Ein Solarunternehmer wittert eine Chance. Strom speichern, wenn er gerade produziert wird und Abgeben, wenn Sonne und Wind fehlen. Ein Großprojekt mit Zukunft das bald im Allgäu startet.
Riesenstromspeicher kommt ins Allgäu nach Immenstadt. Foto: green flexibility
Die Energiewende steht vor einer der größten Herausforderungen: Wie lassen sich die Schwankungen in der Stromproduktion ausgleichen, die durch Wind und Sonne entstehen? Die sogenannte Dunkelflaute – ein Zeitraum, in dem weder Wind weht noch die Sonne scheint – sorgt immer wieder für Probleme im Stromnetz. Doch eine neue Initiative könnte Abhilfe schaffen: Der Solarunternehmer Christoph Ostermann plant mit seinem Unternehmen Green Flexibility, Milliarden in den Ausbau von Batteriespeichern zu investieren.
Milliardeninvestitionen für Batterieparks in Deutschland
Mit einem finanzstarken Partner an seiner Seite will Ostermann große Batterieparks in ganz Deutschland errichten, wie das Handelsblatt berichtet. Die ersten Projekte sind bereits im Bau, und in 3 Monaten soll der erste Speicherpark in Immenstadt, Bayern, ans Netz gehen. Hier (Foto) wird ein Batteriespeicher mit einer Kapazität von 35 Megawattstunden entstehen – genug, um rund 3.000 Haushalte einen Tag lang mit Strom zu versorgen. Die Kosten für dieses Projekt belaufen sich auf etwa 15 Millionen Euro. Insgesamt plant Green Flexibility, Projekte mit einem Volumen von mehr als einer Milliarde Euro umzusetzen.
Der erste Speicher entsteht in Kooperation mit dem Energieversorger Allgäuer Überlandwerk (AÜW) direkt neben einem Umspannwerk. Laut Christoph Ostermann ist der Speicher nicht nur für die regionale Versorgung gedacht, sondern auch ein Beitrag zur Stabilisierung des bundesweiten Stromnetzes. „Gerade bei erneuerbaren Energien, vor allem von Sonnen- und Windkraftlagen, haben wir keine konstanten Strommengen, weshalb Lücken bei der Stromlieferung entstehen", sagt Daniel Flasche, Pressesprecher beim AÜW, dem Bayerischen Rundfunk.
Warum Batteriespeicher der Schlüssel sein könnten
Batteriespeicher bieten eine vielversprechende Lösung für die Energiewende. Sie können überschüssigen Strom speichern, der an windigen oder sonnigen Tagen produziert wird, und ihn bei Bedarf wieder ins Netz einspeisen. Dadurch können teure Netzübereinstimmungen vermieden werden, bei denen Anlagen abgeschaltet werden müssen, um das Stromnetz vor Überlastung zu schützen. Eine Studie von Frontier Economics schätzt, dass Batteriespeicher bis 2050 etwa 12 Milliarden Euro an Stromkosten einsparen könnten.
Laut dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) wird die installierte Speicherkapazität in Deutschland bis Ende 2025 voraussichtlich auf 6,7 Gigawattstunden ansteigen. Das ist ein drastischer Anstieg im Vergleich zu 2,2 Gigawattstunden im Jahr 2024. Ein Hauptgrund für diesen Boom sind die gesunkenen Kosten: Während Speicherplatz vor 15 Jahren noch rund 2.000 Dollar pro Kilowattstunde kostete, liegt der Preis heute unter 100 Dollar. „Die Wirtschaftlichkeit hat sich dadurch massiv erhöht“, sagt Ostermann dem Handelsblatt.
Innovative Betriebslogik und langfristige Ziele
Die Speicher von Green Flexibility sollen nicht nur Strom für Haushalte und Unternehmen liefern, sondern auch gezielt das Stromnetz stabilisieren. Christoph Lienert von Green Flexibility erklärt: „Großspeicher sind nicht nur Bestandteil des nationalen Energiesystems, sondern auch des regionalen Stromnetzes.“ Um die spezifischen Anforderungen regionaler Netze zu berücksichtigen, hat das Unternehmen eine einzigartige Betriebslogik entwickelt.
Langfristig sollen die Batterieparks nicht nur wirtschaftlich arbeiten, sondern auch einen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten. Allein der Speicher in Immenstadt wird jährlich 150.000 Tonnen CO2 einsparen, heißt es im Onlineportal von merkur.de. Die Gemeinde profitiert zudem von zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen.
Marktführer CATL als Partner
Ein entscheidender Faktor für die Wirtschaftlichkeit der Batterieparks ist die Beschaffung der Speichertechnologie. Green Flexibility setzt hier auf den chinesischen Marktführer CATL. „Wenn man wirtschaftlich arbeiten will, kommt man an den chinesischen Anbietern nicht vorbei“, so Ostermann. Die Lithium-Ionen-Batterien von CATL gelten als zuverlässig und kostengünstig.
Die Speicher werden über eine Leistung von mindestens 10 bis zu über 100 Megawatt verfügen. Insgesamt plant Green Flexibility Parks mit einer Kapazität von 8 Gigawatt zu entwickeln. Diese Zahlen verdeutlichen, wie groß das Potenzial der Technologie ist.
Batteriespeicher im Wettbewerb
Green Flexibility ist nicht das einzige Unternehmen, das auf Batteriespeicher setzt. Auch Firmen wie JT Energy und Kyon Energy investieren in Großprojekte. Der Wettbewerb treibt die Innovation voran und senkt die Preise für Speichertechnologien weiter. Das Geschäftsmodell der Batterieparks basiert auf einem einfachen Prinzip: Strom wird gespeichert, wenn er günstig ist, und bei hohen Preisen ins Netz eingespeist.
Dunkelflaute bleibt eine Herausforderung
Obwohl Batteriespeicher ein wichtiger Bestandteil der Lösung sind, können sie nicht alle Probleme lösen. Großspeicher sind nicht dafür ausgelegt, Strom über mehrere Tage oder Wochen vorzuhalten. Diese Aufgabe sollen in Zukunft Back-up-Kraftwerke übernehmen, die mit klimaneutralem Wasserstoff betrieben werden.
Dennoch bleibt die Bedeutung von Batteriespeichern für die Energiewende unbestritten. Sie tragen dazu bei, die Integration erneuerbarer Energien zu beschleunigen und das Stromnetz stabil zu halten. Mit Unternehmen wie Green Flexibility, die Milliarden in diese Technologie investieren, könnte Deutschland auf dem besten Weg sein, die Dunkelflaute zu überwinden.