Ratgeber

Die Kanonenhalle in Berlin-Tegel: Wie ein denkmalgeschütztes Gebäude zur Energiewende beiträgt

Die Energiewende bringt neue Herausforderungen mit sich – insbesondere für historische Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen. Die Kanonenhalle in Berlin-Tegel zeigt, wie ein innovativer Ansatz die Nutzung von Solarenergie ermöglicht, ohne den Charme des denkmalgeschützten Bauwerks zu beeinträchtigen.

Historischer Charme bleibt erhalten

Die Kanonenhalle in Berlin-Tegel ist ein Stück lebendige Geschichte. Das imposante Gebäude, 1916 errichtet, diente einst der Produktion von Munition für das preußische Heer. Auf dem traditionsreichen Borsig-Gelände gehört die Halle zu den wenigen Bauten, die den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstanden haben. Heute, nach umfassender Sanierung, ist die Kanonenhalle eine repräsentative Geschäftsadresse und beherbergt das Unternehmen Nostalgic-Art. Doch während das Gebäude seinen historischen Charme bewahrt hat, stellt die Nutzung nachhaltiger Energie in denkmalgeschützten Gebäuden eine Herausforderung dar.

Alte Gebäude wie die Kanonenhalle stehen häufig unter Denkmalschutz, um ihr historisches Erbe zu bewahren. Dieser Schutz hat jedoch zur Folge, dass bauliche Veränderungen nur begrenzt möglich sind. Besonders Solaranlagen, die in Dächern verankert oder an Fassaden angebracht werden, sind hier ein Problem: Eingriffe in die Struktur oder das Erscheinungsbild der Gebäude sind strikt untersagt. Zugleich steigen die Energiekosten, und die Anforderungen an umweltfreundliche Energielösungen werden immer wichtiger. Doch wie lässt sich ein Gebäude klimafit machen, wenn der Denkmalschutz strenge Auflagen setzt?

Das Beispiel der Kanonenhalle zeigt, wie sich dieses Problem lösen lässt. Nostalgic-Art, das Unternehmen, das heute in der Halle sitzt, suchte nach einer Möglichkeit, den eigenen Energiebedarf nachhaltig zu decken – ohne die historische Substanz der Kanonenhalle zu beschädigen.

Innovative Bügeltechnik als Lösung

Nach intensiver Planung und enger Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden entstand eine innovative Lösung: eine spezielle Bügelkonstruktion, die die Solarpaneele behutsam über das Dach legt. Diese Technik ermöglicht es, Solarenergie zu nutzen, ohne das Dach zu durchdringen oder die Ästhetik des Gebäudes zu beeinträchtigen. Damit bleibt das historische Erscheinungsbild des Gebäudes unangetastet.

Die Umsetzung dieser Lösung war ein technisch anspruchsvolles Projekt, das Ingenieure, Architekten und Denkmalschutzexperten zusammenbrachte. Eine konventionelle Solaranlage, bei der das Dach durchbohrt oder Verstrebungen an der Fassade angebracht werden, wäre hier nicht infrage gekommen. Stattdessen entwickelte das Team eine Konstruktion, die auf den Dachbalken aufliegt und die historische Struktur nicht beschädigt. Diese „schwebende“ Konstruktion ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie Technik und Denkmalschutz zusammenarbeiten können, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.

Vorbild für die Energiewende

Die Solaranlage der Kanonenhalle deckt nun rund 60 Prozent des Strombedarfs der Firma ab. Damit ist das Gebäude nicht nur historisch wertvoll, sondern auch ein Vorbild für die Energiewende. Der erzeugte Strom wird für den Eigenbedarf genutzt, und überschüssige Energie fließt in Schnellladestationen für Elektrofahrzeuge auf dem Firmengelände. Mit diesem nachhaltigen Konzept kann das Unternehmen einen erheblichen Teil seines Energiebedarfs abdecken und gleichzeitig zur Reduzierung der CO₂-Emissionen beitragen.

Dieses Projekt hat Aufmerksamkeit erregt und wurde von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe mit dem ersten Platz im Wettbewerb „Denkmalgerechte Solarprojekte“ ausgezeichnet. Der Wettbewerb würdigt Bauwerke, die kreative Lösungen für die Nutzung erneuerbarer Energien finden, ohne den Denkmalschutz zu verletzen. Die Kanonenhalle zeigt beispielhaft, dass sich historische Gebäude nicht zwangsläufig von der Energiewende ausschließen müssen.

Für Nostalgic-Art ist die Installation der Solaranlage Teil einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie. Bereits seit der Revitalisierung im Jahr 2008 setzt das Unternehmen auf eine umweltfreundliche Nutzung des historischen Baus. Die energetische Sanierung umfasste neben der Solaranlage auch die Einführung einer energieeffizienten Heizungsanlage und die Installation einer Fußbodenheizung. Die Kombination aus historischem Gebäude und moderner Energieinfrastruktur ist das Herzstück der Firmenphilosophie und zeigt, dass auch denkmalgeschützte Gebäude zu einer klimafreundlichen Zukunft beitragen können.

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