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Verkehrswert Immobilie: So ermittelst du ihn richtig

TÜV

Verkehrswert einer Immobilie: Das Wichtigste in Kürze

  • Der Verkehrswert einer Immobilie gibt nach Paragraf 194 Baugesetzbuch (BauGB) an, welcher potenzielle Verkaufspreis am Tag der Wertermittlung voraussichtlich am Markt erzielt werden kann. Er wird häufig auch als Markt- oder Zeitwert bezeichnet.
  • Die Ermittlung des Verkehrswertes erfolgt durch das Vergleichswertverfahren, Sachwertverfahren oder Ertragswertverfahren.
  • Der Verkehrswert ist im Falle eines privaten Immobilienverkaufs, einer Erbschaft oder Scheidung erforderlich.
  • Der Verkehrswert sollte von einem Gutachter oder Sachverständigen ermittelt werden. Die kostenlose Immobilienbewertung von immowelt dient als erster Anhaltspunkt, um ein Gefühl für den Wert deiner Wohnung oder deines Hauses zu bekommen.

Inhalt

Was ist der Verkehrswert einer Immobilie?


Wer kann den Verkehrswert meiner Immobilie ermitteln und berechnen?


Wie kann ich den Verkehrswert einer Immobilie ermitteln?


Welche Faktoren beeinflussen den Verkehrswert meiner Immobilie?


Was kostet ein Verkehrswertgutachten für meine Immobilie?


Welche Unterlagen brauche ich, um den Verkehrswert ermitteln zu lassen?


4 Tipps, wie du den Verkehrswert deiner Immobilie steigern kannst


FAQ - Häufige Fragen auf einen Blick

Was ist der Verkehrswert einer Immobilie?

Wenn du deine Immobilie veräußern möchtest, ist die Bestimmung des Verkehrswertes der erste Schritt. Der Verkehrswert gibt dir Auskunft darüber, welchen Preis du für dein Haus oder deine Wohnung am Markt erzielen kannst.

Der Verkehrswert einer Immobilie steht für den realistischen Marktpreis zum Zeitpunkt der Wertermittlung. Er dient als entscheidender Orientierungspunkt für Käufer und Verkäufer, um einen angemessenen Kaufpreis festzulegen und dadurch die Chancen auf einen zügigen Verkauf zu erhöhen.

Ein zu niedrig kalkulierter Kaufpreis könnte ein Verlustgeschäft nach sich ziehen, während ein zu hoch angesetzter Preis dazu führen könnte, dass potenzielle Käufer abwarten oder Verkäufer Schwierigkeiten haben, die Immobilie zu veräußern.

Die genaue Definition des Begriffs Verkehrswert findest du im Baugesetzbuch (BauGB) im Paragraf 194.

§ 194 Baugesetzbuch:

„Der Verkehrswert (Marktwert) wird durch den Preis bestimmt, der in dem Zeitpunkt, auf den sich die Ermittlung bezieht, im gewöhnlichen Geschäftsverkehr nach den rechtlichen Gegebenheiten und tatsächlichen Eigenschaften, der sonstigen Beschaffenheit und der Lage des Grundstücks oder des sonstigen Gegenstands der Wertermittlung ohne Rücksicht auf ungewöhnliche oder persönliche Verhältnisse zu erzielen wäre.“

Die Richtlinien zur Ermittlung der Verkehrswerte von Immobilien sowie die für die Wertermittlung notwendigen Daten sind in der Immobilienwertermittlungsverordnung (ImmoWertV) verankert.

Die Ermittlung des Verkehrswertes erfolgt durch eine Immobilienbewertung, wobei verschiedene Faktoren berücksichtigt werden müssen:

  • Marktlage und Geschäftsverkehr
  • Rechtliche Gegebenheiten
  • Bauliche Eigenschaften und Beschaffenheit
  • Standort des Grundstücks
  • Ausstattung der Immobilie

Der Verkehrswert wird grundsätzlich unter der Annahme berechnet, dass ein gewöhnlicher Geschäftsverkehr herrscht. Das heißt, der Markt ist für alle frei zugänglich und die Marktteilnehmer können sich frei informieren und entscheiden. Wenn eine Immobilie beispielsweise nur im engen Freundes- und Bekanntenkreis angeboten wird, kann diese Annahme aufgrund der begrenzten Nachfrage nicht erfüllt sein, und es kann kein realistischer Verkehrswert ermittelt werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass der Verkehrswert ausschließlich am Tag der Wertermittlung gültig ist und sich jederzeit ändern kann. Die Marktlage ist dynamisch, und Angebot und Nachfrage beeinflussen kontinuierlich den Wert der Immobilie.

