Bienen sind fleißige Tiere, die zur Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt beitragen. Dennoch haben viele Menschen Angst vor ihnen. Wer jedoch weiß, wie man mit den summenden Insekten und einem Bienennest im Garten umgeht, hat wenig zu befürchten.
Übersicht
Bienen auf dem Grundstück: So verhalten Sie sich richtig
Honigbienen sind sehr nützliche Tiere. Sie leisten durch das Sammeln von Nektar und Pollen einen erheblichen Beitrag zur Bestäubung der Pflanzen. Dennoch sind sie in vielen Gärten unerwünscht. Zu groß ist die Furcht vor Stichen. So fällt es vielen Menschen schwer, ein Bienennest im Garten zu akzeptieren.
Da Bienen einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der ökologischen Vielfalt leisten, stehen sie unter Naturschutz. Die Tiere und ihre Nester dürfen nicht mutwillig zerstört werden.
Wie Gartenbesitzer mit einem Bienennest auf dem Grundstück umgehen, verrät Imker Klaus Maresch im Interview:
Imker Klaus Maresch
Klaus Maresch ist seit 30 Jahren als Imker tätig – in seiner Freizeit ebenso wie als Berufsimker bei Bioland. Gerne gibt er seine Erfahrungen an Interessierte weiter.
Unter anderem bietet Maresch Führungen mit Honigprobe an, bei denen Besucher zwölf Bienenvölker der Bioland-Imkerei Honighäuschen kennenlernen. Diese finden auf dem Dachgarten der Bundeskunsthalle in Bonn statt.
immowelt: Herr Maresch, wie häufig kommt es vor, dass wild lebende Honigbienen ein Nest in der Nähe des Menschen bauen?
Klaus Maresch: So pauschal kann man das nicht sagen. Es ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Es gab Jahre, in denen mich im Bonner Raum etwa 30 Leute baten, ein Wespen- oder Bienennest zu entfernen. Es gab aber auch Jahre, in denen mich 200 Anrufe diesbezüglich erreichten.
immowelt: Wie bemerke ich, dass Bienen auf meinem Grundstück nisten möchten?
Klaus Maresch: Das ist ziemlich auffällig. Bevor die Jungköniginnen schlüpfen, schwärmt die Bienenkönigin mit der Hälfte des Volkes aus, um einen neuen Nistplatz zu finden. Bis die Kundschafterinnen eine geeignete Stelle gefunden haben, sammelt sich das gesamte Volk an einer Stelle und wartet. Wer also eine Traube von mehreren Tausend Bienen in seinem Grundstück sieht, sollte schnell handeln und einen Imker aus der Umgebung, die Feuerwehr oder die Polizei anrufen. Solange die Tiere noch nicht nisten, lassen sie sich leicht in eine Kiste locken und weg transportieren.
immowelt: Angenommen, jemand hätte bereits ein fertiges Bienennest im Garten. Darf die Person das Nest entfernen lassen?
Klaus Maresch: Ja, das Nest darf umgesiedelt werden. Auch in diesem Fall können sich Betroffene an den örtlichen Imker, an die Polizei oder Feuerwehr wenden. Allerdings ist das Entfernen eines Bienennests aufwendiger. Falls bereits Honig in den Waben eingelagert ist, kann das auch jede Menge Schmutz verursachen.
immowelt: Wie viel Geld verlangen Imker für das Umsiedeln von Bienennestern oder -schwärmen?
Klaus Maresch: Das kommt auf den Aufwand an. Imker freuen sich über die Bienen, deshalb verlangen die meisten nicht viel. Doch ich finde, es gehört zum guten Ton, zumindest die Fahrtkosten zu erstatten. Schließlich investieren Imker hierfür Zeit, die sie auch in ihre eigenen Völker stecken könnten. Falls ein Nest schwer zugänglich ist, fallen je nach Aufwand höhere Kosten an.
Den Unterschied erkennen: Wespen- oder Bienennest?
Wer ein Nest am Haus oder im Garten entdeckt, sollte zuerst abklären, ob es sich um ein Wespen- oder ein Bienennest handelt. Honigbienen nisten selten in der Nähe des Menschen. Häufig stellt sich heraus, dass das vermeintliche Bienennest eigentlich ein Wespennest ist. Wespennester sind mit einer Schutzhülle ausgestattet. Dennoch sehen sie je nach Wespenart verschieden aus. Einige Wespen bauen kugel- oder kalebassenförmige Nester, die sie beispielsweise an einem Strauch oder Baum aufhängen. Es gibt aber auch Arten, die ihre Nistplätze unterirdisch in Mäuse- oder Maulwurfsgängen errichten. Eines haben Wespennester jedoch gemein: Sie bestehen aus eingespeichelten Holzfasern, deshalb sehen sie papierartig-holzig aus.
