Wer heute neu baut oder ein Gebäude modernisiert, kommt an dem Thema kaum vorbei: Zertifizierungen für nachhaltige Immobilien. Besonders oft fällt dabei ein Kürzel: DGNB. Klingt technisch – ist es auch. Doch was steckt hinter der DGNB-Zertifizierung, was musst du beachten und wie erhältst du das Siegel.
Das Wichtigste in Kürze zur DGNB-Zertifizierung
- DGNB-Zertifizierung zeigt, wie nachhaltig und zukunftsfähig ein Gebäude ist – bewertet werden unter anderem Wirtschaftlichkeit, Standort und baustoffbezogene Nachhaltigkeit. Vergeben wird das Siegel durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen.
- Der Ablauf ist klar strukturiert: Projekt registrieren, Kriterien erfüllen, Nachweise einreichen – mit Unterstützung durch einen zertifizierten DGNB-Auditor.
- Das Siegel bringt echten Mehrwert: bessere ESG-Bewertung, höhere Marktchancen, mögliche Förderungen – und Transparenz für Eigentümer, Nutzer und Investoren.
Inhalt
- Was ist die DGNB-Zertifizierung überhaupt?
- Was bedeutet DGNB – und wer steckt dahinter?
- DGNB-Zertifikate: Gold, Platin & Co. – wie läuft die Bewertung?
- Schritt für Schritt zur DGNB-Zertifizierung
- Vorteile: Warum sich das DGNB-Siegel lohnt
- Fördermittel für die DGNB-Zertifizierung: Gibt es Unterstützung vom Staat?
- FAQ – Die 3 häufigsten Fragen zur DGNB-Zertifizierung
Was ist die DGNB-Zertifizierung überhaupt?
DGNB – das klingt erstmal wie ein Behördenkürzel. Tatsächlich steckt dahinter eines der wichtigsten Zertifizierungssysteme für Gebäude in Europa.
Die DGNB-Zertifizierung ist ein offizielles Siegel, das zeigt, wie zukunftsfähig und qualitätsbewusst ein Gebäude geplant oder gebaut wurde. Auch eine energetische Sanierung kann hier hilfreich sein. Im Fokus steht dabei: Wie nachhaltig ist das Ganze wirklich – und zwar messbar, nachvollziehbar und nach einheitlichen Kriterien.
Was bedeutet DGNB – und wer steckt dahinter?
DGNB steht für: Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. Gegründet wurde die DGNB 2007 von Architekten, Planern und Bauprofis, die ein Ziel hatten: ein einheitliches, praxisnahes Bewertungssystem für nachhaltige Gebäude zu entwickeln. Heute gehört die Organisation zu den führenden Akteuren für Gebäudezertifizierung in Europa mit über 2.000 Mitgliedern.
DGNB-Zertifikate: Gold, Platin & Co. – wie läuft die Bewertung?
Bei der DGNB-Zertifizierung gibt es keine pauschalen „Bestanden“-Stempel – sondern ein echtes Bewertungssystem mit Auszeichnung. Je nachdem, wie gut dein Gebäude abschneidet, bekommst du am Ende ein DGNB-Zertifikat in Bronze, Silber, Gold oder Platin. Bewertet werden dabei mehrere Qualitätskategorien, unter anderem:

Das DGNB-Siegel steht für die Zertifizierung nachhaltiger Immobilien. Foto: Thomas / stock.adobe.com
- Ökologische Qualität – also z. B. CO₂-Bilanz, Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit der Baustoffe
- Ökonomische Qualität – Lebenszykluskosten, Wertstabilität, Rückbaupotenzial
- Soziokulturelle und funktionale Qualität – Nutzerkomfort, Tageslicht, Schallschutz, Barrierefreiheit
- Technische Qualität – Gebäudetechnik, Wartungsfreundlichkeit, Energieeffizienz
- Prozessqualität – Planung, Ausführung, Dokumentation
- Standortqualität – Anbindung, Infrastruktur, Umweltbelastungen
Jede Kategorie wird mit Punkten bewertet, gewichtet und am Ende in eine Gesamtnote überführt.
Die Auszeichnungsstufen im Überblick:
Level | Erforderliche Gesamtbewertung |
Bronze | ab 35 % |
Silber | ab 50 % |
Gold | ab 65 % |
Platin | ab 80 % |
Diamant (optional) | DGNB-Gold oder -Platin + herausragende Architektur |
Schritt für Schritt zur DGNB-Zertifizierung
1. DGNB-Auditor beauftragen
Der DGNB-Auditor ist dein zertifizierter Begleiter durch den gesamten Prozess. Er kennt die Anforderungen, berät dich zur Gebäudezertifizierung und kümmert sich um die Einreichung aller Unterlagen. In vielen Projekten empfiehlt sich zusätzlich die Zusammenarbeit mit einem Energieberater – vor allem, wenn es um die Optimierung energetischer Maßnahmen und das Ausschöpfen möglicher Förderprogramme geht.
