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Billig-Kredite in der Schweiz - Können Deutsche vom Niedrigzins beim Nachbarn profitieren?

Die Schweizer Nationalbank hat den Einlagezins auf 0,5 Prozent gesenkt. Auch Baukredite und Hypotheken sind deutlich billiger als bei europäischen Banken. Das lockt deutsche Kunden. Theoretisch.

Ein Blick auf die Website eines Schweizer Kreditinstituts wie der Credit Suisse oder UBS kann deutsche Bauwillige in Staunen versetzen. Hypothekenzinsen weit unter 2 Prozent? Für deutsche Immobilienkäufer klingt das fast wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Während Baufinanzierungen in Deutschland inzwischen mit Zinssätzen von mindestens 3 Prozent und oft deutlich mehr zu Buche schlagen – abhängig vom eingebrachten Eigenkapital –, scheint der kleine aber finanzkräftige Nachbar im Süden eine kostengünstige Alternative zu bieten. Doch ist es tatsächlich möglich, als Deutscher von den günstigen Schweizer Krediten zu profitieren? Und was gibt es dabei zu beachten?

Die Schweizer Strategie

In der Schweiz sind niedrige Zinsen nicht nur eine wirtschaftliche Strategie, sondern ein grundlegendes Element des Finanzsystems. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) verfolgt seit Jahren das Ziel, die Stärke des Schweizer Franken zu regulieren und die Inflation niedrig zu halten. Mit ihrer Entscheidung, den Einlagezins am Donnertag auf 0,5 Prozent zu senken, signalisiert die SNB, dass die Schweiz auf einem anderen Kurs bleibt als viele europäische Länder. Während die EZB und andere Zentralbanken die Zinsen nur geringfügig senken, um die Inflation einzudämmen, zeigt die SNB weiterhin Stärke – und das macht die Schweiz besonders attraktiv für Kreditnehmer. Der Chef der Schweizer Notenbank, Martin Schlegel, spricht sogar schon vom negativen Einlagezins.

Wie können Deutsche von günstigen Krediten in der Schweiz profitieren?

Für deutsche Bauwillige stellt sich jedoch die Frage, ob sie überhaupt Zugang zu diesen günstigen Konditionen haben. Schweizer Banken sind in erster Linie daran interessiert, Kredite an Personen zu vergeben, die in der Schweiz leben oder arbeiten. Wer keinen Wohnsitz in der Schweiz hat, muss mit erheblichen Hürden rechnen. Der Hauptgrund liegt in der Risikobewertung: Banken bevorzugen Kreditnehmer mit einem Einkommen in Schweizer Franken, da so Wechselkursrisiken vermieden werden. Verdient ein potenzieller Kreditnehmer sein Einkommen in Euro, trägt die Bank das Risiko, dass Schwankungen im Wechselkurs die Rückzahlung des Kredits erschweren könnten.

Doch selbst mit Wohnsitz in der Schweiz und Einkommen in Franken gibt es weitere Anforderungen, die zu beachten sind. Die Eigenkapitalquote spielt eine entscheidende Rolle. Schweizer Banken verlangen in der Regel, dass mindestens 20 Prozent des Immobilienwerts durch Eigenmittel gedeckt werden. Diese hohe Schwelle soll sicherstellen, dass der Kreditnehmer finanziell stabil ist und sich die Belastung leisten kann. Für Deutsche, die oft lediglich die Kaufnebenkosten von rund 10 Prozent als Eigenkapitalanforderungen kennen, kann das eine Herausforderung darstellen.

Ein weiterer Punkt ist die Nutzung der Immobilie. Schweizer Banken legen großen Wert darauf, dass das finanzierte Objekt als Hauptwohnsitz dient. Ferienhäuser oder reine Investitionsobjekte sind in der Regel schwerer zu finanzieren. Das bedeutet, dass Deutsche, die in der Schweiz eine Immobilie erwerben möchten, nicht nur die Finanzierung klären, sondern auch die rechtlichen und steuerlichen Aspekte berücksichtigen müssen. In vielen Fällen ist eine Aufenthaltsgenehmigung erforderlich, um überhaupt einen Kredit aufnehmen zu können.

