Die Wärmepumpe steckt in einer Absatzkrise – trotz hoher staatlicher Förderung. Während viele Hausbesitzer gerade zögern, boomt die Heiztechnologie aber in den Immobilienportalen. Wie lässt sich dieses Paradoxon erklären?
Wärmepumpe - ein effizientes Heizsystem. Foto: iStock.com / Andie_Alpion
Wärmepumpe: Ein zentrales Element der Energiewende – und doch ein Sorgenkind
Die Wärmepumpe gilt als das Herzstück der Wärmewende. Die Bundesregierung hat sich ambitionierte Ziele gesetzt, um die Heiztechnologie flächendeckend durchzusetzen. Doch wie das Handelsblatt berichtet, sieht die Realität im Jahr 2024 düster aus: Der Absatz von Wärmepumpen habe sich fast halbiert. Laut einer Studie von Enpal planen vier von fünf Hausbesitzern ohne Wärmepumpe aktuell nicht, sich eine solche anzuschaffen. Die Ursachen dafür sind vielschichtig.
Hohe Anschaffungskosten und bauliche Herausforderungen sind die größten Hindernisse für die Wärmepumpe. Trotz Förderungen, die so attraktiv sind wie nie zuvor, herrscht große Unsicherheit. Knapp die Hälfte der befragten Hausbesitzer fürchtet, dass der Einbau der Wärmepumpe umfassende bauliche Veränderungen nach sich ziehen könnte. Zudem ist vielen die Förderung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) schlichtweg unbekannt, obwohl diese bis zu 70 Prozent der Kosten decken könnte. Dennoch stellt sich die Frage: Warum erreicht diese Information die Verbraucher nicht?
immowelt-Analyse: Wärmepumpen im Immobilienmarkt immer beliebter
Während der Absatz auf Konsumentenseite in diesem Jahr ins Stocken gerät, zeigt eine immowelt Analyse eine völlig andere Dynamik: Der Anteil der zum Kauf inserierten Wohnimmobilien mit Wärmepumpen hat sich seit 2022 fast verdreifacht. Mittlerweile werden 8,2 Prozent der zum Verkauf stehenden Immobilien auf immowelt.de mit einer Wärmepumpe beheizt – ein erstaunlicher Anstieg gegenüber den 2,8 Prozent von 2022.
Dieser Trend auf dem Immobilienmarkt mag auf den ersten Blick verwirrend erscheinen, vor allem im Kontext der sinkenden Verkaufszahlen bei Endverbrauchern. Doch wie Piet Derriks, Geschäftsführer von immowelt, betont, hat der starke Anstieg des Erdgaspreises und das Gebäudeenergiegesetz viele Immobilienbesitzer dazu veranlasst, in moderne und zukunftssichere Heizsysteme zu investieren. Immobilien mit Wärmepumpen gelten als attraktiv, nicht nur wegen der Energieeffizienz, sondern auch wegen der drohenden Kosten für den Betrieb oder Austausch veralteter Heizanlagen.
Wärmepumpe: Ein Preistreiber auf dem Immobilienmarkt
Besonders interessant ist, dass Wärmepumpen den Wert einer Immobilie erheblich steigern können. Laut immowelt liegt der Angebotspreis von Wohnungen mit Wärmepumpe im Schnitt bis zu 20 Prozent höher als bei vergleichbaren Objekten mit Ölheizung. Auch bei Häusern ist der Preisaufschlag beachtlich – hier beträgt die Differenz bis zu 13 Prozent.
Dies ist eine Entwicklung, die zeigt, dass Käufer den langfristigen Wert einer modernen Heizungsanlage erkennen. In Zeiten steigender Energiepreise und immer schärferer Umweltauflagen werden nachhaltige und effiziente Heizsysteme zu einem wichtigen Verkaufsargument. Langfristig könnte die Wärmepumpe also nicht nur ein wichtiger Baustein für die Energiewende, sondern auch ein entscheidender Faktor für den Immobilienwert werden. Was sind nun die Gründe, dass der Absatz stockt?
Politische Unsicherheiten belasten den Absatz
Die öffentliche Debatte um die Wärmepumpe, insbesondere das Gebäudeenergiegesetz, hat viele Verbraucher nun aber verunsichert. Diese politisch aufgeladene Diskussion, die oft von Falschinformationen geprägt ist, erschwert es Verbrauchern, rationale Entscheidungen zu treffen.
Verbraucher warten auf die kommunale Wärmeplanung
Ein weiterer Faktor, der den Absatz bremst, ist die ausstehende kommunale Wärmeplanung. Laut dem Gebäudeenergiegesetz müssen die Kommunen bis 2028 einen Plan vorlegen, wie die Fernwärmeversorgung ausgestaltet wird. Viele Verbraucher zögern daher mit der Anschaffung einer Wärmepumpe und warten auf Klarheit, ob sie überhaupt an ein Fernwärmenetz angeschlossen werden können. Diese Unsicherheit führt dazu, dass die Entscheidung für eine Wärmepumpe häufig aufgeschoben wird – zum Leidwesen der Wärmewende.
Wärmepumpen: Langfristig auf dem Vormarsch?
Trotz dieser Widrigkeiten gibt es Anzeichen dafür, dass die Wärmepumpe langfristig ihren Platz als Standardheizung finden wird. Währen Privatkäufer vorerst von der Anschaffung zurückschrecken, werden auch viele Mietwohnungen in Zukunft von den großen Wohnungskonzernen mit Wärmepumpen ausgestattet. Ab 2027 sollen jährlich mehrere Tausend Wohneinheiten mit hocheffizienten Luft-Luft-Wärmepumpen ausgestattet werden, verspricht das Wohnungsunternehmen LEG.