Einer der größten Batteriespeicher Europas entsteht in Alfeld. Trotz Verzögerungen hält die Stadt an dem Projekt fest. Doch wie viel Energie speichert die Anlage wirklich, und warum ist sie so wichtig für die Energiewende?

KI-Bild der Batteriespeicher-Anlage in Ahlfeld. Foto: Kyon Energy
137,5 Megawatt Leistung: Was steckt hinter dem Batteriespeicher?
In der niedersächsischen Kleinstadt Alfeld, Landkreis Hildesheim, entsteht ein gigantischer Batteriespeicher, der bis zu 137,5 Megawatt Leistung und 275 Megawattstunden Kapazität erreichen soll. Nach Angaben des Herstellers Kyon Energy reicht das aus, um eine Million Haushalte eine Stunde lang mit Strom zu versorgen. Die Hauptaufgabe der Anlage: das Stromnetz stabilisieren. Der Standort wurde bewusst gewählt, da sich in der Nähe bereits ein Umspannwerk befindet.
Bau verzögert sich – Stadt bleibt optimistisch
Eigentlich war der Baustart für 2024 geplant, der Netzanschluss sollte bis Ende 2025 erfolgen. Nun wird mit einer Fertigstellung erst 2026 gerechnet. Verzögerungen gab es laut Stadtverwaltung wegen Lieferproblemen bei den Batterien. Trotzdem ist die Stadt Alfeld weiterhin von dem Projekt überzeugt. Laut Baudezernent Mario Stellmacher habe der Hersteller Kyon Energy gut kommuniziert und die notwendigen Genehmigungen nach Anpassungen der Anlage erneut beantragt. Ein Baubeginn Mitte März ist nun angekündigt.
Batteriespeicher als Schlüssel zur Energiewende
Mit der steigenden Produktion erneuerbarer Energien werden leistungsstarke Speicher immer wichtiger. Sie können Überschussstrom aus Solar- und Windkraftanlagen aufnehmen und in Zeiten hoher Nachfrage abgeben. Das macht das Stromnetz stabiler und unabhängiger von fossilen Energieträgern. In der Region Südniedersachsen sind bereits weitere Batteriespeicherprojekte geplant, darunter in Lamspringe, wo ebenfalls Kyon Energy involviert ist.
Vergleich mit anderen Batteriespeicherprojekten
Der Batteriespeicher gilt in Alfeld gilt zwar der größte in Europa, aber wie lange wird es diesen Rekord halten?
Alfeld ist nur der Anfang. In Sachsen-Anhalt wird ab 2024 ein weiteres gigantisches Batteriegroßspeicherwerk entstehen. Der Speicher wird aus sechs Einheiten bestehen, die zusammen eine Leistung von 300 Megawatt erbringen sollen. Diese Anlage wird sogar größer sein als der Speicher in Alfeld und rund 250 Millionen Euro kosten. Das deutsch-norwegische Unternehmen Eco Stor ist federführend für das Projekt verantwortlich und wird in Zusammenarbeit mit einem Finanzierungspartner die Anlage errichten.
In der Oberlausitz plant der Energieversorger LEAG gemeinsam mit dem US-amerikanischen Batteriehersteller ESS den Bau eines 50-Megawatt-Speichers. Dieser soll im Jahr 2027 in Betrieb genommen werden und später noch weiter ausgebaut werden. Ziel ist es, zwei bis drei Millionen Haushalte kontinuierlich mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Diese riesigen Speicherprojekte sind ein wichtiger Schritt, um die Stromnetze auf die schwankende Energieerzeugung aus Wind- und Solarenergie vorzubereiten.
Die Kyon Energy ist aber kein Anfänger. Ein bereits realisierter Speicher in Schwabmünchen, Bayern, hat eine Leistung von 16 Megawatt und eine Kapazität von 20 Megawattstunden. Dieses Projekt wurde in Zusammenarbeit mit ABO Wind umgesetzt und dient zur Primärregelleistung sowie zur Optimierung am Spotmarkt. Es ging 2023 in Betrieb und wurde an VERBUND veräußert.
Parallel dazu ist in Dahlem, Nordrhein-Westfalen, eine weitere große Anlage mit 100 Megawatt Leistung und 200 Megawattstunden Kapazität geplant. Die Fertigstellung ist für 2026 vorgesehen. Diese Anlage wird nicht nur zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen, sondern auch Einnahmen durch vermiedene Netzentgelte generieren. Deutschland erfährt gerade einen regelrechten Boom. Im Allgäu entsteht ebenfalls eine riesige Anlage. Zudem profitiert Deutschland auch von ihren Nachbarn.
Der Ausbau von Batteriespeichern gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Alfeld steht mit seinem Projekt an vorderster Front der Energiewende, doch viele weitere Speicher könnten folgen.