Tauben gelten als Friedenssymbol – doch in Städten werden sie argwöhnisch betrachtet. Ein Überblick, wie sie zum Problemfall wurden und Tipps, wie sich Tauben vom Balkon vertreiben lassen.
Übersicht
So bekommt man Tauben wieder los
Warum Tauben so gerne Balkone und Wohnhäuser belagern, erklärt Christina Ledermann, Pressereferentin beim Bundesverband Menschen für Tierrechte: „Stadttauben stammen von Felsentauben ab. Deswegen nisten sie gerne an Gebäuden, weil diese den Felsen ähnlich sind.“ Haben sie einmal einen Platz gefunden, kommen sie immer wieder. „Wenn sich Tauben auf dem Balkon ansiedeln, hilft es nur, sie verscheuchen – aber ohne Gewalt“, rät Ledermann.
Abschrecken – mit bunten Flatterbändern und Alufolie
Tauben lassen sich gut durch optische Reize verscheuchen: Glänzende Glaskugeln, Windspiele, Windräder, bunte Bänder oder auch in lange Streifen geschnittene Alufolie, die am Balkon befestigt wird, irritieren Tauben und schrecken sie dadurch ab. Experten warnen jedoch, dass diese Maßnahmen oft nur für kurze Zeit wirken, da Tauben schnell lernen und sich rasch an Dinge gewöhnen. Etwas besser funktionieren Attrappen von Raben oder anderen Raubvögeln. Die Position der Vogelattrappen sollte allerdings öfter gewechselt werden.
Akustische Systeme: Raubvögel-Schreie
Im landwirtschaftlichen Bereich werden oft akustische Systeme eingesetzt: Schreie von Raubvögeln oder Hundegebell können Tauben abschrecken. Wichtig ist es hierbei, dass das Geräusch nicht regelmäßig, sondern überraschend kommt. Entsprechende CDs gibt es im Fachhandel. In Wohngebieten können akustische Systeme zur Taubenvergrämung allerdings wegen des Lärms zu Ärger mit den Nachbarn führen.
Netze spannen
Kommen die Stadttauben trotzdem immer wieder, helfen nur noch drastische Maßnahmen: Eng gespannte Netze oder Gitter verhindern, dass Tauben überhaupt auf den Balkon gelangen. „Dabei muss aber sichergestellt werden, dass sich die Tiere nicht verletzen können oder sich im Netz verfangen“, betont Ledermann.
Die Montage von Taubennetzen sollten Betroffene einer Fachfirma überlassen. Sind die Netze falsch montiert, werden sie zu einer tödlichen Falle für Tauben und für besonders geschützte Tierarten, wie beispielsweise Fledermäuse.
Darüber hinaus ist darauf zu achten, dass die Netze intakt bleiben. Werden beispielsweise Lücken unfachmännisch oder gar nicht geflickt, können sich Tauben und andere Tiere im Netz verheddern beziehungsweise auf den Balkon gelangen und den Rückweg nicht mehr finden. Qualvolle Verletzungen oder gar der Tod sind die Folge.
Andere Vogelabwehrsysteme, wie etwa Spikes, sind umstritten, weil sie für die Tiere lebensgefährlich sein können.
Eier entfernen
Falls die Stadttauben bereits auf dem Balkon brüten, bleibt nichts anderes übrig, als die Eier zu entfernen. Wer das nicht selbst machen möchte, kann einen Schädlingsbekämpfer zu Hilfe holen. Ledermann rät, die Eier gegen Gipsattrappen auszutauschen. Solange die Taube nämlich ihre Eier ausbrütet, lässt sie keinen männlichen Artgenossen an sich heran und produziert somit keine weiteren Eier.
Vorsicht: Wildtauben, wie beispielsweise Ringeltauben, Hohltauben, Türken- oder Turteltauben, dürfen laut Gesetz nicht bei ihrer Brut gestört werden. In diesen Fällen ist es auch nicht gestattet, Nester oder Eier zu entfernen.
