Makler investieren viel Zeit in Wohnungsbesichtigungen – unabhängig davon, ob ein Geschäftsabschluss dabei herauskommt oder nicht. Umso ärgerlicher ist es, wenn es sich bei den Interessenten in Wirklichkeit um Immobilientouristen handelt. Diese haben gar nicht vor, ein neues Haus zu kaufen oder eine Wohnung zu mieten – sie wollen lediglich mal sehen, wie andere Leute so wohnen oder wie luxuriöse Immobilien ausgestattet sind. Diese Tipps helfen Maklern dabei, sich vor Besichtigungstourismus zu schützen.
Was ist Besichtigungstourismus?
Manche Interessenten wollen eigentlich nur schauen, und nicht kaufen. Immobilienprofis verlieren durch Besichtigungstourismus oft wertvolle Arbeitszeit. Foto: bernardbodo / stock.adobe.com
Private Schlösschen, luxuriöse Penthousewohnungen, exklusive Fabriklofts. Das sind oftmals rentable Objekte für Immobilienvermittler, doch sie bringen einen Nachteil mit sich: Denn so manch einer nutzt die Gunst der Stunde für eine private und kostenlose Führung durch ansonsten nicht öffentlich zugängliche Gemächer. Besichtigungstourismus nennt sich dieses Phänomen: Menschen suchen nach einer Immobilie nur aus Neugierde, weil sie sehen wollen, wie der Nachbar sein Bad gefliest hat oder welche Designermöbel sich in den Villen der Stadt so finden.
Was Makler gegen Besichtigungstourismus tun können
Immobilientouristen kosten Maklern Zeit – und damit bares Geld. Leider ist es nicht so einfach, einen Besichtigungstouristen auf Anhieb zu erkennen. Dennoch gibt es einige Tipps, wie sich Makler vor dem Phänomen schützen können
Telefonieren Sie vor der Wohnungsbesichtigung mit dem Interessenten
Joachim Plasser von Thomas Immobilien, ein Wiener Luxusmakler, betont: „Am wichtigsten ist es, mit den Interessenten zu sprechen. Je mehr man kommuniziert, umso eher lässt es sich erahnen, ob jemand wirklich eine Immobilie sucht oder einfach nur schauen will.“ Sein Maklerkollege Tim Grebe, Inhaber von Grebe Consult Immobilien in Berlin, geht ähnlich vor: „Ich frage Interessenten zum Beispiel, wie lange sie schon auf der Suche sind oder ob sie schon mit ihrer Bank wegen einer Finanzierung gesprochen haben.“ Im Klartext heißt das: Wer wirklich etwas sucht, der weiß auch ungefähr, wonach er sucht und was er sich leisten kann.
Wohnungsbesichtigungen am Wochenende nur in Ausnahmefällen
Der Sonntagnachmittag eignet sich hervorragend für einen kleinen Spaziergang – oder eine Besichtigungstour durch nachbarschaftliche Wohnungen. Wer also auf Besichtigungstermine am Sonntag verzichtet, verringert das Risiko, einem Immobilientouristen aufzusitzen. Doch als freiberuflicher Makler existieren diese Grenzen nicht. Umso ärgerlicher, wenn Ihnen Immobilientouristen ihre sonntägliche Ruhe rauben. Lassen Sie sich auf eine Wohnungsbesichtigung am Wochenende nur ein, wenn der Interessent gut begründen kann, warum er es unter der Woche nicht einrichten kann. Tim Grebe dagegen bezieht Interessenten ganz bewusst in die Terminfindung mit ein: „Wenn ich kein gutes Gefühl habe, bitte ich die Interessenten, Terminvorschläge für eine Besichtigung zu machen. Die kommen dann in der Regel nur von Kunden, die es wirklich ernst meinen.“
Zeigen Sie, was die Immobilie zu bieten hat
Egal ob es darum geht, Besuchstourismus zu vermeiden oder echte Interessenten anzulocken: „Aus meiner Sicht ist eine offene Herangehensweise immer zielführender“, erklärt Joachim Plasser. „Es kommt natürlich auf die Eigenschaften der Immobilie und auf die Wünsche und Vorstellungen der Verkäufer an.“ Auch Grebe hat gute Erfahrungen damit gemacht, Transparenz zu zeigen: „Offenheit ist eine gute Taktik. Zum einen, um die Neugier von Besichtigungstouristen zu befriedigen. Aber auch, um echten Interessenten den richtigen Eindruck einer Immobilie zu vermitteln.“ Besonders gut geeignet sind dafür zum Beispiel 360-Grad-Videos oder virtuelle Rundgänge durch Wohnungen
Lieber einem Touristen die Wohnung zeigen, als einen Interessenten vergraulen
Bei aller Vorsicht vor Touristen und so bedauerlich die verschwendete Zeit auch ist – manchmal ist es besser, dem Touristen die Wohnung zu zeigen, denn: „Ganz auf der sicheren Seite, ob das Interesse echt ist oder nicht, kann man natürlich nie sein“, weiß Plasser. „Und wenn man das Gefühl hat, es mit einem Touristen zu tun zu haben, ändert das an der aktuellen Situation, zum Beispiel der Besichtigung, ohnehin nichts.“ Am Ende gleicht ein abgeschlossenes Geschäft auch den einen oder anderen Besichtigungstouristen aus.