Ratgeber

Warum über 40 Millionen Deutsche von Altersarmut bedroht sind

Deutschland Mieterland – rund 42 Millionen Menschen leben hierzulande zur Miete. Die Eigentumsquote hingegen ist EU-weit am niedrigsten und zuletzt sogar noch einmal gesunken. Warum diese Entwicklung so gefährlich ist.

Warum Deutschland ein Mieterland ist

Die niedrige Eigentumsquote in Deutschland hat historische Ursachen. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert entstanden in städtischen Ballungszentren vor allem Mietskasernen, die der stark wachsenden Arbeiterschaft schnellen und günstigen Wohnraum boten. Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierten sich Bund und Länder auf den Bau von Mietwohnungen, um die Wohnungsnot zu lindern. Eigenheime standen dabei nicht im Fokus.

Diese Entwicklung hat bis heute Auswirkungen: Laut Eurostat lebten 2022 nur 47 Prozent der deutschen Haushalte in den eigenen vier Wänden – der niedrigste Wert in der EU. Eine aktuelle Studie des Pestel Instituts zeigt, dass dieser Wert mittlerweile sogar noch einmal gesunken ist und 2025 mit 44 Prozent auf einem 15-Jahres-Tief liegt. Die Gründe liegen auf der Hand: Seit Anfang 2022 sind die Bauzinsen von etwa 1 Prozent auf rund 3,5 Prozent für eine 10-Jährige Zinsbindung deutlich gestiegen, sodass für viele die Finanzierung von Wohneigentum in weite Ferne gerückt ist. Seit Ende 2024 ziehen nun auch die Immobilienpreise wieder an.

Tipp: Checke mit der immowelt PriceMap die aktuellen Immobilienpreise in deiner Region.

Steigende Mieten: Ein Risiko für Millionen Rentner

Das Problem einer niedrigen Eigentumsquote: Mit dem Renteneintritt fällt für viele Menschen ein Großteil des Einkommens weg. Gleichzeitig steigen die Mieten weiter an, auch in ländlichen Regionen. Die Studie des Pestel Instituts warnt: Immer mehr Senioren geben über 50 Prozent ihrer monatlichen Rente für die Miete aus – als Faustformel gilt, dass die Miete maximal 30 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens ausmachen sollte. Besonders betroffen sind Rentnerhaushalte mit weniger als 1.200 Euro monatlich. Ohne finanzielle Rücklagen oder Eigentum droht vielen die Grundsicherung.

Ein Beispiel aus der Praxis: Juliette Küsters, 69 Jahre alt, lebt mit einem Freund in einer Zweckgemeinschaft. Sie hilft im Haushalt und zahlt keine Miete – nur die Nebenkosten. Ohne diese ungewöhnliche Lösung wäre sie auf dem freien Wohnungsmarkt kaum konkurrenzfähig.

Wege aus der Krise: Wie mehr Menschen Eigentum schaffen könnten

Experten fordern Maßnahmen, um die Eigentumsquote zu erhöhen und damit Altersarmut vorzubeugen. Der Staat könnte beispielsweise die Grunderwerbsteuer für selbstgenutztes Wohneigentum streichen. Aktuell liegt diese in einigen Bundesländern bei bis zu 6,5 Prozent des Kaufpreises und ist eine erhebliche Hürde für viele Haushalte. Auch Förderungen durch zinsgünstige Kredite mit langfristigen Laufzeiten könnten helfen.

Darüber hinaus müsste der Fokus auf sozialverträglichen Wohnraum gelegt werden – nicht nur durch Neubau, sondern auch durch die Modernisierung bestehender Immobilien. „Eine Eigentumsquote von über 50 Prozent würde nicht nur die Altersvorsorge stärken, sondern auch für mehr soziale Stabilität sorgen“, erklärt Matthias Günther, Chefökonom des Pestel Instituts.

Die Zeit drängt: Ohne Gegenmaßnahmen droht Millionen Deutschen im Alter der Mieten-Schock – mit verheerenden Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft.

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