Nicht füttern
Tauben belagern im Sommer oft Fensterbänke und Balkone. Foto: kseniiavladimir / AdobeStock
Einige Mieter haben Mitleid mit den hungrigen Tauben und möchten sie am Balkon füttern. Dies dürfen Vermieter jedoch unterbinden. Nach Paragraf 1004 BGB können Vermieter die Fütterung größerer Vögel wie Tauben, Krähen oder Elster untersagen – auch ohne spezielle Regelung im Mietvertrag. Dies ergab ein Urteil des Landgerichts Braunschweig (Az. 6 S 411/13). Wenn sich Mieter nicht an das Verbot halten, riskieren sie eine außerordentliche Kündigung der Wohnung (Amtsgericht Nürnberg, Az. 14 C 7772/15).
Das Füttern von Singvögeln ist hingegen mit gewissen Einschränkungen auf Simsen und Balkonen erlaubt. Einem Urteil des Amtsgerichts Frankfurt a. M. zufolge dürfen Mieter sowohl auf den Fensterbänken als auch auf dem Balkon Singvögel füttern (Az. 33 C 1922/13). Zuvor hatte auch schon das Landgericht Berlin-Charlottenburg bestätigt, dass die Vogelfütterung auf Simsen und Balkonen sozialadäquat sei und dass Vermieter und Nachbarn dies akzeptieren müssen (Az. 203 C 186/09). Allerdings haben die fütternden Mieter dafür zu sorgen, dass benachbarte oder darunterliegende Balkone nicht unverhältnismäßig verschmutzt werden.
Taubenkot entfernen – so geht´s
Sind die Tiere weg, bleibt meist eines auf dem Balkon zurück: Taubenkot. So wird der Balkon wieder sauber:
- Kippen Sie heißes Wasser über die Stellen am Balkon, die mit Taubenkot verschmutzt sind.
- Lösen sie die Verschmutzungen mit einem Spachtel.
- Spülen Sie den gelösten Kot mit Wasser nach und ziehen Sie das Wasser mit einem Abzieher ab.
- Wischen Sie den Balkonboden mit Haushaltsessig ab.
- Gießen Sie nochmal Wasser über den Balkonboden und ziehen Sie das Wasser ab
Experten raten, beim Entfernen des Kots Gummihandschuhe und gegebenenfalls eine Feinstaubmaske zu tragen. Taubenkot kann nämlich Pilze und Bakterien enthalten, die über den Staub in die Atemwege gelangen können. Panik vor Krankheitserregern brauchen Menschen aber nicht haben. „Es gibt Krankheitserreger, die übertragen werden können. Das Risiko ist aber geringer als es oft dargestellt wird“, sagt Ledermann. Generell sei die Infektionsgefahr, die von Tauben ausgehe, nicht größer als von jedem anderen Wildtier. Wer auf Nummer Sicher gehen will, beauftragt für die Taubenkotbeseitigung eine Fachfirma.
Taubenkot entsorgen
Handelt es sich um große Mengen an Tauben-Exkrementen, ist die örtliche Mülldeponie die richtige Adresse für die Entsorgung: Taubenkot in staubdichte Behälter füllen, diese verschließen, kennzeichnen und als Biomüll abgeben. In diesem Fall empfiehlt es sich, eine professionelle Reinigungsfirma oder einen Schädlingsbekämpfer mit der Taubenkotentsorgung zu beauftragen, da Bakterien und Pilze im Taubendreck enthalten sein können. Kleine Mengen Kot hingegen dürfen über den Hausmüll oder die Biotonne entsorgt werden.
Ist eine Mietminderung wegen Taubendreck auf dem Balkon zulässig?
Dies hängt vom Grad der Verunreinigung ab. In großen Städten lässt sich etwas Vogeldreck auf dem Balkon kaum vermeiden. Sind die Verschmutzungen allerdings so stark, dass der Balkon unbrauchbar ist, dürfen Mieter ihre Mietzahlungen um zehn Prozent mindern – sofern der Vermieter auf eine vorherige Mängelanzeige nicht reagiert hat. Eine Mietminderung wegen Taubendreck ist auch dann zulässig, wenn dem Mieter das Problem schon vor Abschluss des Mietvertrages bekannt war (Amtsgericht Altenburg, Az. 5 C 857/04).
- Lies hier, wie du bei einer Mietminderung richtig vorgehst.
