Eine Liste von Airbnb zeigt: Eine Stadt im Ruhrgebiet war im Sommer 2024 voll im Trend. Fußball-EM und Taylor Swift scheinen der Hauptauslöser für den Touristenboom zu sein.
Kennt jeder, der diese Stadt einmal besucht hat. Den Dortmunder U-Turm der stillgelegten Union-Brauerei. Foto: saiko3p - stock.adobe.com
Überraschendes Ergebnis für Dortmund
Die Ruhrgebietsmetropole Dortmund erreichte laut den aktuellen Daten von Airbnb im Sommer 2024 weltweit den zweiten Platz unter den beliebtesten Reisedestinationen – übertroffen nur von Brighton and Hove (Großbritannien). Überraschenderweise lag Dortmund vor Städten wie Chiclana de la Frontera (Spanien) und Tokio (Japan). Auch deutsche Städte wie München und Stuttgart schafften es weit nach oben in der Liste, konnten Dortmund aber nicht überholen. Doch warum erlebte Dortmund diesen plötzlichen Tourismusboom?
EM 2024 als entscheidender Faktor?
Ein plausibler Grund für diesen unerwarteten Anstieg im Ranking könnte die Fußball-Europameisterschaft 2024 sein. Der Zeitraum der Airbnb-Daten, der für die Auswertung genutzt wurde, deckt die Monate Juni, Juli und August ab – genau die Zeit, in der die EM stattfand. Als einer der Austragungsorte von insgesamt sechs Spielen, darunter das Achtelfinale zwischen Deutschland und Dänemark, zog Dortmund zahlreiche Fans an. Laut Polizeibericht besuchten knapp 700.000 Fußballfans die Stadt während der EM-Wochen. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2023 verzeichnete Dortmund lediglich 900.000 Gäste und 1,49 Millionen Übernachtungen. Die EM hatte offensichtlich einen deutlichen Einfluss auf die Tourismuszahlen.
Zudem fanden in der näheren Umgebung weitere Spiele statt, wie 4 EM-Spiele in Gelsenkirchen, das nur 30 Kilometer entfernt ist. Dies könnte ebenfalls zu den gestiegenen Airbnb-Buchungen in Dortmund beigetragen haben.
Taylor Swift-Konzerte als zusätzlicher Impuls
Ein weiterer Faktor für den Anstieg der Buchungen könnten die Taylor Swift-Konzerte in Gelsenkirchen sein. An drei Tagen im Juli 2024 zog sie laut Westfälischem Anzeiger bis zu 210.000 Fans in die Veltins-Arena in „Swiftkirchen“. Die Nachfrage nach Unterkünften stieg sprunghaft an, was auch Dortmund in die Karten spielte. Laut Booking.com nahm das Suchvolumen für Hotels in Gelsenkirchen während der Konzerttage um über 3.500 Prozent zu. Es ist gut möglich, dass viele Fans ihre Unterkünfte über Airbnb auch in Dortmund buchten.
Steigende Einnahmen aus Bettensteuer bestätigen den Trend, aber …
Auch in den Steuer-Einnahmen der Stadt Dortmund macht sich der Tourismusboom bemerkbar. Nach Angaben der Stadt Dortmund nahm die Stadt im 2. Quartal 2024 mehr als 2,9 Millionen Euro an Beherbergungssteuer ein, was einem Anstieg von fast 40 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht, in dem knapp 2,1 Millionen Euro eingenommen wurden. Dieser Anstieg ist vor allem auf die EM zurückzuführen, die im Juni begann. Da die Daten für das dritte Quartal, das den zweiten Teil der EM und die Taylor Swift-Konzerte umfasst, erst später verfügbar sind, dürfte das endgültige Ergebnis noch deutlicher ausfallen. Im Haushaltsplan für 2024 sind 6,8 Millionen Euro an Beherbergungssteuer eingeplant – ein Ziel, das wahrscheinlich übertroffen wird.
… Preisanstieg bei Airbnb- und Hotelzimmern verfälscht das Vergleichsergebnis
Während der Fußball-Europameisterschaft stiegen die Preise für Unterkünfte in Dortmund und Umgebung stark an. Besonders auf Airbnb wurden teilweise extreme Preise verlangt, in einigen Fällen über 2.500 Euro pro Nacht. Dies hatte erhebliche Auswirkungen auf die Steuereinnahmen der Stadt. Dortmund erhebt eine Beherbergungssteuer von 7,5 %, die höchste in Deutschland. Steigt der Gesamtpreis aufgrund der hohen Nachfrage, erhöht sich auch der Steueranteil, was die Einnahmen steigen lässt. Dadurch verliert ein Vergleich der Steuereinnahmen aber etwas an Aussagekraft, da der Preisanstieg die tatsächliche Entwicklung verzerrt.
Dortmund und Airbnb pflegen Partnerschaft
Dortmund profitiert aber nicht erst seit der EM von Airbnb. Schon 2018 schloss die Stadt als erste in Deutschland eine Kooperation mit der Plattform ab, um die Beherbergungsabgabe automatisiert zu erheben. Dadurch wird die Steuer direkt bei der Buchung abgeführt, was für die Gastgeber weniger Bürokratie bedeutet.
Ein Blick nach München zeigt, wie wichtig Touristen und die Bettensteuer für Städte sein kann. München plante 2023 eine Abgabe von 5 Prozent, was jedoch vom Freistaat Bayern untersagt wurde. Laut Schätzungen entgingen der Stadt dadurch Einnahmen in Höhe von bis zu 60 Millionen Euro. Im Vergleich sind Dortmunds Einnahmen mit den geplanten knapp 7 Millionen Euro geringer, aber dennoch ein bedeutender Beitrag zum Haushalt. Es bleibt abzuwarten, ob Dortmund im Herbst den Airbnb-Trend bestätigen kann.