Was ist der Unterschied zwischen Kaufpreis und Verkehrswert?

Der Unterschied zwischen Kaufpreis und Verkehrswert besteht darin, dass der Verkehrswert in der Regel von Sachverständigen oder Gutachtern ermittelt wird und als eine Art Richtlinie dient. Der Kauf- beziehungsweise Verkaufspreis hingegen ist der Betrag, der auf dem Markt tatsächlich erzielt wird und die Käufer bereit sind, für die Immobilie zu zahlen.

Abweichungen zwischen Kaufpreis und Verkehrswert können auftreten, wenn die tatsächlichen Marktbedingungen von den angenommenen Verkehrswertbedingungen abweichen:

  • Kaufpreis über dem Verkehrswert: In Situationen mit außergewöhnlich hoher Nachfrage und begrenztem Angebot kann der Kaufpreis deutlich über dem Verkehrswert liegen. Dies tritt auf, wenn die Immobilie besondere Merkmale aufweist oder für den Käufer einen hohen persönlichen Wert hat, wodurch sie bereit sind, mehr zu investieren.
  • Kaufpreis unter dem Verkehrswert: In bestimmten Situationen, wie bei Zwangsversteigerungen oder einem Verkauf innerhalb der Familie, kann der Kaufpreis deutlich unter dem Verkehrswert liegen. Wird die Immobilie nur innerhalb des Familien- und Bekanntenkreises angeboten, führt dies zu einer eingeschränkten Nachfrage und macht eine realistische Ermittlung des Verkehrswertes unmöglich. Der Verkauf erfolgt nicht unter einem gewöhnlichen Geschäftsverkehr.

Wer kann den Verkehrswert meiner Immobilie ermitteln und berechnen?

Es ist ratsam, den Verkehrswert deiner Immobilie von einem Fachmann bewerten zu lassen. Auf diese Weise verringerst du das Risiko, den Wert falsch einzuschätzen und kannst weitestgehend sicherstellen, dass einem reibungslosen Verkauf nichts im Wege steht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten und Experten, an die du dich wenden kannst:

Online-Bewertung mit immowelt: Wenn du deine Immobilie privat veräußern möchtest, reicht oft eine knappe und objektive Bewertung des Verkehrswertes aus. In diesem Zusammenhang bieten wir unsere kostenlose immowelt - Immobilienbewertung an, die du schnell und unkompliziert online durchführen kannst.

Immobilienmakler: Sie verfügen über fundierte Marktkenntnisse, sind in der Regel regional gut vernetzt und können die Immobiliensituation in deiner Gegend sehr gut einschätzen. Makler haben oft wertvolle Kontakte zu anderen Fachleuten und können dich bestmöglich beim Verkauf deiner Immobilie unterstützen. Wenn du dein Haus oder deine Wohnung über einen Makler veräußerst, kümmert er sich oft automatisch um die Ermittlung des Verkehrswertes. Gerne stehen wir dir bei der Suche nach einem geeigneten Immobilienmakler zur Seite.

Immobiliengutachter: Bei rechtlichen Angelegenheiten wie Erbschaften oder Schenkungen wird oft ein ausführliches und gerichtsfestes Verkehrsgutachten benötigt. Immobiliengutachter sind die richtigen Ansprechpartner, um sicherzustellen, dass du im Gerichtsfall auf der sicheren Seite bist. Hierbei handelt es sich in der Regel um vereidigte und zertifizierte Sachverständige, Bauingenieure oder Architekten.

Banken und Finanzämter: Sie können ebenfalls Schätzungen des Verkehrswertes vornehmen, jedoch ersetzen sie in der Regel nicht die Expertise eines Gutachters. Banken und Finanzämter handeln und wirtschaften in der Regel in ihrem eigenen Interesse. Meist erfolgt keine Besichtigung des Objektes, stattdessen greift das Finanzamt auf standardisierte Werte zurück, die den realen und individuellen Werten einer Immobilie nicht immer entsprechen. Dies kann durchaus dazu führen, dass Immobilien zu hoch bewertet werden.

