Energie

Gigantischer Stromspeicher in der Schweiz geplant: Wie Deutschland profitiert

Direkt an der deutschen Grenze entsteht die größte Redox-Flow-Batterie der Welt. Der Stromspeicher in Laufenburg soll Netzschwankungen ausgleichen und könnte auch Deutschland zugutekommen.

Riesen-Batterie nahe der deutschen Grenze

Die Schweiz plant den Bau eines gigantischen Stromspeichers, der die Energiewende entscheidend voranbringen könnte – auch für Deutschland. In Laufenburg, nahe der Grenzen zu Deutschland und Frankreich, soll die weltweit größte Redox-Flow-Batterie entstehen. Das Projekt wird von der Firma Flexbase umgesetzt und soll eine Kapazität von mindestens 1,2 Gigawattstunden haben.

Das Besondere: Der Speicher wird über die bestehende Infrastruktur direkt an die Stromnetze der drei Länder angeschlossen. Deutschland könnte dadurch erheblich profitieren – sowohl wirtschaftlich als auch in puncto Netzstabilität.

Warum ist Laufenburg der ideale Standort?

Laufenburg hat eine besondere Bedeutung für das europäische Stromnetz. Bereits 1958 wurden hier die Stromnetze Deutschlands, Frankreichs und der Schweiz zusammengeschaltet. Heute treffen dort 41 Hochspannungsleitungen aufeinander, weshalb die Stadt oft als „Herz des europäischen Verbunds“ bezeichnet wird.

Für den geplanten Speicher bietet dieser Standort enorme Vorteile: Er kann effizient in den europäischen Stromhandel eingebunden werden, Stromüberschüsse aufnehmen und bei Bedarf ins Netz einspeisen – ohne große Leitungsverluste. Das macht die Anlage zu einem strategischen Knotenpunkt für die Energiewende.

Technologie: Warum Redox-Flow-Batterien Vorteile haben

Im Gegensatz zu herkömmlichen Lithium-Ionen-Speichern setzt der Laufenburger Speicher auf die Redox-Flow-Technologie. Diese speichert Energie in flüssigen Elektrolyten und bietet mehrere Vorteile:

  • Längere Lebensdauer: Redox-Flow-Batterien verlieren über viele Ladezyklen kaum an Speicherkapazität.
  • Geringere Brandgefahr: Die verwendeten Materialien sind weniger entzündlich als Lithium-Ionen-Zellen.
  • Nachhaltigere Rohstoffe: Der Speicher benötigt weniger seltene Materialien und vermeidet problematische Lithium- oder Kobalt-Abbauprozesse.
  • Flexible Skalierung: Die Kapazität lässt sich durch größere Tanks einfach erweitern.

Mit 960 Tanks und einer Elektrolytmenge von 260 Millionen Litern wird die Laufenburger Batterie neue Maßstäbe setzen. Der bisher größte Speicher dieser Art befindet sich in China und hat eine Kapazität von 400 Megawattstunden – nicht einmal halb so viel wie das geplante Projekt.

Welche Vorteile hat Deutschland?

Obwohl der Speicher in der Schweiz gebaut wird, ergeben sich auch für Deutschland klare Vorteile:

1. Höhere Netzstabilität

Durch die direkte Anbindung an das deutsche Stromnetz kann die Batterie Schwankungen im Netz ausgleichen. Gerade mit dem zunehmenden Ausbau erneuerbarer Energien wird es immer wichtiger, überschüssigen Wind- und Solarstrom zwischenzuspeichern und gezielt wieder abzugeben.

2. Günstigere Strompreise bei hoher Einspeisung

In Zeiten hoher erneuerbarer Erzeugung, wenn Windkraftanlagen oder Solaranlagen mehr Strom produzieren als verbraucht wird, könnten Teile dieser Energie zwischengespeichert und später genutzt werden – anstatt sie ungenutzt zu lassen oder mit negativen Strompreisen abzugeben. Das stabilisiert die Marktpreise und könnte langfristig auch für Verbraucher Vorteile bringen.

3. Absicherung für Notfälle

Der Speicher kann auch als Notstromquelle dienen – unter anderem für ein angrenzendes Rechenzentrum, das für künstliche Intelligenz genutzt werden soll. Sollte es in Deutschland zu Engpässen kommen, könnte gespeicherter Strom aus der Schweiz ins Netz gespeist werden.

4. Technologievorsprung und Innovation

Mit dem Bau der weltweit größten Redox-Flow-Batterie wird ein Meilenstein in der Speichertechnologie gesetzt. Deutsche Unternehmen könnten von den Fortschritten profitieren – sei es durch Kooperationen mit Schweizer Firmen, Wissenstransfer oder die Entwicklung eigener Projekte.

Ausblick: Wann geht der Speicher ans Netz?

Noch sind nicht alle technischen Details entschieden – insbesondere welche Elektrolyte letztendlich verwendet werden. Flexbase plant, bis 2027 eine finale Entscheidung zu treffen. Der Bau soll bis 2028 abgeschlossen sein.

Für Deutschland bedeutet das: In wenigen Jahren könnte eine der wichtigsten Batteriespeicheranlagen Europas bereitstehen – und einen entscheidenden Beitrag zur sicheren Stromversorgung und zur Energiewende leisten.

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