Fast 60 Prozent der Mieter hoffen auf eine energetische Sanierung – doch die Angst vor Mieterhöhungen bleibt groß. Was die Umfrage von immowelt verrät.
Energetische Sanierungen in einer WEG sind oft ein Zankapfel. Aber sie sind nötig. Foto: Hickendorf / stock.adobe.com
Sanierungsbedarf wächst mit steigenden Energiekosten
Die Energiekosten in Deutschland sind seit Jahren auf einem Rekordhoch, und die Auswirkungen spüren vor allem Mieter. Laut einer Umfrage von immowelt wünschen sich 59 Prozent der Mieter, deren Wohnungen in den letzten zwölf Monaten nicht energetisch saniert wurden, entsprechende Maßnahmen durch den Vermieter. Besonders die Hoffnung auf niedrigere Heiz- und Stromkosten steht dabei im Vordergrund. Satte 88 Prozent der Befragten sehen die Reduzierung von Energiekosten als Hauptmotiv für ihren Wunsch nach einer Sanierung. Interessanterweise spielt auch der Wohnkomfort eine bedeutende Rolle: Zwei Drittel der Mieter erhoffen sich durch bessere Dämmungen oder modernisierte Fenster eine spürbare Verbesserung des Raumklimas – ob in kalten Wintern oder heißen Sommern. Der Klimaschutz hingegen landet weit abgeschlagen auf Platz drei der Beweggründe: Nur 31,8 Prozent nennen die Reduzierung des CO₂-Ausstoßes als Motivation.
Sanierungen mit Schattenseiten: Die Angst vor Mieterhöhungen
Doch nicht alle Mieter stehen einer energetischen Modernisierung positiv gegenüber. Etwa 41 Prozent der Befragten lehnen Maßnahmen wie den Austausch von Fenstern, eine bessere Dämmung oder neue Heizsysteme ab. Der häufigste Grund: die Angst vor steigenden Mieten. Laut der Umfrage befürchten 51,6 Prozent, dass die Kosten der Sanierung auf sie umgelegt werden könnten. Diese Sorge ist nicht unbegründet, denn Vermieter dürfen laut Gesetz bis zu acht Prozent der Modernisierungskosten auf die Jahresmiete umlegen. Hinzu kommen Befürchtungen über Lärm, Staub und mögliche Einschränkungen während der Bauphase. Fast 29 Prozent der Mieter nennen diese Unannehmlichkeiten als Ablehnungsgrund. Interessant ist zudem, dass 35,9 Prozent ihre Wohnung bereits für ausreichend energieeffizient halten – ein Signal, dass die Akzeptanz stark vom individuellen Zustand der Immobilie abhängt.
Mietsteigerungen: Nicht jeder Mieter zahlt mehr
Die Sorge vor Mietsteigerungen ist nachvollziehbar, aber nicht immer gerechtfertigt. Laut der immowelt-Umfrage berichten etwa 53 Prozent der Mieter, deren Wohnung in den letzten zwölf Monaten saniert wurde, von einer Mieterhöhung. Der durchschnittliche Anstieg lag bei rund 10 Prozent, was für viele Haushalte eine spürbare Mehrbelastung bedeutet. Dennoch zeigt die Umfrage auch eine positive Seite: Bei 46,6 Prozent der Betroffenen blieb die Miete trotz der energetischen Maßnahmen stabil. Dies könnte darauf hindeuten, dass Vermieter nicht immer die maximal möglichen Kosten umlegen oder sich anderweitig kulant zeigen. Für Mieter bleibt es dennoch eine Gratwanderung, ob die Einsparungen bei den Nebenkosten die potenziellen Mehrkosten ausgleichen.
Sanierungswunsch und Realität: Ein Balanceakt
Die Umfrage zeigt eindrücklich, wie stark die steigenden Energiekosten den Wunsch nach energetischen Sanierungen antreiben, aber auch, wie groß die Vorbehalte gegenüber den damit verbundenen Risiken sind. Für Vermieter bedeutet dies eine schwierige Aufgabe: Sie müssen die Balance zwischen Modernisierungsdruck, finanzieller Zumutbarkeit und Akzeptanz finden. Gleichzeitig bleibt es an der Politik, Lösungen zu schaffen, die energetische Sanierungen fördern, ohne Mieter unverhältnismäßig zu belasten. Die Diskussion zeigt: Die Energiewende fängt bei der Wohnungstür an – und sie ist alles andere als einfach.