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Wespennest entfernen: Tipps zum Umgang mit den ungebetenen Gästen

Wespen bauen ihr Nest oftmals in der Nähe des Menschen. Hier findest du Tipps, wie du mit einem Nest umgehen und ein gefährlich gelegenes Wespennest entfernen lassen kannst.

So entsteht ein Wespennest

  1. Die Wespenkönigin beginnt im Frühjahr, ein Nest für ihren zukünftigen Staat zu bauen. Je nach Art wird der Wespenbau entweder in dunklen Hohlräumen angelegt oder frei aufgehängt. Dazu dient beispielsweise eine Hecke, ein Baum oder der Dachstuhl eines Hauses. Die Königin schabt Holzfasern von Brettern, Zäunen oder Bäumen ab, speichelt sie ein und formt maximal 20 sechseckige Waben. In die Brutwaben legt sie ihre Eier. Diese befruchtet sie mit einem Teil der Spermien, die sie seit der Begattung im vorangegangenen Herbst in ihrer Samentasche aufbewahrt.
  2. Zunächst entwickeln sich ausschließlich unfruchtbare Arbeiterinnen. Diese bauen das Wespennest weiter aus und ziehen nachkommende Larven auf. Indessen konzentriert sich die Königin den gesamten Sommer hindurch auf das Eierlegen. So wächst der Wespenstaat während der heißen Jahreszeit stark an.
  3. Im Herbst sorgt die Wespenkönigin für das Fortleben ihrer Dynastie: Aus den nun gelegten Eiern schlüpfen Jungköniginnen, also fruchtbare Weibchen. Danach legen – je nach Wespenart – die Königin oder die Arbeiterinnen wiederrum Eier, aus denen Drohnen hervorgehen. Deren Lebensaufgabe ist die Begattung der Jungköniginnen anderer Wespenstaaten.
  4. Der Herbst läutet schließlich das Lebensende der staatsgründenden Königin ein, auch die Drohnen und Arbeiterinnen sterben noch vor Wintereinbruch. Lediglich die begatteten Jungköniginnen überwintern und schützen sich unter morschem Holz, Baumrinde oder Erdlöchern vor Frost. Im Frühjahr bauen diese jeweils ein neues Wespennest, um ihren eigenen Wespenstaat zu gründen.

Wo nisten Wespen?

Generell errichten die Tiere ihr Nest an wettergeschützten Orten. Einige Arten nisten in dunklen Höhlen oder Hohlräumen. Die Deutsche Wespe baut ihr Nest beispielsweise häufig in Rollladenkästen oder auf Dachböden unter Deckenverkleidungen. Wieder andere nisten unterirdisch in Mäuse- oder Maulwurfsgängen. Einige besonders geschützte Arten bauen ihr Nest freihängend an Bäumen, in Sträuchern oder Hecken.

Wie lange bleibt ein Wespennest bestehen?

Ein oberirdischer Wespenbau ist lange haltbar und kann über Jahre hinweg bestehen – die Tiere bewohnen es aber nur von Frühling bis Herbst. Abgesehen von den Jungköniginnen sterben Wespen im Herbst. Die Jungköniginnen hingegen verlassen in dieser Zeit das Nest, um unter morschem Holz, Baumrinde oder in Erdlöchern zu überwintern und im Frühjahr einen neuen, eigenen Wespenstaat zu gründen.

Wie sieht ein Wespennest aus?

In der Regel haben oberirdische Wespenbauten eine graue bis beige Farbe und sind röhren- bis halbkreisförmig oder kugelförmig. Da Wespen ihr Nest aus verwittertem Holz bauen, sieht ein Wespennest papierartig-holzig aus. Die Tiere speicheln die Holzfasern ein, zerkauen sie und formen daraus Waben. Diese umgeben sie anschließend mit einer Art Hülle. In der Regel befindet sich das Einflug- bzw. Ausflugloch eines Wespenbaus seitlich. Wenn das Nest nach unten hin offen ist, könnte es sich um ein Hornissennest auf deinem Grundstück handeln.

Wie groß wird ein Wespenbau und wie viele Tiere leben darin?

Die Größe eines fertiggestellten Wespennests variiert abhängig von der Wespenart und ihrer Volksstärke. In Mitteleuropa kommen die Deutsche und die Gemeine Wespe auf Volksstärken von bis zu 7.000 Tieren. Das sind die Arten, die uns im Sommer lästig werden. Ihre Bauten können die Größe eines Medizinballs annehmen.

Die Staaten anderer Wespenarten, wie zum Beispiel die Feldwespe, haben deutlich weniger Bevölkerung, dementsprechend fallen ihre Nester kleiner aus.