Tauben töten ist verboten
Eine allgemeingültige Lösung, um Tauben loszuwerden, gibt es nicht. Funktioniert keine der gängigen Methoden und die Vögel kommen immer wieder, bleibt den Hausbewohnern wohl nichts anders übrig, als sie zu dulden. Denn töten darf man die Tiere laut Tierschutzgesetz nicht.
Taubenabwehr – wer ist zuständig?
Vermieter sind dazu verpflichtet, die Mietwohnung und den zugehörigen Balkon in einem vertragsgemäßen Zustand zu halten. Ist der Balkon durch eine Taubenplage nicht nutzbar, ist der Vermieter nach einem Urteil des Amtsgerichts Augsburg (Az. 17 C 4796/15) verpflichtet, Abwehrmaßnahmen zu ergreifen. Tut er das nicht, darf der Mieter seine Miete mindern.
Für eine ordnungsgemäße Taubenvergrämung können sich Betroffene an einen örtlichen Schädlingsbekämpfer oder eine Stadttauben-Initiative wenden. So ist sichergestellt, dass Maßnahmen auf tierfreundliche Art und Weise umgesetzt werden.
Warum leben Tauben in der Stadt?
Ob München, Berlin oder Hamburg – eines haben die meisten Großstädte gemein: Ein Taubenproblem. Doch woran liegt es, dass sich Tauben in den Metropolen heimisch fühlen?
Die verwilderte Haustaube, die heute in unseren Städten lebt, stammt von den Felsentauben (Columba livia) ab, die in Europa, Nordafrika und Südwestasien heimisch ist. Anders als viele andere Vögel nisten Felsentauben an Felsvorsprüngen und nicht an Bäumen. In der Stadt sind Gebäude und Balkone den Felsvorsprüngen sehr ähnlich, deshalb nistet die die verwilderte Haustaube dort.
Tauben vermehrten sich in den Städten so stark, weil Menschen sie über Jahrhunderte hinweg domestizierten, um deren Eier, Fleisch, Federn und Kot zu nutzen. Aus diesen Gründen wurden ihnen Eigenschaften angezüchtet wie eine erhöhte Brutaktivität und reduziertes Territorialverhalten, um die Vermehrungsrate zu steigern. Die alten Ägypter verwendeten den Taubenkot als Dünger für ihre Felder. Bei den Römern waren die Vögel zudem eine beliebte Delikatesse. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts standen Tauben auch in unseren Breiten auf dem Speiseplan. Deutlich seltener landen sie auch heute noch auf unserem Teller.
Da die Tiere sehr intelligent und ortsgebunden sind – sie kehren stets zu ihrem Taubschlag zurück und nisten immer wieder an denselben Plätzen – wurden sie auch als Brieftauben gezüchtet. Das Ergebnis dieser Jahrhunderte andauernden Domestizierung sind Vögel, die an den Menschen gebunden sind, auf engstem Raum leben und sich ganzjährig vermehren können.
Als Ursprung der Stadttaubenvölker gelten Haustauben, die nicht den Anforderungen des Taubensports gerecht und deshalb ausgesetzt wurden, die sich verirrten oder die aus aufgegebenen beziehungsweise vernachlässigten Schlägen stammen. Diese Gründe tragen auch heute noch zur Stadttaubenpopulation bei. Ihre angezüchtete Fruchtbarkeit und Anpassungsfähigkeit an den urbanen Lebensraum führten dazu, dass sich die Tiere rasch vermehrten und die Städte bevölkerten. Dort werden sie nun als Problem angesehen, obwohl der Mensch dies selbst zu verantworten hat.
Um das Taubenproblem in den Griff zu bekommen, haben viele Städte betreute Taubenschläge erreichtet. Die Vögel bekommen dort artgerechte Nahrung, können sich aufhalten und nisten. Betreuer tauschen die Taubeneier durch Gipsattrappen aus, sodass die Tiere weiterhin an ihren Nistplatz gebunden bleiben aber keine Nachkommen aufziehen. Auf diese Weise stören sie den Menschen kaum und es werden auch deutlich weniger Gebäude mit Kot verschmutzt.