Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen im Euroraum um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 3,25 Prozent gesenkt. Erfahre, wie sich diese Entscheidung auf Kredite, Sparanlagen und die wirtschaftliche Lage auswirken könnte.
Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank. Foto: Felix Schmitt for the ECB
Die Europäische Zentralbank hat erneut eine Senkung des Leitzinses beschlossen. Das verkündete EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz in Brdo, rund 30 Kilometer entfernt von der slowenischen Hauptstadt Ljubljana, wo die EZB tagte. Die Währungshüter reagieren mit der Entscheidung auf die abnehmende Inflation im EU-Raum und die wirtschaftlichen Herausforderungen.
Der sogenannte Einlagesatz, der für die Finanzmärkte als Richtwert gilt, wurde um 0,25 Prozentpunkte auf 3,25 Prozent gesenkt. Dies ist der Zinssatz, zu dem Banken überschüssiges Geld bei der EZB kurzfristig anlegen können. Gleichzeitig wurde auch der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem Banken sich Geld leihen, um 0,25 Prozentpunkte auf 3,4 Prozent gesenkt. Der Spitzenrefinanzierungssatz fällt von 3,9 auf 3,65 Prozent. Sie gelten ab dem 23. Oktober 2024.
Als Begründung für diesen Schritt nannte die Präsidentin drei Kernpunkte.
- Die Senkung der Leitzinsen um 25 Basispunkte soll die aktuellen Inflationsaussichten und die wirtschaftliche Lage stabilisieren.
- Trotz des laufenden Disinflationsprozesses bleibe die Binneninflation hoch, was vor allem auf stark steigende Löhne zurückzuführen ist, wobei die Inflation im kommenden Jahr das Ziel von 2 Prozent erreichen soll.
- Die EZB verfolgt weiterhin eine restriktive Geldpolitik, wobei die Zinsen so lange wie nötig restriktiv bleiben, um das Inflationsziel zu sichern, und Entscheidungen datenabhängig von Sitzung zu Sitzung getroffen werden.
Christine Lagardes Ankunft in Brdo - dem Tagungsort des EZB-Rates
Was bedeutet die Zinssenkung für dich?
Kredite: Eine Senkung des Leitzinses kann grundsätzlich dazu führen, dass Banken günstigere Konditionen für kurzfristige Kredite anbieten. Das bedeutet, dass für Verbraucher und Unternehmen die Kreditaufnahme günstiger werden könnte. Das gilt auch für Baufinanzierungen. Allerdings sind Bauzinsen oft auf eine lange Zeit angelegt und laut Ökonomen sind derzeit geopolitische Risiken und weitere Leitzinssenkungen bereits eingepreist. Es kann also durchaus sein, dass das aktuelle Niveau von etwa 3,3 Prozent für 10-Jährige Bauzinsen stabil bleibt trotz der bereits dritten Leitzinssenkung in den vergangenen Monaten.
Sparen: Auf der anderen Seite wirkt sich die Zinssenkung negativ auf die Zinsen für Sparprodukte wie Tagesgeld- oder Festgeldkonten aus. Wenn Banken weniger Zinsen für ihre Einlagen bei der EZB bekommen, geben sie diese geringeren Renditen oft an ihre Kunden weiter. Für Sparer bedeutet das, dass sie in naher Zukunft mit leicht niedrigeren Zinsen für ihre Ersparnisse rechnen müssen. Das kann allerdings im Umkehrschuss andere Anlagen wie Aktien attraktiver machen.
Wirtschaftliche Stabilität: Die Entscheidung der EZB steht im Zusammenhang mit der aktuellen wirtschaftlichen Lage im Euroraum. Sinkende Energiepreise haben die Inflation im Euro-Raum auf 1,8% Prozent gedrückt, was den niedrigsten Stand seit 3 Jahren darstellt. Damit wurde aber auch das Ziel einer 2-Prozent-Inflation unterschritten, weshalb andere Ökonomen nun schon das Deflations-Gespenst fürchten und warnend zu einer größeren Zinssenkung aufgerufen hatten.
Die EZB zielt darauf ab, durch die Zinssenkung den Konsum und die Investitionen anzukurbeln, um die Wirtschaft zu stabilisieren und das Inflationsziel von 2 Prozent langfristig zu halten. Die Senkung der Zinsen könnte für Unternehmen einen Anreiz schaffen, vermehrt Kredite aufzunehmen und zu investieren. Alle voran Deutschlands Wirtschaftswachstum ist im 2. Quartal 2024 geschrumpft und hinkt eigenen Ansprüchen Meilen weit hinterher.
Wie geht die EZB künftig vor?
Die EZB hat sich bewusst nicht auf einen langfristigen Zinspfad festgelegt. EZB-Chefin Christine Lagarde betonte zuletzt, dass weitere Zinsschritte von der wirtschaftlichen Entwicklung und den Inflationsdaten abhängen werden. Von Sitzung zu Sitzung will die Zentralbank neu entscheiden, wie es geldpolitisch weitergeht. Die nächste Sitzung ist am 12. Dezember geplant, und bis dahin bleibt abzuwarten, wie sich die Lage entwickelt. Höhere Energiekosten könnten die Inflation bis dahin wieder angeheizt haben.