Trotz massiver staatlicher Förderungen und ambitionierter Wohnungsbauziele der Bundesregierung sind die Baugenehmigungen in Deutschland weiterhin stark rückläufig. Die neuesten Zahlen zeigen, dass der Bau dringend benötigter Wohnungen weit hinter den Erwartungen zurückbleibt.
Baugewerbe: Das Bauhauptgewerbe in Deutschland schwächelt weiter. Foto: iStock.com / MichaelDerrerFuchs
Im Juli 2024 wurden in Deutschland nur 17.000 Wohnungen genehmigt. Das sind 19,2 Prozent weniger als im Vorjahresmonat, also rund 4.000 weniger Baugenehmigungen. Das meldet das Bundesamt für Statistik Destatis. Der Rückgang im Vergleich zu Juli 2022 fällt sogar noch drastischer aus: 44,6 Prozent und damit fast um die Hälfte weniger Genehmigungen wurden erteilt, ein Minus von 13.700 Wohnungen.
Besonders besorgniserregend ist der Trend im gesamten ersten Halbjahr 2024. Zwischen Januar und Juli wurden insgesamt 123.600 Wohnungen genehmigt, was einem Rückgang von 20,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Besonders betroffen sind Einfamilienhäuser mit einem Einbruch von 28,4 Prozent, gefolgt von Zweifamilienhäusern (-14,7 Prozent) und Mehrfamilienhäusern (-21,6 Prozent).
Sind die Versprechen zu halten?
Diese alarmierenden Zahlen stehen im starken Kontrast zu den Zielen und Maßnahmen der Bundesregierung, die massiv in den Wohnungsbau investiert. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte noch im Juni 2024 beim Tag der Bauindustrie bekräftigt: „Wir brauchen Neubau im großen Stil.“ Die Bundesregierung setzt alles daran, den Bau von jährlich mindestens 400.000 neuen Wohnungen – davon 100.000 im sozialen Wohnungsbau – zu fördern. Mit Rekordinvestitionen von 18,15 Milliarden Euro in den sozialen Wohnungsbau bis 2027 und einem Gesamtpaket von 45 Milliarden Euro in Zusammenarbeit mit den Ländern soll der Wohnungsbau eigentlich vorangetrieben werden.
Zudem wird der Ausbau klimafreundlicher Wohngebäude durch zinsverbilligte Baukredite und steuerliche Anreize gefördert. Gleichzeitig wurden Maßnahmen wie der Bürokratieabbau und eine Novelle des Baugesetzbuches auf den Weg gebracht, um Planungs- und Genehmigungsprozesse zu beschleunigen. Diese Rekordförderungen können sich aber erst in der Zukunft auf die Baugenehmigungen auswirken.
Die Bauwirtschaft, mit über 2,6 Millionen Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 370 Milliarden Euro eine der tragenden Säulen der deutschen Wirtschaft, steht vor einer enormen Herausforderung. Zwar berichteten Hypothekenbanken zuletzt von einem wachsenden Interesse privater Bauwilliger, doch die Realität zeigt, dass die Bauaktivität in Deutschland nach wie vor hinter den Erwartungen zurückbleibt. Der Bedarf an neuen, bezahlbaren Wohnungen bleibt weiterhin hoch – doch die Ziele rücken in immer weitere Ferne.
Die Bundesregierung bleibt zwar optimistisch und setzt auf eine Stabilisierung durch die Fördermaßnahmen, doch die neuesten Zahlen verdeutlichen, dass der Wohnungsbau auch in der zweiten Jahreshälfte 2024 weiterhin auf wackligen Beinen steht.