Weit mehr als die Hälfte der deutschen Stromerzeugung stammt aus erneuerbaren Energien wie Wind- und Photovoltaikanlagen. Dennoch bleiben die Herausforderungen bestehen, und die Ziele für 2030 sind weiterhin in Gefahr.
Neuer Rekord für Ökostrom in Deutschland. Foto: stock.adobe.com / Streampixel
Im Jahr 2024 erreicht der Anteil von Ökostrom am Bruttostromverbrauch in Deutschland neue Höhen: Mit voraussichtlich 56 Prozent liegt er höher als je zuvor. Trotz zeitweiliger Dunkelflauten und kritischer Stimmen zeigt sich die Energiewende in Deutschland auf einem vielversprechenden Weg. Bereits 2023 wurde mit 52,5 Prozent ein Rekordwert erreicht. Es war das erste Mal, das mehr als die Hälfte Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt wurde.
Wind und Sonne dominieren, doch die Herausforderungen bleiben
Nach ersten Hochrechnungen des Umweltbundesamts (UBA) stammen etwa 285 Terawattstunden des Stroms in diesem Jahr aus erneuerbaren Quellen – allen voran Wind- und Solarenergie, die gemeinsam mehr als drei Viertel der grünen Stromproduktion ausmachen. Besonders die Photovoltaik erlebte einen starken Zuwachs von 16 Prozent auf 74 Terawattstunden, während die Stromerzeugung aus Windkraft mit etwa 141 Terawattstunden stabil blieb. Biomasse, Wasserkraft und Geothermie ergänzen das Ökostrom-Portfolio und steuerten ein Viertel bei.
Doch die glänzenden Zahlen verdecken nicht die Herausforderungen: Gerade in den Wintermonaten sorgt eine geringere Sonneneinstrahlung und Flaute bei der Windkraft für Engpässe. Während der ersten Novemberwoche, einer sogenannten Dunkelflaute, deckten Wind und Solar nur rund 6 Prozent des Strombedarfs. In diesen Phasen müssen fossile Kraftwerke und Stromimporte einspringen – eine kostspielige Notwendigkeit. UBA-Präsident Dirk Messner betonte daher, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigt werden müsse. Nur so könne das Ziel erreicht werden, bis 2030 80 Prozent des Strombedarfs aus grünen Quellen zu decken. In dieselbe Kerbe schlug der RWE-Chef und warnte, dass, man kaum noch Zeit habe, die Probleme zu lösen.
Speichertechnologien als Schlüssel zur Stabilität
Kritiker werfen der Energiewende oft vor, nicht ausreichend auf Speichertechnologien zu setzen. Tatsächlich bleiben Lösungen, die überschüssigen Sommerstrom für den Winter verfügbar machen könnten, hinter den Erwartungen zurück. Messner sieht hierin eine zentrale Baustelle: „Die Elektrifizierung von Wärme und Verkehr wird den Strombedarf weiter steigern. Es braucht jetzt massive Investitionen in intelligente Speichersysteme und Infrastruktur.“
Der aktuelle Rekordanteil von Ökostrom zeigt jedoch, dass Fortschritte gemacht werden. Gesetzesänderungen haben die Rahmenbedingungen für Investitionen deutlich verbessert, und zahlreiche neue Projekte sind in Planung. Die Bilanz für 2024 ist vorläufig, doch bereits im März sollen die finalen Zahlen vorliegen.
Ein Rekord mit Kosten und Chancen
Trotz aller Erfolge bleibt die Strompreisdebatte heiß. Dunkelflauten und Spitzenpreise für Importe belasten Verbraucher und Industrie gleichermaßen. Ein prominentes Beispiel ist ein Stahlwerk in Sachsen, das wegen hoher Strompreise zeitweise die Produktion stoppen musste. Doch der steigende Anteil erneuerbarer Energien reduziert langfristig Deutschlands Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und senkt CO₂-Emissionen erheblich. Mit jedem neuen Windrad und jeder Solaranlage wird die Energieversorgung nachhaltiger und unabhängiger.
Die Zukunft liegt in einer besseren Verknüpfung von Ökostromerzeugung, Speichertechnologien und flexibler Infrastruktur. Deutschland zeigt, dass es möglich ist, auch unter schwierigen Bedingungen den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben – ein Kraftakt, der gleichermaßen Fortschritt und Herausforderungen in sich birgt.