Offene Immobilienfonds gelten als beliebte Anlageform, doch eine aktuelle Studie wirft Sparkassen und Volksbanken vor, die Risiken dieser Produkte zu verharmlosen. Was steckt hinter den Vorwürfen, und was bedeutet das für Anleger?
Kredithäuser stehen wegen offener Immobilienfonds in der Kritik. Foto: iStock.com / bluejayphoto
Riskante Anlagen für sicherheitsbewusste Anleger
Eine aktuelle Studie des Vereins Finanzwende hat offene Immobilienfonds ins Visier genommen und scharfe Vorwürfe gegen Sparkassen und Volksbanken erhoben. Das berichten Handelsblatt und Süddeutsche. Die Fonds werden als zu riskant für sicherheitsbewusste Anleger dargestellt, was bei Verbraucherschützern Alarm ausgelöst hat. Die betroffenen Banken bestreiten, dass sie riskante Produkte bewusst als sicher verkaufen und betonen die harten Dokumentations- und Informationspflichten, unter anderem auch für die Risikobewertung. Doch was steckt hinter dieser Kritik, wie funktionieren offene Immobilienfonds, und welche Konsequenzen hat das für Anleger?
Was sind offene Immobilienfonds?
Offene Immobilienfonds sind Investmentprodukte, die es Anlegern ermöglichen, mit vergleichsweise kleinen Beträgen in Immobilien zu investieren. Im Gegensatz zu geschlossenen Fonds sind diese jederzeit für neue Investoren geöffnet, und Anleger können Anteile relativ flexibel kaufen oder verkaufen. Die Fonds investieren typischerweise in Gewerbe- oder Wohnimmobilien und erzielen Renditen durch Mieteinnahmen und mögliche Wertsteigerungen der Objekte.
Ein Vorteil offener Immobilienfonds ist die Diversifikation: Anleger beteiligen sich an einem breit gestreuten Portfolio. Dennoch gelten Immobilieninvestitionen als illiquide, was bedeutet, dass Verkäufe von Objekten Zeit benötigen und in schwierigen Marktphasen problematisch sein können.
Kritikpunkte: „Sicherheitsillusion“ und versteckte Risiken
Die von Finanzwende beauftragte Studie wirft Sparkassen und Volksbanken vor, offene Immobilienfonds gezielt an sicherheitsbewusste Kunden zu verkaufen, obwohl diese Produkte keineswegs risikolos sind. Die zentralen Kritikpunkte:
- Verharmloste Risiken:
- Laut der Studie werden die Fonds oft mit ähnlichen Risikokennzahlen wie Staatsanleihen beworben, obwohl Immobilienmärkte erheblich volatiler sein können. Verbraucherschützer sprechen von einer „Sicherheitsillusion“.
- Hohe Kosten:
- Viele Fonds verursachen hohe Produktkosten, die mögliche Renditen stark schmälern. Anleger zahlen oft mehr für Fondsanteile, als es notwendig wäre.
- Mangelhafte Beratung:
- Sparkassen und Volksbanken sollen die Produkte in einigen Fällen unzureichend erklärt und die Risiken verharmlost haben. Dies wird durch die deutliche Abwertung eines großen Fonds der Union-Investment-Tochter ZBI um 17 Prozent im vergangenen Jahr verstärkt.
- Marktentwicklung:
- Sinkende Immobilienpreise und ein stagnierender Transaktionsmarkt setzen die Fonds unter Druck. In den letzten 16 Monaten flossen laut Barkow Consulting netto mehr als sechs Milliarden Euro aus den Fonds ab.
Konsequenzen für Anleger
Die Kritik von Finanzwende hat die Diskussion um offene Immobilienfonds neu entfacht, doch wie wirkt sich das auf Anleger aus?
- Kündigungsfristen: Wer Anteile an offenen Immobilienfonds verkaufen möchte, muss oft eine Kündigungsfrist von einem Jahr einhalten. Dies schränkt die Flexibilität erheblich ein.
- Langfristige Anlageziele: Experten wie Sonja Knorr von der Ratingagentur Scope betonen, dass solche Fonds langfristige Investments sind und nicht als Ersatz für Tagesgeldkonten oder andere liquide Anlagen betrachtet werden sollten.
- Verluste durch Abwertungen: Fonds können durch sinkende Immobilienpreise an Wert verlieren, was Anleger direkt trifft. Allerdings wird erwartet, dass drastische Abwertungen wie bei ZBI die Ausnahme bleiben.
Sind bereits Kunden zu Schaden gekommen?
Die deutliche Abwertung des ZBI-Fonds zeigt, dass Anleger Verluste erleiden können, wenn Immobilienmärkte unter Druck stehen. Ob Kunden durch die vermeintlich irreführende Beratung der Banken unmittelbar geschädigt wurden, wird derzeit geprüft. Verbraucherschützer haben rechtliche Schritte eingeleitet, um die Praktiken von Fondsanbietern und Banken auf den Prüfstand zu stellen.
Fazit: Was sollten Anleger tun?
Offene Immobilienfonds bleiben ein nützliches Instrument, um mit kleinen Beträgen in Immobilien zu investieren, doch die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass diese Anlageform nicht ohne Risiken ist. Anleger sollten folgende Punkte beachten:
- Genau prüfen: Vor einem Investment ist es entscheidend, die Kostenstruktur und die Risiken des Fonds zu verstehen.
- Langfristige Perspektive einnehmen: Diese Fonds eignen sich vor allem für Anleger, die nicht kurzfristig auf ihr Kapital zugreifen müssen.
- Beratung hinterfragen: Kunden sollten sichergehen, dass die Beratung unabhängig und umfassend ist.
Die Studie von Finanzwende unterstreicht die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit offenen Immobilienfonds. Die Diskussion zeigt, dass sich Anleger nicht allein auf Versprechen von Sicherheit verlassen dürfen – eine eigene Prüfung bleibt unerlässlich.