2. Projekt im DGNB-Navigator registrieren
Im DGNB-Navigator – einer digitalen Plattform – wird dein Projekt offiziell angemeldet. Hier laufen alle Infos und Dokumente zusammen.
3. Kriterien abstimmen, Maßnahmen planen
Gemeinsam mit dem Auditor prüfst du, welche Bewertungskriterien auf dein Projekt zutreffen – und wie du möglichst viele Punkte holst.
4. Dokumentation & Nachweise einreichen
Alle relevanten Unterlagen (Pläne, Berechnungen, Kennzahlen) werden gesammelt, geprüft und bei der DGNB eingereicht.
5. Zertifikat erhalten
Nach der Prüfung durch die DGNB bekommst du dein Zertifikat – in Bronze, Silber, Gold oder Platin.
Was kostet eine DGNB-Zertifizierung?
Ganz billig ist das Siegel nicht – aber es lohnt sich. Die Kosten hängen vom Gebäudetyp, der Größe und dem Aufwand ab. Dazu kommt das Honorar für den DGNB-Auditor. Außerdem unterscheiden sich die Kosten, je nachdem, ob du DGNB-Mitglied bist oder nicht. Eine genaue Auflistung findest du in der Gebührenordnung der DGNB.
Vorteile: Warum sich das DGNB-Siegel lohnt
Ein zertifiziertes Gebäude hat mehr als nur einen guten Ruf – es bringt dir echte Vorteile, vor allem im heutigen Marktumfeld.
- ESG-konform: Mit der DGNB-Zertifizierung erfüllst du zentrale Anforderungen der EU-Taxonomie-Verordnung. Gerade bei ESG-Kriterien für Immobilien ist das Siegel oft Pflicht, um bei Investoren, Banken oder Fonds zu punkten.
- Wertsteigerung und besseres Image: Zertifizierte Gebäude gelten als zukunftssicher, hochwertig und wirtschaftlich. Das verbessert die Marktposition, Vermietbarkeit und Wiederverkaufschancen – besonders im gewerblichen Bereich.
- Bessere Karten bei Ausschreibungen: Bei öffentlichen oder ESG-orientierten Ausschreibungen ist eine Gebäudezertifizierung nach DGNB heute ein echter Pluspunkt – und manchmal sogar Voraussetzung.
- Mehr Transparenz für Investoren und Eigentümer: Das DGNB-Siegel zeigt: Hier wurde nachhaltig geplant, gebaut und bewertet. Das schafft Vertrauen – und hilft, Risiken früh zu erkennen und zu vermeiden.
Fördermittel für die DGNB-Zertifizierung: Gibt es Unterstützung vom Staat?
Ja, es gibt sie – aber nicht automatisch und nicht für jedes Projekt. Wer eine DGNB-Zertifizierung anstrebt, kann unter bestimmten Voraussetzungen staatliche Fördermittel beantragen. Besonders relevant sind:
- KfW-Förderprogramme für energieeffizientes und nachhaltiges Bauen z.B. die KfW Neubauförderung
- BAFA-Zuschüsse bei bestimmten technischen Maßnahmen
- ESG-Investitionsprogramme, etwa von Banken oder Fonds mit Nachhaltigkeitsfokus
FAQ – Die 3 häufigsten Fragen zur DGNB-Zertifizierung
Ist die DGNB-Zertifizierung verpflichtend?
Nein, die DGNB-Zertifizierung ist freiwillig. In vielen ESG-Projekten und öffentlichen Ausschreibungen wird sie aber inzwischen als Qualitätsstandard erwartet.
Wie lange ist eine DGNB-Zertifizierung gültig?
Für einen Neubau gilt das Zertifikat dauerhaft, solange keine wesentlichen Änderungen am Gebäude erfolgen. Bei Bestandsgebäuden kann nach einigen Jahren eine Re-Zertifizierung notwendig sein, vor allem bei Modernisierungen.
Was ist der Unterschied zwischen DGNB und anderen Systemen wie LEED oder BREEAM?
DGNB wurde speziell für den deutschen und europäischen Markt entwickelt und ist besonders breit aufgestellt. Es bewertet den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes – also nicht nur die Energieeffizienz, sondern auch Wirtschaftlichkeit, Standort und soziale Faktoren.