Ratgeber

Fernablesbare Messgeräte: Datenschutzlücken sind möglich

Bis Ende 2026 müssen alle Heizkostenmessgeräte fernablesbar sein – doch das birgt ungeahnte Risiken. Ein Experte deckt auf, wie unsichere Geräte unseren Alltag verraten könnten. Welche Daten werden preisgegeben, und wie kannst du dich schützen?

Seit einigen Jahren wird in Deutschland schrittweise die Heizkostenverordnung verschärft, die bis Ende 2026 vorschreibt, dass alle Messgeräte zur Erfassung von Heizkosten und Warmwasserverbrauch fernablesbar sein müssen. Was technisch als bequeme Lösung gedacht ist, birgt jedoch erhebliche Risiken für den Datenschutz der Bewohner.

Friedrich Hiller von Gaertringen, ein Ingenieur und Datenschutzexperte, hat auf der Energieinformatikkonferenz in Lugano im Oktober alarmierende Ergebnisse präsentiert – welt.de berichtet: Tausende von Messgeräten senden sensible Verbrauchsdaten unverschlüsselt. Für die Betroffenen bedeutet das, dass Informationen über ihre Anwesenheitszeiten und den Tagesablauf öffentlich zugänglich sein könnten – ein offenes Einfallstor für Einbrecher und Datenmissbrauch.

Was das bedeutet: Einblicke in das Privatleben der Bewohner

Stell dir vor, jemand könnte genau nachverfolgen, wann du zu Hause bist, schläfst oder verreist, indem er die Signale deines Warmwasser- oder Heizkostenzählers abfängt. Eine scheinbar harmlose Zahl wie der Warmwasserverbrauch kann genug Informationen liefern, um den Tagesablauf oder die Anzahl der Personen im Haushalt zu ermitteln. „Bereits ein einfacher Warmwasserzähler ermöglicht es, An- oder Abwesenheiten, Schlafrhythmen und Haushaltsgrößen zu erkennen“, erklärt Hiller. Er betont, dass der Aufwand dafür minimal ist: Für rund 35 Euro lassen sich die notwendigen Geräte selbst zusammenstellen, um diese Signale abzufangen.

Diese Schwachstelle in der Sicherheitsarchitektur der Messgeräte hat weitreichende Konsequenzen, denn viele Ablesedienste und Hersteller setzen trotz technischer Möglichkeiten keine Verschlüsselung ein. Besonders die sogenannten „Drive-by-Verfahren,“ bei denen Ablesedienstleister per Funk Daten im Vorbeifahren erfassen, sind anfällig. Die unverschlüsselte Übertragung erleichtert es Dritten, unbemerkt mitzuhören, sodass umfassende Profile der Bewohner erstellt werden können.

Datenschutz und die rechtliche Lage: Forderungen nach Verschlüsselung und Sicherheitsmaßnahmen

Die Landesdatenschutzbeauftragten haben klare Positionen zu dieser Sicherheitslücke bezogen. Unverschlüsselte Datenerfassung verstößt gegen Datenschutzbestimmungen, insbesondere da diese Messgeräte regelmäßig Daten senden, oft im Minutentakt. Laut einer gemeinsamen Erklärung der Datenschutzbeauftragten wird eine Verschlüsselung der Signale sowie Pseudonymisierung der Daten gefordert. Auch sollten technische Richtlinien des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) beachtet werden, um Missbrauch zu verhindern.

Sollte ein Schaden entstehen, hätten Mieter möglicherweise sogar rechtliche Ansprüche auf Entschädigung, wenn die ungesicherten Daten ohne ihr Wissen ausgesendet wurden. Für Vermieter und Ablesedienste bedeutet das zusätzliche Verantwortung, um den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden und die Privatsphäre der Mieter zu schützen.

So schützt du dich: Maßnahmen für mehr Sicherheit im eigenen Haushalt

Doch was kannst du als Mieter oder Wohnungseigentümer tun, wenn du den Verdacht hast, dass deine Verbrauchsdaten ungesichert übertragen werden? Hiller empfiehlt, einen unabhängigen Ablesedienst zu beauftragen, der die Daten sicher verschlüsselt erfasst. Diese Experten bieten oft Prüfungen an, ob die installierten Messgeräte sicher und datenschutzkonform arbeiten. In Regionen wie Trier ist dieser Service bereits für etwa 100 Euro erhältlich – eine Investition, die sich auszahlen könnte, wenn sie die eigene Privatsphäre sichert.

Alternativ lohnt es sich, bei der Hausverwaltung oder dem Ablesedienst direkt nachzufragen, ob die verwendeten Geräte Verschlüsselung unterstützen. Einige Dienstleister wie Ista, Minol-Zenner und Techem haben auf Nachfrage bestätigt, dass sie nur verschlüsselte Geräte einsetzen und dass die Verbrauchsdaten ausschließlich intern, im eigenen Rechenzentrum, verarbeitet werden. Hier sollten Mieter ruhig genauer nachfragen und bei Bedenken auf den Einsatz datenschutzkonformer Geräte pochen.

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