Immbobillienmarkt teuer als in Deutschland

Auch der Schweizer Immobilienmarkt selbst birgt Tücken. Die Preise, vor allem in Städten wie Zürich, Genf oder Basel, sind hoch und setzen erhebliches Eigenkapital voraus. Wer jedoch bereit ist, in ländlichere Regionen auszuweichen, kann von günstigeren Konditionen profitieren. Trotzdem bleibt der Markt für ausländische Käufer oft unübersichtlich, und ohne professionelle Beratung ist das Risiko hoch, unerwartete Kosten oder rechtliche Komplikationen zu übersehen.

Für deutsche Baufinanzierer, die in der Schweiz tätig werden möchten, bleibt auch das Wechselkursrisiko ein Thema. Wer einen Kredit in Schweizer Franken aufnimmt, aber in Euro verdient, muss sich bewusst sein, dass der starke Franken die Rückzahlung verteuern kann. Diese Unsicherheit sollte bei der Planung unbedingt berücksichtigt werden.

Dennoch gibt es Szenarien, in denen die Schweiz tatsächlich eine attraktive Option sein kann. Insbesondere für Personen, die bereits in der Schweiz leben oder arbeiten, bieten die niedrigen Zinsen enorme Vorteile. Auch für Kapitalanleger, die in der Schweiz Immobilien erwerben möchten, können sich Chancen ergeben – vorausgesetzt, sie bringen die nötigen finanziellen Mittel und die Bereitschaft mit, sich intensiv mit den lokalen Gegebenheiten auseinanderzusetzen.

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Schweiz mit ihren niedrigen Zinsen auf den ersten Blick verlockend wirkt. Doch wer als Deutscher von den günstigen Krediten profitieren möchte, muss sich auf strenge Bedingungen und mögliche Risiken einstellen. Ohne Eigenkapital, Einkommen in Schweizer Franken und detaillierte Kenntnisse des Schweizer Immobilienmarktes dürfte es schwierig werden, eine Finanzierung zu erhalten. Mit der richtigen Vorbereitung und professioneller Unterstützung kann der Traum vom günstigen Baukredit in der Schweiz jedoch Realität werden – und das zu Konditionen, die in Deutschland derzeit undenkbar sind. Aller muss das Haus dann auch in der Schweiz stehen. Und das macht jede Überlegungen letztlich wertlos. Hier dürften als Zielgruppe lediglich Grenzgänger übrig bleiben.   

Wie Grenzgänger von Schweizer Baufinanzierungen profitieren können

Für Grenzgänger, die in der Schweiz arbeiten und in Deutschland wohnen, gibt es durchaus Wege, von den günstigen Schweizer Zinsen zu profitieren. Viele Banken in der Grenzregion haben sich auf diese Zielgruppe spezialisiert und bieten maßgeschneiderte Lösungen an. Ein entscheidender Vorteil für Grenzgänger ist ihr Einkommen in Schweizer Franken, das die Voraussetzung für eine Finanzierung in der Schweiz deutlich erleichtert. Damit entfällt auch das Währungsrisiko, das für deutsche Kreditnehmer ohne Einkommen in Franken ein großes Hindernis darstellt.

Eine mögliche Strategie ist die Kombination eines Kredits in Schweizer Franken mit einem Eigenkapitalanteil aus angespartem Pensionskassenguthaben. Schweizer Grenzgänger können dieses Guthaben vorzeitig für den Immobilienkauf nutzen, was die Finanzierung erleichtert. Zudem besteht die Möglichkeit, das Darlehen aufzuteilen – etwa in einen Teil in Schweizer Franken und einen in Euro –, um das Währungsrisiko zu minimieren und von den Vorteilen beider Währungen zu profitieren.

Wer diese Optionen in Betracht zieht, sollte frühzeitig eine spezialisierte Beratung in Anspruch nehmen, idealerweise bei einem Finanzierungsvermittler, der sich sowohl mit deutschen als auch mit Schweizer Banken auskennt. So lassen sich die besten Konditionen finden und potenzielle Risiken minimieren.

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