Bienen bauen keine Schutzhülle um ihre Waben, deshalb verstecken sie ihre Nester in der Regel gut. Beispielsweise hängen sie die Waben gerne in hohle Baumstämme auf. So sind sie von außen kaum sichtbar und gut geschützt.
Bienen und Wespen lassen sich nicht nur durch die Gestaltung ihrer Nester unterscheiden. Ihr Aussehen ist ebenfalls verschieden.
Tipps für ein friedliches Miteinander von Mensch und Biene
Ein Bienennest am Grundstück ist kein Grund zur Panik. In der Regel halten sich die Tiere von Menschen fern – selbst wenn diese Gegrilltes oder Kaffee und Kuchen auf der Terrasse genießen. Anders als Wespen sind Bienen Vegetarier. Sie ernähren sich ausschließlich von Nektar und Pollen. Aus diesem Grund verirren sich die Tiere nur selten an unseren Tisch. Folgende Tipps erleichtern das Miteinander mit den brummenden Insekten:
- Vermeiden Sie hektische Bewegungen und schlagen Sie nicht nach den Tieren.
- Kennzeichnen Sie den Ort, an dem sich das Bienennest befindet, mithilfe eines Absperrbandes. So verhindern Sie, dem Nest versehentlich zu nahe zu kommen.
- Befindet sich das Bienennest in der Nähe des Hauses, lohnt es sich, Fliegengitter an den Fenstern anzubringen.
- Decken Sie süße Speisen und Getränke, beispielsweise Honig oder Limonade, ab.
- Wischen Sie Kleinkindern Mund und Hände nach dem Essen und Trinken ab.
- Vermeiden Sie, mit nackten Füßen durch den Garten zu laufen.
So tragen die Insekten zur biologischen Vielfalt bei
Es lohnt sich, den Lebensraum von Bienen zu schützen. Schließlich gelten die summenden Insekten als Hüterinnen der biologischen Vielfalt. Sie bestäuben bis zu 80 Prozent der heimischen Blütenpflanzen. Im Zuge der Evolution haben sich die meisten Blumenarten und die Bienen perfekt aneinander angepasst: Die kräftigen Farbtöne und Formen der Blüten stellten sich auf das Farb- und Formensehvermögen der Insekten ein. Darüber hinaus wurde der Pollen klebrig, damit ihn Bienen leichter transportieren können.
Im Gegenzug dazu entwickelten die Bienen eine Körperbehaarung, an denen der Pollen hängen bleibt, und Pollensammelvorrichtungen an den Beinen für den Blütenstaub-Transport. Bienen ernähren sich ausschließlich vom Nektar der Blütenpflanzen und sammeln Pollen zur Aufzucht der Larven. Auf diese Weise tragen sie den Blütenstaub von einer Pflanze zur nächsten weiter und sorgen ganz nebenbei für eine erfolgreiche Befruchtung.
Viele Nutzpflanzen sind bei ihrer Vermehrung stark von den Bienen abhängig. Ohne diese Insekten würden sich Fauna und Flora stark zurück entwickeln. Es gäbe kaum Obst, nur wenige Beerensträucher und kaum Blumen. Vögel und andere Tiere, die sich von Früchten und Körnern ernähren, müssten verhungern. Auch für das Vieh würden wichtige Futterpflanzen fehlen. Aus diesem Grund gilt es, Bienen zu schützen. Beispielsweise investieren Städte wie München in Initiativen, die öffentliche Grünflächen und Balkone bienenfreundlich bepflanzen. Auch jeder einzelne kann etwas tun, damit Bienen genug Nahrung finden. In folgender Bildergalerie werden Pflanzen gezeigt, die den fleißigen Tieren viel Nektar und Pollen liefern.
Das Bienennest und seine Bewohner
Ein Bienennest beherbergt die meiste Zeit des Jahres ausschließlich Weibchen, die Königin und mehrere tausend unfruchtbare Arbeiterinnen. Ab dem Frühsommer werden männliche Drohnen herangezogen. Sobald diese geschlechtsreif sind, fliegen sie regelmäßig aus, um begattungsfähige Königinnen zu finden. Nach der Paarung sterben sie.