Die Ermittlung des Verkehrswertes sollte keinesfalls eigenständig durchgeführt werden, da Privatpersonen häufig nicht über die erforderliche Expertise verfügen. Zudem können sie den Markt nicht präzise beurteilen, wie Fachleute es tun. Bei Bedarf an einem Wertgutachten, beispielsweise für deine Bank, ist stets die Beauftragung eines Sachverständigen oder Gutachters erforderlich, um genaue und zuverlässige Ergebnisse zu gewährleisten. Achte dabei besonders auf die Qualifikation des Experten.

Kann ein Notar den Verkehrswert ermitteln?

Ein Notar kann den Verkehrswert einer Immobilie ermitteln, ist in der Regel aber nicht dafür zuständig. Die Wertermittlung einer Immobilie erfordert spezifisches Fachwissen und Expertise und wird normalerweise von Immobiliengutachtern oder Sachverständigen durchgeführt.

Wann ist es sinnvoll, den Verkehrswert einer Immobilie zu berechnen?

Den Verkehrswert einer Immobilie zu ermitteln ist in folgenden Fällen sinnvoll und teilweise auch nötig, wenn beispielsweise eine Wertermittlung von einem Gericht angefragt wird:

  • Verkauf: Wenn du dein Haus, Grundstück oder deine Wohnung verkaufen möchtest, ist die Festlegung des Angebotspreises von entscheidender Bedeutung. Der Verkehrswert gibt eine zuverlässige Orientierung.
  • Schenkung: Bei geplanten Schenkungen ist der Verkehrswert zur Steuerberechnung für das Finanzamt unerlässlich.
  • Erbschaft: Im Zusammenhang mit einer Erbschaft oder Erbauseinandersetzung ist die Wertermittlung wichtig. Besonders bei einer Erbengemeinschaft wird so die faire Verteilung des Vermögens sichergestellt.
  • Steuererhebung: Insbesondere bei Erbschaften oder Schenkungen wird der Verkehrswert herangezogen, um die zu zahlenden Steuern zu berechnen.
  • Finanzierung: Bei Finanzierungen wird der Verkehrswert verwendet, um den Beleihungswert für die Immobilie zu bestimmen. Beispielweise bei Anschlussfinanzierungen oder Hypothekendarlehen.
  • Rechtliche Angelegenheiten: In rechtlichen Angelegenheiten wie Scheidungen, Enteignungen oder Teilverkäufen mit Nießbrauchrecht spielt der Verkehrswert ebenfalls eine entscheidende Rolle.
  • Versicherungsangelegenheiten: Beispielsweise bei Gebäudeversicherungen, wird der Verkehrswert verwendet, um die Höhe der Versicherungssumme festzulegen und die Beiträge zu berechnen.

Sonderfall Erbschaft: Was gilt es zu beachten?

Im Falle einer Erbschaft ist es wichtig zu wissen, dass Steuern anfallen können. Das Finanzamt benötigt dazu Informationen über den Wert der geerbten Immobilie, um die Steuer korrekt berechnen zu können. Die Wertermittlung erfolgt jedoch nicht durch das Finanzamt selbst, sondern der Erbe ist in der Verantwortung, den Wert feststellen zu lassen. In vielen Fällen genügt eine Schätzung, die im Rahmen des Vergleichswertverfahrens durchgeführt werden kann.

Erbschaftsstreitigkeiten: In Erbschaftsstreitigkeiten kann die genaue Wertermittlung der Immobilie von entscheidender Bedeutung sein, da sie den gerechten Anteil jedes Erben bestimmt. In solchen Fällen kann es ratsam sein, einen neutralen Immobiliengutachter oder Sachverständigen hinzuzuziehen, um Streitigkeiten zu vermeiden und eine objektive Bewertung zu erhalten. Dies kann dazu beitragen, den Prozess der Erbauseinandersetzung reibungsloser und fairer zu gestalten.

Wie kann ich den Verkehrswert einer Immobilie ermitteln?

