Ratgeber

Will Deutschland eine Pflichtversicherung für Elementarschäden?

Die Politik diskutiert immer wieder eine Pflichtversicherung für Elementschäden. Eine Umfrage zeigt: Bürger teilen die Bedenken einiger Experten vor untragbaren Prämien nicht. Sie sind sogar in großen Teilen für die Pflichtversicherung.  

Der Klimawandel und die zunehmenden Naturkatastrophen rücken die Diskussion um eine Pflichtversicherung für Elementarschäden in den Vordergrund. Die verheerende Ahrtal-Katastrophe hat gezeigt, welche enormen Schäden durch Flut- und Hochwasserkatastrophen entstehen können und welche Kosten auf die Betroffenen zukommen.

Deswegen diskutierte schon Anfang des Jahres der Rechtsausschuss des Bundestages über einen Antrag der CDU/CSU-Fraktion, der eine gesetzliche Pflicht zur Elementarschadenversicherung in der Wohngebäudeversicherung vorschlägt. Angesichts zunehmender Klima- und Wetterschäden forderte der Antrag, dass solche Versicherungen standardmäßig angeboten, jedoch nach Aufklärung abgewählt werden können. Experten äußerten gemischte Meinungen dazu.

Befürworter argumentieren, dass der dringende Handlungsbedarf aufgrund klimabedingter Schäden, wie sie beispielsweise bei der Ahrtalflut 2021 auftraten, eine solche Versicherung notwendig macht. Eine weit verbreitete Absicherung könnte durch Prävention Schäden reduzieren und eine finanzielle Entlastung der Gesellschaft bewirken. Staatliche Maßnahmen könnten dabei die Versicherbarkeit und die Kosten positiv beeinflussen.

Gegner hingegen warnen vor untragbaren Prämien und den finanziellen Risiken für die Versicherten. Sie betonen, dass eine Pflichtversicherung alleine keine Schäden verhindert und dass der Fokus eher auf effektiver Schadensverhütung liegen sollte. Eine solche Pflicht könnte zudem zu hohen und unbezahlbaren Prämien führen, was sowohl Verbraucher als auch Versicherer belasten würde.

Umfrage kontert Experten

Eine kürzlich durchgeführte Umfrage von YouGov zur Frage, ob eine Pflichtversicherung für Elementarschäden für Immobilienbesitzer eingeführt werden sollte, liefert aufschlussreiche Ergebnisse. Die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger sind zwar stark geteilt, wobei sich trotzdem eine Mehrheit für eine solche Versicherungspflicht positioniert. Insgesamt befürworten 66 Prozent der Befragten eine Pflichtversicherung für Elementarschäden, während 20 Prozent sie ablehnen und fast jeder Sechste sich enthält.

Insgesamt befürworten 66 Prozent der Befragten eine Pflichtversicherung für Elementarschäden. Davon stimmen 36 Prozent eher zu und 30 Prozent befürworten die Idee voll und ganz. Auf der anderen Seite lehnen 20 Prozent der Befragten die Pflichtversicherung ab, wobei sie 8 Prozent voll und ganz ablehnen und 12 Prozent eher ablehnen. Fast jeder 6. enthielt sich.

Westen und Osten fast einer Meinung

Im Westen befürworte 66 Prozent Pflichtversicherung (36 Prozent eher, 30 Prozent voll und ganz). 19 Prozent lehnen sie ab (8 Prozent voll und ganz, 11 Prozent eher). 14 Prozent sind unentschlossen oder machen keine Angabe.

Im Osten sind 61 Prozent für die Pflichtversicherung (33 Prozent eher, 28 Prozent voll und ganz). 24 Prozent lehnen sie ab (10 Prozent voll und ganz, 14 Prozent eher). 16 Prozent sind unentschlossen oder machen keine Angabe.

Kaum geschlechtsspezifische Unterschiede

Die Umfrage zeigt, dass Männer und Frauen ähnlich auf die Frage reagieren. 35 Prozent der Männer und 36 Prozent der Frauen befürworten eher eine Pflichtversicherung, während 28 Prozent der Männer und 32 Prozent der Frauen die Idee voll und ganz unterstützen. Auf der Ablehnungsseite sind die Männer leicht in der Überzahl.

Politische Präferenzen zeigen kaum Unterschiede

Die politischen Präferenzen der Befragten spielen eine wichtige Rolle in ihrer Meinung zur Pflichtversicherung. Anhänger der CDU/CSU und SPD zeigen eine starke Unterstützung mit 36 Prozent beziehungsweise 39 Prozent, die voll und ganz zustimmen. Die Grünen-Anhänger sind ebenfalls überwiegend positiv eingestellt  mit vollständiger Zustimmung (mit 35 Prozent). Anhänger der AfD zeigen die geringste Unterstützung, mit nur 32 Prozent vollständiger Zustimmung und einer relativ hohen Ablehnung von 17 Prozent.

Ältere wollen Pflichtversicherung

Das Alter der Befragten beeinflusst ebenfalls ihre Meinung. Jüngere Menschen im Alter von 18-24 Jahren zeigen die geringste vollständige Unterstützung mit nur 15 Prozent, während die Unterstützung in der Altersgruppe 55+ mit 40 Prozent am höchsten ist. Die Gruppe der 25 bis 34-Jährigen zeigt die höchste Rate an unentschlossenen Antworten mit 23 Prozent.

Das Einkommen der Befragten zeigt nur geringe Unterschiede in den Meinungen. Personen mit einem Einkommen von unter 1.500 Euro zeigen eine etwas höhere Ablehnung (9 Prozent vollständig und 12 Prozent eher), während die vollständige Unterstützung bei Personen mit einem Einkommen über 3.000 Euro bei 32 Prozent liegt. Unentschlossenheit ist in der niedrigeren Einkommensgruppe am höchsten (16 Prozent).

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