Ratgeber

Grillen auf dem Balkon: Erlaubt oder nicht?

Autorenbild: Regine Curth

Viele Mieter wollen ihren Balkon im Sommer ausgiebig nutzen – gerade in der Grillsaison. Doch nicht immer sind Vermieter und die Nachbarn mit deinem Grillvergnügen einverstanden. Was ist in der Mietwohnung erlaubt? Und worauf Mieter müssen Mieter beim Grillen auf Balkon und Terrasse achten?

Darf man Grillen auf dem Balkon der Mietwohnung?

Gesetzlich verboten ist es nicht. Grundsätzlich gilt neben etwaigen Regelungen im Mietvertrag sowie dem Nachbarschaftsrecht das Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme.

Unabhängig davon, ob der Grill stark qualmt oder nicht, musst du die gesetzliche Nachtruhe bzw. auch die Ruhezeiten der Hausordnung einhalten. Diese dauern im Allgemeinen von 22 Uhr bis 6 Uhr morgens.

Ist das Grillen verboten und du grillst trotzdem, kann dein Vermieter eine Abmahnung aussprechen. Im schlimmsten Fall kann dir auch eine Kündigung drohen.

Wie oft darf man auf dem Balkon grillen? – Die Richtlinien

Beim Grillen auf dem Balkon setzt das Mietrecht keine festen Vorschriften oder Grillregeln. Auch ein höchstrichterliches Urteil vom Bundesgerichtshof (BGH) gibt es nicht. Gefällte Gerichtsurteile sind immer Entscheidungen im Einzelfall.

Die regionalen Gerichte urteilten bisher zu der Frage unterschiedlich:

  • Das Amtsgericht Bonn beispielweise entschied, dass einmal im Monat gegrillt werden darf. Sie müssen ihre Nachbarn mindestens 48 Stunden vorher darüber informieren (Az.: 6 C 545/96).
  • Das Amtsgericht Halle/Saale hat entschieden, dass nur viermal im Jahr auf dem Balkon gegrillt werden darf. Nachbarn müssen auch hier mindestens 24 Stunden vorher informieren (Az.: 120 C 1126/12).
  • Das Amtsgericht Westerstede entschied, dass Grillen mit Holzkohle auf dem Balkon maximal zweimal pro Monat erlaubt ist. Zusätzlich darf im ganzen Jahr nur maximal zehnmal gegrillt werden (Az.: 22 C 614/09 (II)).
  • Das Oberlandesgericht Zweibrücken entschied, dass eine Eigentümerversammlung das Grillen in einer Wohnanlage verbieten kann. Erforderlich ist ein Mehrheitsbeschluss (Az.:3 W 50/93).
  • Das Landgericht München I urteilte zur Häufigkeit des Grillens auf Balkonen und Terrassen (Az.: 1 S 7620/22 WEG). Höchstens viermal im Monat und nicht an 2 folgenden Tagen am Wochenende darf der Beklagte grillen.

Ob und wie oft du auf dem Balkon deiner Mietwohnung grillen darfst, lässt sich daher nicht pauschal sagen.

Worauf muss ich beim Grillen auf dem Balkon achten?

Ist das Grillen auf dem Balkon im Mietvertrag nicht ausdrücklich verboten, gilt Rücksichtnahme. Durch Qualm und Häufigkeit des Grillens können sich deine Nachbarn gestört fühlen.

Aber auch deine Nachbarn und der Vermieter sind in der Pflicht. Sie müssen den Grillgeruch gelegentlich hinnehmen, wenn das Grillen auf dem Balkon der Wohnung grundsätzlich erlaubt ist.

Worauf muss ich beim Grillen auf dem Balkon achten?

Neben etwaigen Regelungen im Mietvertrag gilt das Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme. Selbst, wenn das Grillen auf dem Balkon nicht im Mietvertrag verboten ist, sollen Mieter ihre Nachbarn so wenig wie möglich stören. Dringt etwa über ein offenes Fenster starker, dichter Qualm in die Wohnung des Nachbarn, fühlen sich diese zu Recht gestört.

Gleichzeitig sind im Übrigen auch die Nachbarn in der Pflicht. Ist das Grillen auf dem Balkon grundsätzlich erlaubt, müssen sie auch gelegentlichen Grillgeruch hinnehmen.

Unabhängig davon, ob der Grill nun stark qualmt oder nicht, müssen Mieter die gesetzliche Nachtruhe einhalten. Diese ist von Gemeinde zu Gemeinde individuell geregelt, dauert aber im Allgemeinen von 22 bis 6 Uhr morgens. In dieser Zeit sollten sich Partygesellschaften auf dem Balkon nur noch im gedämpften Flüsterton unterhalten.

Welchen Grill darf ich auf dem Balkon benutzen?

In manchen Mietverträgen sind Holzkohlegrills untersagt. Einen Elektro- oder Gasgrill darfst du in der Regel nutzen, außer es besteht für den Balkon grundsätzlich Grillverbot.