Die Verfahren, mit denen der Verkehrswert einer Immobilie ermittelt wird, unterscheiden sich davon, ob es sich zum Beispiel um ein Mehrfamilienhaus oder ein typisches Selbstnutzerobjekt wie ein Einfamilienhaus handelt. Insgesamt können drei verschiedene Wertermittlungsverfahren angewandt werden (§ 1 Abs. 1 ImmoWertV):

Vergleichswertverfahren inklusive Beispielrechnung

Das Vergleichswertverfahren ist eine äußerst genaue Methode zur Wertermittlung von Immobilien. Hierbei werden ähnliche Objekte in derselben Lage und mit vergleichbarer Ausstattung miteinander verglichen. Die aktuelle Marktlage fließt dabei in die Bewertung ein, sodass der ermittelte Verkehrswert sehr präzise ist. Der Gutachter verwendet Verkaufspreise ähnlicher Immobilien aus der näheren Vergangenheit und greift auf die Kaufpreissammlung des örtlichen Gutachterausschusses zurück, in der relevante Kaufdaten erfasst sind.

Bei der Bewertung berücksichtigen Gutachter auch Abweichungen, indem sie Zu- oder Abschläge für unterschiedliche Merkmale anwenden. Zum Beispiel hat ein Grundstück in einer ruhigen Gegend einen höheren Verkehrswert als eines an einer stark befahrenen Straße. Zudem fließen Maßnahmen zur Verlängerung der Lebensdauer des Hauses, wie energetische Sanierungen, in die Wertermittlung ein. Der Bodenrichtwert, der Immobilienwert selbst und deren Zustand werden ebenfalls berücksichtigt. Wie hoch die Zu- oder Abschläge ausfallen, sind Einzelfallentscheidungen, die die Gutachter treffen.

Die Zu- oder Abschläge für Immobilien werden üblicherweise durch Sachverständige oder statistische Methoden festgelegt. Die aktuelle Rechtsprechung empfiehlt, dass diese Zu- oder Abschläge 35 Prozent nicht überschreiten sollten, da dies die Vergleichbarkeit der Objekte beeinträchtigen könnte.

Der Verkehrswert kann mit Hilfe des Vergleichswertverfahrens auf folgende Weise berechnet werden:

Angenommen du möchtest den Verkehrswert deiner 100-Quadratmeter-Eigentumswohnung ermitteln.

FaktorenVergleichsobjektBewertungsobjektZuschlag / Abschlag
Wohnfläche100 m2100 m2
Baujahr19921997+ 5 %
Zustandmodernisiertbaujahrestypisch- 15 %
Standortruhige lageruhige lage
Stockwerk2. StockErdgeschoss- 8 %
Ausstattungohne Balkon / Gartenmit Garten+ 12 %
Vermietungunvermietetunvermietet
Kaufpreis pro m21.800 € / m2
Objektwert100 m2 x 1.800 € / m2 = 180.000 €
  1. 100 m2 x 1.800 € / m2 = 180.000 €
  2. 180.000 € - 10.800 € / 6 % Abschlag = 169.200 € / Verkehrswert

In dieser vereinfachten Beispielrechnung wird lediglich ein einzelnes Vergleichsobjekt herangezogen. In der Praxis nutzen Sachverständige mehrere Vergleichsobjekte aus dem Kaufpreisregister des lokalen Gutachterausschusses, um den Verkehrswert mit Hilfe des Vergleichswertverfahrens zu ermitteln. Aufgrund der Unterschiede in den individuellen Merkmalen der beiden Objekte werden Zu- und Abschläge berücksichtigt. In unserer Rechnung handelt es sich um beispielhafte Werte. Um den Verkehrswert zu bestimmen, wurde der Verkaufspreis des Vergleichsobjekts als Basis verwendet und die entsprechenden Zu- und Abschläge vorgenommen.

Folglich beträgt der Verkehrswert der zu bewertenden Wohnung 169.200 Euro, was einem Quadratmeterpreis von 1.690 Euro entspricht.

Das Vergleichswertverfahren findet Anwendung bei:

  • Baugrundstücken
  • Selbstgenutzten Immobilien, zum Beispiel Eigentumswohnungen, Einfamilien- und Reihenhäusern, Doppelhaushälften
  • Objekten mit ähnlichem Standort und vergleichbarer Größe und Ausstattung

Vorteile:

  • Es liefert in der Regel einen Wert, der dem tatsächlichen Marktwert sehr nahekommt.
  • Das Verfahren basiert auf realen Verkaufspreisen ähnlicher Immobilien in der Nähe und ist transparent und leicht nachvollziehbar.
  • Es berücksichtigt die aktuelle Marktlage und ist in sich ständig ändernden Märkten nützlich.
  • Das Vergleichswertverfahren ist eine bewährte und zuverlässige Methode zur Wertermittlung.