Im Haus oder im Garten ist ein Wespennest – was tun?

So interessant das Leben und die Baukunst der Insekten auch sind – im eigenen Garten, im Haus oder in der Wohnung sind Wespen meist ungebetene Gäste. Da die gestreiften Flieger unter Naturschutz stehen, solltest du ein Wespennest nur entfernen lassen, wenn eine unmittelbare Gefährdung für den Menschen besteht. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn es sich direkt am Fenster eines Kindergartens befindet. Weil die Grenze zwischen bedrohlicher Lage und harmloser Anwesenheit fließend ist, hilft die Naturschutzbehörde bei dieser Frage gerne weiter.

Wespennest immer entfernen? Tipps für eine friedliche Koexistenz

In vielen Fällen ist es unnötig, ein Wespennest zu entfernen. Mit etwas Kreativität kannst du dich gut mit den summenden Plagegeistern arrangieren. Folgende Tipps erleichtern das Zusammenleben mit Wespen:

  • Räucherstäbchen am Gartentisch haben eine abschreckende Wirkung auf die Tiere.
  • Speisen und Getränke draußen abdecken und Strohhalme beim Trinken verwenden.
  • Ablenkfütterungen im Abstand von 5 bis 10 Metern halten Wespen vom Gartentisch fern. Hierzu sind überreife Trauben bestens geeignet.
  • Kindern nach dem Essen Mund und Hände abwischen.
  • Nicht nach Wespen schlagen oder andere hektische Bewegungen machen. Auch der Versuch, Wespen durch Pusten zu vertreiben, macht sie aggressiv.
  • Schuhe tragen, sobald Fallobst im Garten liegt.
  • Vibrationsstarke Rasenmäher sollten einen großen Bogen um den Wespenbau machen – und zwar im Abstand von 3 bis 4 Metern.
  • Eine Umgrenzung des Wespenbaus mithilfe von Bettlaken oder Absperrbändern in gebührlichem Abstand verhindert, dass jemand der Brutstätte versehentlich zu nahekommt.

Wann kann ich das Wespennest entfernen?

So nützlich Wespen auch sein mögen, viele Menschen fühlen sich durch ein Wespennest auf dem Grundstück bedroht und möchten es so schnell wie möglich entfernen. Für das Beseitigen eines Wespennests gibt es zwei ideale Zeitpunkte im Jahr

  1. Dies ist zum einen der Spätherbst, wenn das Wespenvolk bereits abgestorben ist und die Jungköniginnen das Nest verlassen haben. 
  2. Zum anderen ist es der Frühling: Die Königinnen der Deutschen Wespe sind ab Anfang April und die der Gemeinen Wespe ab Mitte April auf der Suche nach einem Nistplatz. In dieser Zeit lässt sich die Entstehung eines Nistplatzes gut abwehren, indem man die Tiere am Bau hindert.

Die Königinnen anderer Wildwespenarten beginnen den Nestbau erst später im Frühling. Sie sollte man nicht daran hindern, da viele von ihnen zu den besonders geschützten Arten zählen und sich ohnehin von Menschen fernhalten.

Wie entferne ich ein Wespennest?

Sobald du ein Wespennest in unmittelbarer Nähe der Wohnung entdeckst, solltest du als Mieter deinen Vermieter kontaktieren. Ist die Wohnung wegen der Insekten nicht in vollem Umfang nutzbar, muss der Vermieter das Nest auf eigene Kosten entfernen lassen.

Anschließend sollte der Vermieter bei der Naturschutzbehörde anrufen. Sie bestimmt die Wespenart und beurteilt die Gefahr, die vom Wespenbau ausgeht. Abhängig davon ordnet sie Maßnahmen an, die du gegen die gelb-schwarzen Insekten ergreifen darfst.

Vermieter entfernt das Wespennest nicht? Mängelanziege!

Handelt der Vermieter nicht, solltest du eine schriftliche Mängelanzeige erstatten und den Vermieter dazu auffordern, das Nest innerhalb einer angemessenen Frist zu entfernen. Tut er das nicht, darfst du nach Paragraf 536 ff Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) die Miete mindern.

Wespennest entfernen – Die Kosten

Der Preis für die Entfernung oder Umsiedlung eines Wespennests hängt in erster Linie davon ab, wie gut das Nest erreichbar ist. In der Regel ist laut Verbraucherzentrale ein Preis von bis zu 150 Euro für die Entfernung eines Wespennests üblich. Lediglich bei schwer zugänglichen Stellen, die nur mit Hebebühnen zu erreichen sind, kann es zu höheren Kosten kommen.

Wer bezahlt die Beseitigungskosten - der Mieter oder Vermieter?

