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Grunderwerbsteuer: Rekord trotz Anstieg in weiter Ferne

Nach Jahren des Rückgangs gibt es 2024 erstmals wieder eine leichte Erholung bei den Immobilienverkäufen. Das zeigt der Blick auf die Grunderwerbsteuer-Einnahmen. Die Bundesländer melden kumuliert 12,75 Milliarden Euro – ein Plus von 4,5 Prozent gegenüber 2023. Doch es gibt Gewinner und Verlierer im Ländervergleich.

Nach Jahren des Rückgangs gibt es 2024 erstmals wieder eine leichte Erholung bei den Grunderwerbsteuer-Einnahmen. Die einzelnen Bundesländer meldeten insgesamt 12,75 Milliarden Euro – ein Plus von 4,5 Prozent gegenüber 2023. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Finanzministeriums hervor.

Doch der Blick auf die vergangenen Jahre zeigt: Von einer echten Erholung kann noch keine Rede sein. Der Immobilienmarkt bleibt weiter unter Druck, und die Steuererträge liegen noch immer weit unter den Rekordwerten vergangener Boomjahre.

Weit entfernt von den Höchstwerten

Der Einbruch wird besonders deutlich, wenn man das Rekordjahr 2021 mit 18,5 Milliarden Euro betrachtet. Damals nahm der Staat fast 50 Prozent mehr ein als heute. Viele Leute nutzten noch während der Pandemie die günstigen Zinsen, um sich den Traum von Eigentum zu verwirklichen. Auch Baumaterial war damals noch deutlich erschwinglicher, um Immobilien kostengünstiger sanieren zu können. Der Staat profitierte dadurch durch die Grunderwerbsteuer.

Die Steuereinnahmen aus 2024 liegen trotz einer kleinen Erholung aber weiter auf dem Niveau von vor knapp 8 bzw. 9 Jahren. Damals flossen zwischen 11,2 und 12,4 Milliarden Euro in die Steuerkasse. Ein Blick auf die einzelnen Bundesländer zeigt jedoch klare Gewinner und Verlierer.

Süden und Westen stabilisieren sich 

Während einige Regionen weiterhin auf tiefem Niveau stagnieren, gibt es klare Gewinner des Jahres 2024:

  • Bayern: +11,8 % auf 1,75 Milliarden Euro
  • Baden-Württemberg: +9,5 % auf 1,82 Milliarden Euro
  • Nordrhein-Westfalen: +8,2 % auf 3,01 Milliarden Euro

Ebenfalls hervorzuheben:

  •  Sachsen: +7,4 % auf 389 Millionen Euro

Vor allem Bayern und Baden-Württemberg holen stark auf, bleiben aber auch noch deutlich unter den Höchstwerten aus 2021 zurück. Aber auch Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland erholen sich teils mit knapp 10 Prozent. Ebenfalls deutlich im Plus: Niedersachsen.

Die großen Verlierer: Ostdeutschland und Küstenregionen

Während sich die westlichen Bundesländer langsam erholen, bleibt Ostdeutschland mit Ausnahme Sachsens weiter im Minus: Die Metropole Berlin kommt mit einem Minus von 3,7% noch glimpflich davon.

  • Sachsen-Anhalt: 184 Millionen Euro, ein Rückgang von 20 % gegenüber 2023
  • Thüringen: 145 Millionen Euro, fast 20 % unter 2023
  • Brandenburg: 353 Millionen Euro, 18,6 % weniger als 2023

Der Osten bleibt hinterher, da strukturschwache Regionen besonders leiden. Viele ländliche Regionen im Osten sind fast ohne Nachfrage. Die Metropole Berlin, die in der Vergangenheit Käufer nach Brandenburg lockte, hat durch hohe Zinsen und eine stagnierende Nachfrage ebenfalls an Attraktivität verloren. Der Versuch Thüringens, die Grunderwerbsteuer zu senken, um mehr Menschen ins Eigentum zu holen, hat zumindest bis jetzt noch keinen signifikanten Effekt gebracht.

Norddeutschland: Die Küstenregionen kämpfen weiter

Die Entwicklung in den Küstenregionen fällt gemischt aus:

  • Hamburg: +1,2 % auf 423 Millionen Euro, bleibt aber weit unter den 530 Millionen Euro aus 2022
  • Schleswig-Holstein: -4,1 % auf 586 Millionen Euro
  • Mecklenburg-Vorpommern: -14,2 % auf 198 Millionen Euro
  • Bremen: -9,9 % auf 90 Millionen Euro

In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, wo Immobilienpreise an der Küste stark gestiegen sind, zeigt sich jetzt eine gewisse Kaufzurückhaltung. Der Markt für Ferienimmobilien war ein Einnahmentreiber. Während der Corona-Pandemie waren sie stark nachgefragt, doch mit steigenden Zinsen und wirtschaftlicher Unsicherheit ist dieser Boom abgeflacht und noch ist keine Erholung in Sicht.

Fazit: Wo geht die Reise hin?

Die Zahlen zeigen insgesamt zwar eine erste Erholung, doch die Höchstwerte vergangener Jahre bleiben unerreichbar. Es zeigt sich beim zweiten Blick ein klares Gefälle zwischen mehr Einnahmen im Süden und Westen sowie Verlusten an der Küste und im Osten. Der Immobilienmarkt bleibt mit Blick auf die Rekordjahre schwach, und ohne sinkende Zinsen hätte sich die Situation wohl kaum gebessert.

Ob die Einnahmen aus der Grunderwerbsteuer weiter steigen, hängt stark von der Zinspolitik der EZB ab. Solange die Finanzierungskosten hoch bleiben, wird sich der Markt nur langsam erholen. Sollte es jedoch 2025 weitere Zinssenkungen geben, könnte sich der Markt wieder beleben – und die Steuereinnahmen steigen.

Auf einen Blick: Veränderung der Grunderwerbsteuer-Einnahmen 2023 zu 2024

Bundesland 2023 (Mrd. €) 2024 (Mrd. €) Veränderung (%)
Bayern 1,56 1,75 +11,8 %
Saarland 0,12 0,14 +10,5 %
Baden-Württemberg 1,66 1,82 +9,5 %
Hessen 1,07 1,16 +8,4 %
Nordrhein-Westfalen 2,78 3,01 +8,2 %
Rheinland-Pfalz 0,52 0,56 +8,1 %
Sachsen 0,36 0,39 +7,4 %
Niedersachsen 0,97 1,04 +6,6 %
Hamburg 0,42 0,42 +1,2 %
Berlin 0,95 0,91 -3,7 %
Schleswig-Holstein 0,61 0,59 -4,1 %
Bremen 0,10 0,09 -9,9 %
Mecklenburg-Vorpommern 0,23 0,20 -14,2 %
Brandenburg 0,43 0,35 -18,6 %
Thüringen 0,18 0,15 -19,8 %
Sachsen-Anhalt 0,23 0,18 -20,0 %

Quelle: Bundesfinanzministerium

Diese Tabelle zeigt die Veränderungen der Grunderwerbsteuer-Einnahmen von 2023 auf 2024 und verdeutlicht, welche Bundesländer am stärksten wachsen und welche weiterhin Einbußen verzeichnen.

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