Nachteile:

  • Es ist schwierig anzuwenden, wenn vergleichbare Immobilien in der Nähe fehlen.
  • Für außergewöhnliche oder einzigartige Immobilien, die sich stark von anderen unterscheiden, ist es weniger geeignet.
  • Der errechnete Wert kann von Marktschwankungen beeinflusst werden.

Sachwertverfahren

Das Sachwertverfahren zur Immobilienbewertung kommt zum Einsatz, wenn es keine vergleichbaren Immobilien gibt. Das betrifft zum Beispiel individuelle, komplexe oder architektonisch einzigartige Bauten. Dieses Verfahren zeichnet sich durch seine Detailgenauigkeit aus und fokussiert sich auf die Herstellungskosten der Immobilie, den Bodenwert sowie die Aufwendungen für Außenanlagen. Es ermöglicht somit eine individuelle Wertermittlung. Die Bewertung des Gebäudes erfolgt sowohl nach seiner Bauart als auch nach der Qualität der verwendeten Materialien und Bauteile.

Die Berechnung des Verkehrswertes erfolgt im Sachwertverfahren in mehreren Schritten:

  1. Zunächst werden alle Einzelfaktoren einzeln ermittelt und addiert, um einen Wert pro Quadratmeter zu erhalten.
  2. Dieser Wert wird dann mit der Bruttogrundfläche des Gebäudes multipliziert, um die Gebäudeherstellungskosten zu berechnen.
  3. Von diesem Wert wird eine Alterswertminderung abgezogen, um den Gebäudesachwert zu ermitteln.
  4. Schließlich wird der Gebäudesachwert mit dem Bodenwert addiert und in Bezug zur aktuellen Lage auf dem örtlichen Immobilienmarkt gesetzt, um den endgültigen Verkehrswert für die Immobilie zu ermitteln.

Das Sachwertverfahren findet Anwendung bei:

  • Bebauten Grundstücken
  • Selbstgenutzten Einfamilienhäusern
  • Objekten, die auf dem Markt nicht vergleichbar sind

Das Sachwertverfahren zur Immobilienwertermittlung hat folgende Vor- und Nachteile:

Vorteile:

  • Der errechnete Verkehrswert entspricht dem Substanzwert der Immobilie, was eine solide Grundlage darstellt.
  • Es erlaubt eine individuelle Beurteilung von Gebäuden, berücksichtigt also die spezifischen Eigenschaften.

Nachteile:

  • Es erfasst nicht die aktuellen Markttrends und -lagen, was zu Abweichungen führen kann.
  • Die korrekte Bewertung der Bausubstanz erfordert Erfahrung und Fachwissen.
  • Bei neueren Hausmodellen wie Passivhäusern fehlt oft eine ausreichende Datenbasis, was die Genauigkeit beeinträchtigen kann.

Ertragswertverfahren

Das Ertragswertverfahren dient zur Ermittlung des Verkehrswertes von Miet- oder Pachtimmobilien. Hierbei stehen die zu erwartenden Erträge, wie Mieteinnahmen, im Fokus. Der Ertragswert ist üblicherweise höher als der Sachwert des Gebäudes. Einen ersten Überblick über den Ertrag bieten aktuelle Mieteinnahmen.

Beim Ertragswertverfahren zur Ermittlung des Verkehrswertes einer Immobilie spielen sowohl der Boden- als auch der Gebäudeertragswert eine entscheidende Rolle. Der Gutachter berücksichtigt bei der Bewertung der Immobilie die Restnutzungsdauer und verzinst das Immobilienvermögen mit dem Liegenschaftszins. Dieser Liegenschaftszins (§ 14 ImmowertV) ermöglicht Prognosen über das zukünftige Verhältnis zwischen Einnahmen und Kaufpreis und dient dazu, die mit dem Kauf einer Immobilie als Geldanlage verbundenen Risiken abzuschätzen. Unter Restnutzungsdauer wird der verbleibende Zeitraum einer Immobilie verstanden, in dem diese noch für wirtschaftlich sinnvolle Zwecke genutzt werden kann.

Der Prozess beginnt mit der Ermittlung des Bodenwertes, da dieser im Gegensatz zum Gebäude nicht an Wert verliert und verzinst wird. Anschließend werden Bewirtschaftungskosten, die nicht auf den Mieter übertragen werden können, von den Jahresmieteinnahmen abgezogen, um den Reinertrag zu ermitteln. Darüber hinaus fließen bauliche Maßnahmen in die Berechnung des Verkehrswertes ein.