Beeinträchtigt oder gefährdet das Nest dich als Mieter erheblich, bleibt die Frage: Wer zahlt für das Entfernen des Wespennests? Letztlich trägt die Kosten der Vermieter. Handelt er trotz Fristsetzung nicht, darfst du einen Spezialisten beauftragen und die Kosten dem Vermieter in Rechnung stellen.

Liegt eine akute Gefährdung vor, bei der eine Fristsetzung unmöglich ist, darfst du dich auch ohne Rücksprache mit dem Vermieter an einen Kammerjäger wenden. Dies regelt Paragraf 536a BGB. In diesem Fall muss der Vermieter die Kosten aber nur tragen, wenn diese im Verhältnis zur Gefährdung angemessen sind.

Achtung: Wespennest nicht selbst entfernen

Du darfst ein Wespennest weder im Garten noch im Dachboden oder im Rollladenkasten selbst entfernen: Die Tiere stehen unter Naturschutz. Wer sie tötet und ihr Nest zerstört, dem droht eine empfindliche Geldstrafe. Je nach Bundesland und Art der Wespe werden Bußgelder von 5.000 bis 65.000 Euro fällig. Solitäre Wespen sowie Hornissen stehen unter besonderem Schutz. Hier braucht es die Erlaubnis der Naturschutzbehörde, um das Nest zu entfernen.

Dennoch hast du bestimmt im Internet bereits zahlreiche, fadenscheinige Produkte und Methoden gesehen, um Wespen zu töten. In den meisten Fällen richten diese allerdings mehr Unheil an, als dass sie Nutzen bringen. Hier ein paar Beispiele, die zeigen, dass du selbst ein kleines Wespennest nicht selbst entfernen solltest:

  • Wespenspray: Wespensprays enthalten giftige Substanzen. Diese schaden nicht nur den Wespen, sondern auch Menschen, Haustieren, Vögeln und anderen nützlichen Insekten wie beispielsweise Bienen. Die wenigsten Wespensprays töten alle Wespen. Die überlebenden Insekten sind dann umso gereizter und aggressiver.
  • Wespenschaum: Neben Wespenspray gibt es auch Wespenschaum. Er wird eingesetzt, um den Eingang des Wespenbaus zu verschließen und die Wespen so zu töten. Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine giftige Substanz, die neben Wespen auch anderen Insekten schadet. Häufig verfehlt der Wespenschaum seine Wirkung. Den Insekten gelingt es, sich durch den gehärteten Schaum zu fressen und ihr Nest weiter auszubauen.
  • Ausräuchern: Das Anzünden oder Ausräuchern eines Wespennests ist weder tiergerecht noch effizient. Die Tiere werden das Nest zwar verlassen, aber zu einer höchst aggressiven Gegenwehr ansetzen, die alle Personen im Umkreis des Nestes treffen kann. Hinzu kommt, dass ein Wespenbau sehr leicht brennt und schnell ein unkontrolliertes Feuer entstehen kann.
  • Wasserattacken: Wer ein Wespennest mit einem Wasser- oder Hochdruckstrahl zerstören möchte, riskiert ebenfalls den Angriff eines aggressiven Wespenschwarmes. Zudem kann das Wasser – abhängig von der Lage des Nests – zu ungewollten Beschädigungen führen.

Das Wespennest selbst zu entfernen, ist gefährlich: Die Insekten verteidigen ihr Zuhause mit dem Wespengift aus ihrem Stachel. Das kann für Allergiker böse enden.

Wer entfernt ein Wespennest sicher?

Stellt ein Wespennest eine unmittelbare Gefahr für Menschen dar, kannst du es von einem Fachmann, beispielsweise einem Imker oder Schädlingsexperten beziehungsweise einem Kammerjäger, entfernen lassen. Er verfügt sowohl über geeignete Schutzkleidung als auch über das nötige Expertenwissen.

Für einen Fachmann ist es ein Leichtes, die Wespenart zu bestimmen und – wenn nötig – die Genehmigung der Naturschutzbehörde für das Beseitigen des Wespennests einzuholen. In besonders akuten Fällen kann auch die Feuerwehr tätig werden.

Steht die Wespenart nicht unter besonderem Artenschutz, kann der Schädlingsexperte das Nest inklusive Wespenvolk entfernen.

Das Töten des Wespenvolkes ist allerdings nur der letzte Ausweg. Besser ist es, das Wespennest umsiedeln zu lassen. Bei der Umsiedlung der Wespen unterstützt dich die örtliche Naturschutzorganisation. Das Nest und der zugehörige Wespenstaat werden eingesammelt und an einem geeigneten, vom ursprünglichen Nistplatz weit entfernt liegenden Ort wieder ausgesetzt.

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