Eine Bienenkönigin paart sich mit bis zu 20 Drohnen und legt ihre Eier in die von den Arbeiterinnen vorbereiteten Waben ab. Handelt es sich um kleine Wabenzellen, bestückt die Königin sie mit je einem befruchteten Ei. Hieraus entwickeln sich Arbeitsbienen, die den größten Teil des Bienenvolkes ausmachen. In die mittelgroßen Wabenzellen legt die Bienenkönigin unbefruchtete Eier, aus denen Drohnen schlüpfen. Die größten Waben – auch Weiselzellen genannt – sind für die Nachwuchs-Königinnen reserviert. In diese gibt die Königin befruchtete Eier.
Anders als die Larven der Arbeiterinnen werden die Königs-Larven ihr gesamtes Larvenstadium hindurch mit einem speziellen Saft ernährt, dem Gelee Royale. Diesen produzieren die Ammenbienen, ebenfalls Arbeiterinnen, in ihren Kopfdrüsen. Er bewirkt unter anderem, dass sich aus den Larven Königinnen und keine Arbeitsbienen entwickeln. Ende Juni ist der Bienenstaat am größten und umfasst etwa 40.000 bis 60.000 Tiere.
Steckbrief: Königin, Arbeiterinnen, Drohnen
Bienenkönigin
Die Bienenkönigin der Westlichen Honigbiene wird etwa 15 bis 18 Millimeter groß und hat einen langen, schlanken, Hinterleib. Sie ist das einzige fortpflanzungsfähige Weibchen im Volk.
Aus diesem Grund hat sie die Aufgabe Nachkommen zu zeugen. Diese erfüllt sie mit Bravour: Sie legt bis zu 2.000 Eier pro Tag. Königinnen werden in der Regel bis zu 5 Jahre alt.
Arbeitsbienen
Arbeiterinnen werden elf bis 13 Millimeter groß und haben stark verbreiterte Hinterbeine. Ihre Lebensdauer beträgt im Sommer circa 35 bis 42 Tage und im Winter sechs bis sieben Monate. Arbeitsbienen üben im Laufe ihres Lebens verschiedene Berufe aus: Zuerst putzen sie die Zellen, dann füttern sie die Nachkommen und stellen Wachs für die Waben her.
Nach einem dreiwöchigen Dasein als Stockbienen bewachen sie den Nesteingang. Ihre letzte Lebensphase verbringen die Arbeiterinnen als Flugbienen. Sie sammeln Wasser, Blütenstaub und Nektar und verteidigen das Bienennest.
Drohnen
Pro Volk gibt es etwa 500 bis 1000 männliche Bienen. Diese werden als Drohnen bezeichnet. Man erkennt sie an den auffällig großen Augen und dem vergleichsweise kräftigen Körperbau.
Sie werden 13 bis 16 Millimeter groß. Ihre einzige Aufgabe ist das Paaren mit einer Königin, anschließend sterben sie. Falls sie keine Partnerin finden, werden sie zum Ende der Schwarmzeit aus dem Bienennest vertrieben und verenden.
Kurz bevor die Jungköniginnen schlüpfen, gerät das Bienenvolk in Aufruhr. In einem Bienennest darf es nur eine Königin geben, deshalb fühlt sich die alte Königin von den heranwachsenden Jungköniginnen bedroht. Schließlich verlässt sie zwischen Mai und Juli, der sogenannten Schwarmzeit, mit einem Teil des Volkes das Bienennest und gründet einen neuen Staat. Der andere Teil der Bienen bleibt zurück, um die Nachwuchs-Königinnen zu versorgen. In einem Kampf um Leben und Tod entscheidet sich, welche der Jungköniginnen den Platz der alten Königin einnimmt.
Die alte Königin begibt sich nun mit den Schwarmbienen auf die Suche nach einem neuen Nistplatz. Allerdings bestimmt nicht die Bienenkönigin, wo das neue Bienennest entsteht, sondern Arbeiterinnen, welche die Funktion von Kundschafterinnen übernehmen. Während die Kundschafterinnen einen sicheren Ort für das neue Bienennest suchen, sammelt sich das restliche Volk dicht gedrängt an einem geeigneten Platz, häufig am Ast eines Baumes, und wartet. Weisen alle Kundschafterinnen auf einen Ort, bricht der Bienenschwarm dorthin auf und beginnt das Nest zu bauen. Nun machen die fleißigen Flieger ihrem Ruf alle Ehre, indem sie Waben formen. Hierfür hängen sie sich aneinander und bilden eine sogenannte Bautraube. Während sie zusammenhängen, schwitzen sie kleine Wachsplättchen aus den Wachsdrüsen ihrer Bauchringe aus. Diese nehmen sie sich gegenseitig ab und formen sie zu perfekten sechseckigen Zellen. Um die Waben gut zu schützen, sind Hohlräume in Bäumen und andere schwer zugängliche Orte beliebte Nistplätze. Sobald das Bienennest fertig ist, legt die Königin erneut Eier und der Zyklus beginnt von vorne. Insgesamt wird eine Königin bis zu fünf Jahre alt.