Das sind die Vor- und Nachteile der verschiedenen Grillgeräte:

1. Holzkohlegrill auf dem Balkon

Vorteile

  • beliebter Geschmack durch Raucharoma im Grillgut
  • Holzkohle und Briketts vielerorts leicht erhältlich und im Vergleich zur Gasflasche günstiger

Nachteile

  • Starke Rauchentwicklung, wenn Fett oder Marinade auf die heiße Holzkohle tropft
  • Hitze lässt sich schlecht regulieren, besonders für Ungeübte schwer zu handhaben
  • Wind kann die Glut fortwehen und dadurch können Brände entstehen

Verzichte beim Holzkohlegrill auf Brandbeschleuniger oder chemische Grillanzünder und achte darauf, dass Kohle und Grillanzünder immer trocken sind. Zudem sind langsames und indirektes Grillen empfehlenswert.

2. Gasgrill auf dem Balkon

Vorteile

  • kein Ruß und kein Qualm
  • Temperatur in der Regel einfach und variabel einstellbar

Nachteile

  • Aufbau und Anschluss der Gasflasche zeitintensiver als beim Holzkohlegrill, Ungeübte sollten sich am Anfang Hilfe holen
  • Gasflasche muss sicher gelagert werden und bringt immer gewisses Risiko mit

3. Elektrogrill auf dem Balkon

Vorteile

  • Temperatur je nach Modell gradgenau einstellbar
  • kein Rauch oder Ruß
  • grillen sogar in geschlossenen Räumen möglich

Nachteile

  • Gerät benötigt ausreichend Leistung, um gut zu funktionieren
  • immer auf Stromquelle angewiesen

Wie vermeide ich starke Rauchentwicklung beim Grillen?

Der größte Störfaktor beim Grillen auf dem Balkon sind der Qualm und Geruch. Einige Tipps helfen dabei, den lästigen Rauch erst gar nicht entstehen zu lassen:

  • Elektrogrill verwenden: Starke Rauchentwicklung gibt es meist beim Holzkohlegrill.
  • Mariniertes Fleisch vor dem Grillen abtupfen: Viele Marinaden basieren auf Öl, das in die Glut tropft. Wer das Fleisch abtupft, minimiert das Risiko für Rauchentwicklung.
  • Aluschalen verwenden: Fett und Marinade sammeln sich in der Schale und tropfen nicht in die Glut. Der Qualm, der entsteht, wenn Fett oder Fleischsaft auf die Glut tropfen, ist zudem gesundheitsschädlich.
  • Grill nach der Benutzung ordentlich reinigen: Ein gereinigter Grill sorgt ebenfalls für weniger Qualm. Alte Essensreste auf dem Rost verbrennen sonst und führen zu Rauchentwicklung und Geruch.
  • Achte auf gute Luftzufuhr: Wenn der Grill genug Luft bekommt, kann der vorhandene Rauch abziehen. So qualmt es auch weniger.

Immissionsschutzgesetz: Wenn Grillen zur Ordnungswidrigkeit wird

Wer seine Nachbarn einräuchert, verstößt unter Umständen gegen das Immissionsschutzgesetz und muss ein Bußgeld zahlen. Dabei spielt es jedoch keine Rolle, ob du im Garten oder auf dem Balkon grillst. Wichtig ist: Grillrauch darf nicht in Wohn- und Schlafräume der Nachbarn ziehen.

Ist Grillen auf dem Balkon gefährlich?

Das Grillen auf dem Balkon ist gefährlicher als das Grillen im Freien. Mit diesen Tipps kannst du es möglichst ungefährlich gestalten:

  • Der sicherste Grill ist der Elektrogrill. Du kannst die Hitze regulieren und der Funkenflug ist minimal - eine Gasflasche braucht es auch nicht.
  • Damit der Grill nicht umfällt, solltest du auf sicheren Stand achten.
  • Verwende keine Einweggrills, denn bei ihnen entsteht besonders viel Funkenflug.
  • Sorge für Notfälle vor: Am besten stellst du neben den Grill auf dem Balkon einen Feuerlöscher. Aber Vorsicht: Für den Fall, dass Fett brennt, muss das Feuer erstickt werden.
  • Entferne Balkon-Deko. Das kann im schlimmsten Fall brandbeschleunigend wirken. Das gilt auch für Deko in der Nähe des Grillst auf der Terrasse oder im Garten.

FAQ: Die häufigsten Fragen

Ist Grillen auf dem Balkon erlaubt?

Grillen auf dem Balkon ist nicht generell verboten. Spezifische Regelungen, die das Grillen einschränken oder untersagen können im Mietvertrag oder der Hausordnung stehen.

Welche Grillarten sind für den Balkon geeignet?

Gas- und Elektrogrills sind für den Balkon besser geeignet als Holzkohlegrills. Auch kompakte Tischgrills sind empfehlenswert, da sie weniger Rauch entwickeln und somit die Nachbarn weniger belästigen. ​

Wie oft darf ich auf dem Balkon grillen?

Die Häufigkeit des Grillens kann durch Urteile von Landgerichten unterschiedlich bewertet werden. Generell sollte sich die Häufigkeit in einem Maß bewegen, das niemanden stört.

Muss ich meine Nachbarn vor dem Grillen informieren?

Nein. Es ist allerdings ratsam die Nachbarn und den Vermieter vorab über das geplante Grillvergnügen zu informieren. So kannst du mögliche Konflikte vermeiden.

Was kann ich tun, um Rauchentwicklung zu minimieren?

Verwende Gas- oder Elektrogrills und vermeide stark mariniertes Fleisch. Das kann die Rauchentwicklung reduzieren. Das gilt auch für das Grillen auf der Terrasse oder im Garten.

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