Airbnb sorgt erneut für Schlagzeilen in Rom – diesmal mit einer PR-Aktion, die Kritiker empört.
Rom bei Nacht. Touristen erobern die ewige Stadt. Foto: iStock.com / ROMAOSLO
Airbnb sorgt erneut für Schlagzeilen in Rom – diesmal mit einer PR-Aktion, die Kritiker empört. Der Kurzzeitvermietungsriese hat sich mit der Verwaltung des Kolosseums zusammengeschlossen, um zwei exklusive Gladiatorenkämpfe zu inszenieren. Doch während der Konzern dies als Beitrag zum "nachhaltigen Tourismus" preist, werfen Bürgerinitiativen ihm vor, die Wohnungsnot in Rom zu verschärfen.
Gladiatorenkämpfe als PR-Spektakel
Das Kolosseum, ein UNESCO-Weltkulturerbe und Symbol für die glorreiche Geschichte Roms, wird im Mai 2025 zum Schauplatz eines umstrittenen Events. Für 1,5 Millionen Dollar erhält Airbnb die Erlaubnis, zwei Abende lang "friedliche" Gladiatorenkämpfe zu veranstalten – passend zum Kinostart von Gladiator 2. Neben Prominenten dürfen etwa 30 per Lotterie ausgewählte Airbnb-Kunden an dem Spektakel teilnehmen, das sie in Gladiatorenkostümen durch die historischen Tunnel des Kolosseums führt.
Airbnb bewirbt das Event als Gelegenheit, Geschichte lebendig zu machen. Doch für viele Römer ist das eine Respektlosigkeit. Die Associazione Abitanti Centro Storico nennt die Aktion "beschämend" und kritisiert, dass Airbnb damit nicht nur die Kultur, sondern auch das Leben der Bewohner zerstöre.
Wohnraum für Touristen, nicht für Römer
Hinter der glamourösen Fassade bleibt ein bitterer Beigeschmack: Airbnb steht seit Langem in der Kritik, durch Kurzzeitvermietungen die Mietpreise in Städten wie Rom, Florenz und Venedig in die Höhe zu treiben. Besonders die historischen Viertel Roms, wie rund um das Kolosseum, sind betroffen. Mietwohnungen sind dort fast völlig verschwunden, stattdessen finden sich Luxusapartments auf der Plattform. Ein Beispiel: eine Unterkunft mit ikonischem Blick aufs Kolosseum für 1.400 Euro pro Nacht.
Mit mehr als sieben Millionen zahlenden Touristen pro Jahr ist das Kolosseum Italiens meistbesuchte Sehenswürdigkeit. Doch viele Einheimische fühlen sich durch die Touristenflut verdrängt. Symbolisch kleben Aktivisten rote Kreuze auf Schlüsselkasten, die zu Airbnb-Wohnungen gehören, um gegen die „Hyper-Kommerzialisierung“ der Stadt zu protestieren.
Besonders brisant: 2025 wird vom Vatikan zum „Heiligen Jahr“ erklärt, was zusätzlich Millionen Pilger nach Rom ziehen wird. Die Einwohner der Stadt, die ohnehin schon unter dem Touristenandrang leiden, befürchten eine weitere Verschärfung der Wohnungsnot.
Kulturerbe oder Disneyland?
Das Kolosseum, erbaut zwischen 72 und 82 nach Christus, war einst Schauplatz blutiger Gladiatorenkämpfe, die im 5. Jahrhundert verboten wurden. Nun, 1.600 Jahre später, sollen die Kämpfe in einer harmlosen Version zurückkehren – eine Entscheidung, die bei vielen Römern auf Ablehnung stößt.
Roms Kulturstadtrat Massimiliano Smeriglio forderte Airbnb öffentlich auf, das Event abzusagen. „Zeigen Sie sich als Freund Roms, indem Sie unser einzigartiges Kulturerbe nicht in einen Spielplatz verwandeln“, schrieb er in einem offenen Brief. Mehrere Bürgerinitiativen schlossen sich dieser Forderung an und kritisierten die Verwaltung des Kolosseums scharf. Diese hatte zuvor angekündigt, den Massentourismus eindämmen zu wollen.
Doch statt Kritik zu vermeiden, gießt Airbnb mit seinen PR-Aktivitäten zusätzlich Öl ins Feuer. Ein TikTok-Video des Unternehmens, das das römische Reich als Metapher für die globale Präsenz von Airbnb nutzt, sorgte für Empörung. Der provokante Titel: „This is Our Roman Empire.“
Airbnb und sein Imageproblem
Die Gladiatorenkämpfe sind Teil einer Imagekampagne von Airbnb, die das angeschlagene Ansehen des Unternehmens verbessern soll. Weltweit steht der Konzern in der Kritik, durch Kurzzeitvermietungen Wohnraum für Einheimische zu verknappen und die soziale Struktur von Städten zu verändern.
Während Airbnb von „nachhaltigem Tourismus“ spricht, sehen viele Römer darin einen weiteren Versuch, die Stadt für touristische Zwecke auszubeuten. Die Associazione Abitanti Centro Storico kritisiert: „Die Plattform trägt dazu bei, Geschichte und Leben der Menschen zu zerstören.“
Fazit: Eine globale Debatte
Das Kolosseum-Event ist mehr als nur eine PR-Aktion. Es steht symbolisch für einen globalen Konflikt: Städte weltweit kämpfen mit den Auswirkungen von Plattformen wie Airbnb auf ihre Wohnungsmärkte und ihre kulturelle Identität.
Ob Airbnb auf die Forderungen eingeht und das Event absagt, bleibt ungewiss. Sicher ist jedoch, dass die Diskussion über den Einfluss der Plattform auf urbane Lebensräume weitergeht – nicht nur in Rom, sondern in Städten auf der ganzen Welt, die unter Wohnungsnot und Massentourismus leiden.