Das Ertragswertverfahren findet Anwendung bei:

  • Vermieteten Immobilien, wie zum Beispiel Mehrfamilienhäusern
  • Gewerbeimmobilien

Das Ertragswertverfahren zur Immobilienwertermittlung hat folgende Vor- und Nachteile:

Vorteile:

  • Das Ertragswertverfahren basiert auf tatsächlichen Mietdaten, was es äußerst praxisnah macht.
  • Es liefert einen konkreten Wertebereich für die Immobilie, was die Bewertung transparent und nachvollziehbar macht.

Nachteile:

  • Das Ertragswertverfahren kann verfälscht werden, wenn wichtige Daten fehlen oder ungenau sind.
  • In Zeiten stark steigender Mieten kann der tatsächliche Ertragswert höher sein als der im Rohertrag abgebildete Wert, der nur die Vergangenheit berücksichtigt.
  • Risikofaktoren wie Schäden durch Unwetter lassen sich im Ertragswertverfahren nicht vorhersehen, was die Prognose erschwert.

In der Praxis greifen Sachverständige oft auf zwei Verfahren zurück, um den Marktwert einer Immobilie oder eines Grundstücks zu bestimmen.Dabei berechnet der Sachverständige den Durchschnittswert aus den beiden separat ermittelten Werten.

Welche Faktoren beeinflussen den Verkehrswert meiner Immobilie?

Eine Vielzahl von Faktoren beeinflussen den Verkehrswert einer Immobilie. Hierzu zählen:

  • Standort
  • Baujahr
  • Größe der Wohn- und Nutzfläche
  • Infrastruktur
  • Zustand der Wohneinheit
  • Zustand des Gebäudes
  • Gebäudemerkmale, zum Beispiel Anzahl Zimmer, Stockwerk, Aufzug, Balkon oder Terrasse, Garage oder Stellplatz

Wenn sich eine Immobilie in einem sehr schlechten baulichen Zustand befindet und ein Abriss erforderlich ist, wird der Verkehrswert in der Regel aus dem Grundstückspreis abzüglich der Abrisskosten ermittelt.

Welche Rolle spielt der Bodenrichtwert beim Verkehrswert?

Der Bodenrichtwert gibt Auskunft über die Attraktivität einer Lage und beschreibt zudem den durchschnittlichen Preis eines unbebauten Grundstücks pro Quadratmeter. Er basiert auf den Preisen von anderen Grundstücksverkäufen und wird in den Bundesländern unter anderem über das Bodenrichtwertinformationssystem (Boris-D) online bereitgestellt. Wenn du den aktuellen Bodenrichtwert für deine Immobilie wissen möchtest, kannst du auch beim Bauamt, Vermessungsamt oder Katasteramt nachfragen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass ein hoher Bodenrichtwert zwar auf eine gefragte Lage hinweisen kann, aber nur einen Teil der Berechnung des Verkehrswertes einer Immobilie ausmacht.

Hat der Energieausweis einen Einfluss auf den Verkehrswert meiner Immobilie?

In den vergangenen Jahren hat der Energieausweis an Bedeutung gewonnen, sowohl bei der Veräußerung als auch bei der Vermietung von Immobilien. Dieses Dokument enthält wichtige Informationen über den energetischen Zustand einer Immobilie.

Je nachdem, ob die Energieeffizienz einer Immobilie gut oder schlecht ausfällt, kann er durchaus Einfluss auf den Verkehrswert haben. Zum Beispiel kann eine gute Energieeffizienzklasse den Wert einer Immobilie steigern und ihre Attraktivität auf dem Markt erhöhen. Grundsätzlich gilt: Je niedriger der Energieverbrauch, desto hochwertiger die Immobilie.

Maßnahmen einer energetischen Sanierung, die die Energieeffizienz einer Immobilie steigern, wie beispielsweise der Austausch von Fenstern, können sich positiv auf den Verkehrswert einer Immobilie auswirken und ermöglichen eine entsprechend höhere Wertermittlung. Hingegen haben rein dekorative Arbeiten wie neue Bodenbeläge, Fliesenspiegel oder Küchen keinen Einfluss auf den Verkehrswert.

