er gefangen werden konnte. In Gefangenschaft sprach er nicht und ließ sich auch nicht zum Arbeiten bewegen, er schien sich nur für die Lagerstätten des Erzes zu interessieren. Als man beschloss, ihn dem Herzog vorzuführen, starb er an seinen Schussverletzungen. Am Ort, wo der Wilde Mann gefangen worden war, fand man große Silbervorkommen, dort wurde Wildemann gegründet.
Aufgrund des schmalen Tales ist die Ortschaft sehr langgezogen und die Hänge beidseitig bebaut. Nördlich wird Wildemann durch den Hüttenberg, östlich durch den Badstubenberg und westlich durch den Gallenberg begrenzt. Die Hänge sind durch Höhenwanderwege erschlossen. Vom Badstubenberg führt die Johanneser Straße vorbei an alten Bergbauanlagen nach Clausthal-Zellerfeld. Über den Hüttenberg verläuft ein langer Höhenwanderweg Richtung Lautenthal. Weitere Wanderwege führen nach Bockswiese und entlang des Spiegeltals nach Erbprinzentanne an der Bundesstraße 241 entlang. Auch der Harzer Försterstieg verläuft über Wildemann. Die meisten dieser Wanderwege sind auch mit dem Geländefahrrad befahrbar und dienen im Winter als zumeist gut angelegte Loipen.
Aus dem am Badstubenberg angelegten Bergwerk Wildemanns Fundgrube wurde 1533 erstmals aus dem gewonnenen Roherz Silber gewonnen. In den folgenden Jahren wurde der Bergbau intensiviert, man errichtete den in Richtung Zellerfeld streichenden Stuffenthaler Gangzug und hob dort mehrere Gruben aus. Ebenso erschloss man den nach Osten verlaufenden Spiegelthaler Zug. In diesem Schacht wurde 1833 erstmals die Harzer Fahrkunst eingesetzt, die das Einfahren der Bergleute wesentlich erleichterte. 1553 erhielt Wildemann die Bergfreiheit. Im Jahre 1534 wurde Wildemann zur Stadt erhoben und 1873 als Kneippkurort anerkannt. Wie viele weitere Dörfer der Umgebung, hatte auch Wildemann unter dem Dreißigjährigen Krieg zu leiden. Nachdem die Truppen Tillys die Bergstadt Lautenthal überfielen, erreichten ca. 100 Mann von ihnen 1626 Wildemann, welches sie anschließend einnahmen und ausplünderten.
Seit 1972 gehört die ehemals freie Bergstadt Wildemann der Samtgemeinde Oberharz an. Die Entwicklung zum Kurort wurde vor allem von dem Arzt und Bürgermeister Viktor Zachariae (1837-1900) gefördert. Der Bergbau kam in der letzten Grube Ernst August im Jahre 1924 zum Erliegen. Alte Gangzüge in den weiteren, von Wildemann erschlossenen Bergwerken, wurden bereits im 19. Jahrhundert aufgegeben. Das Ortsbild des Stadtkerns ist seit dem 17. Jahrhundert nahezu unverändert und wird von einer stattlichen Anzahl Bergmannshäuser des 18. und 19. Jahrhundert geprägt und von den Besitzern bis heute liebevoll gepflegt.
Anreise
Bundesautobahn A 7 (Ausfahrten Seesen oder Rhüden),
dann auf die Bundesstraße 242 oder 253,
dann auf Landstraße 515, von dort (bereits) in Wildemann, in die
Seesener Str. einbiegen.