Fragen rund um die Biene
Wie erzeugen Bienen Honig?
Sammelbienen transportieren den Blütennektar in ihrem Honigmagen zum Bienenstock und würgen ihn dort wieder aus. Die Stockbienen geben den Nektar von Biene zu Biene weiter. Dabei werden ihm Körperflüssigkeiten zugegeben, deren Enzyme die Zuckerhaltigkeit des Safts verändern. Zudem entziehen die Tiere dem werdenden Honig Wasser bis sein Wassergehalt auf circa 20 Prozent gesunken ist, wodurch er haltbar wird. Zuletzt lagern die Bienen den Honig in Wabenzellen ein und verschließen diese mit einem Wachsdeckel. Nun kommt der Imker ins Spiel. Er ersetzt die Honigwaben durch leere Wabenzellen und entfernt die Wachsdeckel. Anschließend schleudert er mithilfe einer Honigschleuder den Inhalt aus den Waben heraus. Danach wird der Honig gesiebt und in Gläser gefüllt. Als Ersatz für den entnommenen Honig verfüttert der Imker Zuckersirup an die Bienen.
Warum stellen Bienen Honig her?
Honig dient den Bienen als Nahrungsreserve – vor allem im Winter. Die zuckerhaltige Substanz enthält viele Kohlenhydrate, die den Bienen Energie liefert, um ihre Arbeiten zu verrichten und das Bienennest im Winter durch das Zittern ihrer Brustmuskulatur zu heizen.
Wieso sterben Bienen nach dem Stechen?
Eine Biene greift niemals grundlos an, denn ihr Stachel hat Widerhaken, die sich in der Haut oder im Panzer des Feindes verhaken. Sobald sie nach dem Angriff von ihrem Opfer wegfliegen möchte, reist sie sich den gesamten Stechapparat inklusive Giftblase, Muskeln und Nervenknoten aus dem Hinterleib heraus und stirbt.
Warum sind Bienen gefährdet?
Das Bienensterben ist ein häufig genutztes Schlagwort in den Medien. Viele Imker müssen sich darauf einstellen, über Winter fast ein drittel ihrer Bienen zu verlieren. Ein Grund für die hohe Sterberate ist die zunehmende Ausbreitung der Varroa-Milbe, die 1977 von Asien nach Deutschland kam. Diese ernährt sich vom Blut ihrer Opfer und überträgt so Krankheiten auf die Bienenvölker. Ein weiterer Grund sind Insektizide, die Bauern zur Saatgutbehandlung und -reinigung verwenden. Diese Neonikotinoide führen zu einem Orientierungsverlust der Tiere. Darüber hinaus gehen Forscher davon aus, dass das Immunsystem von Bienen generell geschwächt ist, und untersuchen mögliche Gründe dafür. Doch klare Belege fehlen.
Wie kann man Bienen helfen?
Es gibt viele Möglichkeiten selbst etwas gegen die Gefährdung von Bienen zu unternehmen. Hier ein paar Tipps:
- Unsere heimischen Pflanzen sind auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen. Indem Sie Honig aus der Region oder Bio-Honig aus Deutschland kaufen, unterstützen Sie die Imker, die mit ihren Bienen dafür sorgen, dass unsere heimische Pflanzenwelt ausreichend bestäubt wird.
- Auch beim Obst- und Gemüsekauf empfiehlt es sich, zu regionaler Bio-Ware zu greifen. Biobauern setzen keine Insektizide oder chemische Mittel ein, die den Bienen schaden.
- Bepflanzen Sie Ihren Garten mit bienenfreundlichen Pflanzen. Diese liefern den Tieren genug Nektar und Pollen. Welche Pflanzen das sind, entnehmen Sie der Bildergalerie oben.
- Verzichten Sie im Garten auf Pflanzenschutzmittel, denn viele Insektizide und Pestizide schaden den Bienen.
- Unterstützen Sie die Stiftung Mensch und Umwelt und werden Sie Bienenpate. Weitere Informationen finden Sie auf wildbienenpaten.de.