Was ist der Unterschied zwischen einem Kurz- und Vollgutachten?

Es gibt zwei verschiedene Formen von Wertgutachten:

  • Kurzgutachten: Das bis zu 15 Seiten lange Kurzgutachten dient als Marktpreiseinschätzung einer Immobilie. Es ermöglicht die Festlegung eines realistischen Kauf- oder Verkaufspreises und eignet sich auch für nicht-streitige Scheidungen oder Erbschaften. Bei gerichtlichen Streitigkeiten hat es jedoch keine Gültigkeit.
  • Vollgutachten: Bei komplexeren Sachverhalten oder gerichtlichen Streitigkeiten ist ein Vollgutachten unverzichtbar. Nur dieses Gutachten wird von Finanzämtern, Gerichten und anderen Behörden anerkannt. Es umfasst 20 bis 30 Seiten und enthält alle erforderlichen Informationen zur Ermittlung des realistischen Verkehrswerts von Immobilien. Ein Vollgutachten wird benötigt, wenn die Immobilie zwangsversteigert wird, eine gerichtliche Auseinandersetzung bei Scheidung oder Erbschaft vorliegt oder das Finanzamt die Erbschafts- oder Schenkungssteuer berechnet.

Was kostet ein Verkehrswertgutachten für meine Immobilie?

Die Kosten für ein Verkehrswertgutachten sind verhandelbar, wobei 0,5 bis 1,5 Prozent des Immobilienwerts oft als Richtlinie für die Erstellung eines Vollgutachtens dienen. Sie richten sich auch nach der Honorarverordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) und variieren je nach Umfang des Gutachtens. Ein Kurzgutachten kann etwa zwischen 100 und 500 Euro kosten.

Bei besonders komplexen oder hochpreisigen Immobilien können die Kosten höher ausfallen. Es empfiehlt sich, vorab Angebote von verschiedenen Immobiliengutachtern oder Sachverständigen einzuholen, um die genauen Kosten für die Bewertung deiner Immobilie zu ermitteln. Bedenke jedoch, dass ein professionelles Verkehrswertgutachten eine wesentliche Grundlage für den Kauf oder Verkauf deiner Immobilie darstellt und sich langfristig als lohnende Investition erweisen kann.

Welche Unterlagen brauche ich, um den Verkehrswert ermitteln zu lassen?

Um den Verkehrswert deiner Immobilie ermitteln zu lassen, benötigst du folgende Unterlagen:

Unterlagen für die VerkehrswertermittlungChevron Down Icon


Zusätzliche Unterlagen für Eigentumswohnungen innerhalb einer Wohnungs-eigentümergemeinschaft (WEG)Chevron Down Icon


Zusätzliche Unterlagen für vermietete ImmobilienChevron Down Icon

  • Mietverträge
  • Mietaufstellungen
  • Bewirtschaftungskosten

Zusätzliche Unterlagen für Immobilien mit darauf liegenden Lasten und RechtenChevron Down Icon

Download: Unsere Checkliste „Informationen, die du für die Verkehrswertermittlung deiner Immobilie bereithalten solltest“ kann dir zusätzlich dabei helfen, dich optimal auf deinen Termin beim Gutachter, Makler oder Sachverständigen vorzubereiten.

4 Tipps, wie du den Verkehrswert deiner Immobilie steigern kannst

  1. Bauliche Aufwertungen: Investitionen in Sanierungen und Modernisierungen können sich lohnen, wenn die erzielbare Wertsteigerung die Kosten übersteigt. Dies ist jedoch nicht immer der Fall und erfordert eine sorgfältige Kalkulation.
  2. Erscheinungsbild aufwerten: Schönheitsreparaturen wie die Pflege des Gartens, die Beseitigung von Müll und Schutt sowie eine gründliche Reinigung können das äußere Erscheinungsbild deiner Immobilie verbessern und somit ihren Wert steigern.
  3. Mieterhöhungen bei Anlageimmobilien: Bei Anlageimmobilien kann die Erhöhung der Mieteinnahmen den Verkehrswert positiv beeinflussen. Dies ist vor allem dann relevant, wenn das Ertragswertverfahren zur Wertermittlung herangezogen wird.
  4. Effektive Vermarktung: Eine professionelle Vermarktung ist entscheidend. Ein aussagekräftiges Exposé mit hochwertigen Bildern kann viele Interessenten anlocken. Zusätzlich zur herkömmlichen Verkaufsmethode kann auch das Bieterverfahren in Betracht gezogen werden, da es den Verkäufer nicht an den höchsten Gebotenen bindet. Bei Mehrfamilienhäusern kann die Aufteilung in Wohnungen und die separate Veräußerung dieser Einheiten in Erwägung gezogen werden, obwohl steuerliche Überlegungen notwendig sind.

FAQ Verkehrswert Immobilie

Entspricht der Verkehrswert dem Kaufpreis?

Nein, der ermittelte Verkehrswert einer Immobilie entspricht nicht immer dem tatsächlichen Kauf- beziehungsweise Verkaufspreis. Dies kann verschiedene Gründe haben. In einem vollständig transparenten Markt, in dem alle Marktteilnehmer rein rational handeln, wäre dies zwar möglich, doch in der Praxis ist dies nicht immer der Fall.

Es kann vorkommen, dass der erzielte Preis unter dem Verkehrswert liegt, insbesondere wenn die Immobilie nicht allen potenziellen Interessenten bekannt ist. Auf der anderen Seite kann der Preis auch über dem Verkehrswert liegen, wenn beispielsweise ein Liebhaber die Immobilie unbedingt erwerben möchte, was zu einem höheren Kauf- beziehungsweise Verkaufspreis führen kann.

Im Idealfall sollten der Kaufpreis und der Verkehrswert nah beieinander liegen, um beim Immobilienverkauf einen guten und fairen Preis zu erhalten.

Was ist der Unterschied zwischen Zeitwert, Verkehrswert und Marktwert einer Immobilie?

Es gibt keinen. Makler, Sachverständige und Eigentümer verwenden den Begriff Verkehrswert häufig auch als Marktwert oder Zeitwert. Das ist korrekt, denn alle genannten Begriffe beziehen sich auf den Kaufpreis. Sie geben an, welchen Preis ein Interessent am aktuellen Markt bereit wäre, für die Immobilie oder das Grundstück zu bezahlen.

Wer legt den Verkehrswert einer Immobilie fest?

Der Verkehrswert einer Immobilie wird in der Regel von Immobilienmaklern, unabhängigen Sachverständigen oder Immobiliengutachtern errechnet. Diese Experten berücksichtigen verschiedene Faktoren wie Lage, Zustand und Marktlage, um den Verkehrswert objektiv zu bestimmen. Hierbei können drei verschiedene Verfahren zum Einsatz kommen: das Sachwert-, Ertragswert- und das Vergleichswertverfahren.

Bei immowelt bieten wir ebenfalls eine kostenlose Immobilienbewertung an, die dir einen ersten Eindruck vom Wertniveau deiner Immobilie vermittelt.

Wie berechnet das Finanzamt den Verkehrswert einer Immobilie?

Das Finanzamt verwendet standardisierte Verfahren, auch als Einheitswertverfahren bekannt, um Immobilien zu bewerten. Dies kann dazu führen, dass der Wert für eine Immobilie zu hoch angesetzt wird und von unabhängigen Gutachtern abweichen kann. Wenn Eigentümer denken, dass der Wert zu hoch ist, können sie Einspruch erheben und einen Gutachter beauftragen, um einen niedrigeren Wert nachzuweisen. Der Verkehrswert dient dem Finanzamt als Grundlage für die Berechnung von Erbschafts- und Schenkungssteuern sowie der Grundsteuer.

Was ist der Verkehrswert einer Immobilie bei Versteigerung?

Banken betreiben Zwangsversteigerungen, wenn Darlehensnehmer ihre Kredite nicht bedienen. Hierfür wird ein Gutachten erstellt, das den Verkehrswert der Immobilie festlegt. Im ersten Versteigerungstermin muss mindestens 70 Prozent des ermittelten Verkehrswertes erzielt werden, sonst kann die Bank den Zuschlag ablehnen. Bei einem zweiten Termin entfällt diese Grenze.

Was mindert den Verkehrswert einer Immobilie?

Der Verkehrswert einer Immobilie kann durch verschiedene Faktoren gemindert werden. Dazu gehören beispielsweise Baumängel, erhebliche Renovierungsbedürftigkeit, ungünstige Lage, Belastungen wie Grundschulden oder fehlende Modernisierungen. Solche Aspekte können den Wert einer Immobilie erheblich beeinflussen und zu einer Wertminderung führen.

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