Stell dir vor, dein neues Zuhause wird nicht traditionell Stein auf Stein, sondern mit einem 3D-Drucker gebaut – Schicht für Schicht. Klingt futuristisch? In Beckum ist dieses Konzept bereits Realität geworden, wo das erste gedruckte Wohnhaus Deutschlands steht. Aber wie sieht es mit der Massentauglichkeit aus?
Das Haus wird direkt vor Ort mittels riesiger Düse, aus der Beton kommt, Schicht für Schicht gedruckt. Foto: iStock.com / guteksk7
Effizienz und Kostenvorteile im Hausbau
Der 3D-Druck von Häusern bietet eine beeindruckende Effizienz. So dauerte der Druck des Beckumer Hauses, das rund 160 Quadratmeter umfasst, nur etwa 100 Stunden. Besonders interessant: Durch den 3D-Druck können auch komplexe Formen wie geschwungene Wände oder abgerundete Ecken problemlos umgesetzt werden, die im klassischen Bau sehr kostspielig wären. Die Technik erfordert zudem weniger Personal – zwei bis drei Fachleute reichen aus, um den Druckvorgang zu überwachen.
Neben der Effizienz und den Kostenvorteilen eröffnet der 3D-Druck neue gestalterische Freiheiten. Im Gegensatz zu traditionellen Baumethoden, die oft durch rechtwinklige Formen geprägt sind, lässt sich im 3D-Druck nahezu jede Form realisieren. Diese Flexibilität könnte die Architektur grundlegend verändern.
Erste Projekte und Zukunftsaussichten
Die Technologie ist derzeit noch in einer Pilotphase, aber es gibt bereits spannende Projekte. In Beckum wurde das erste Wohnhaus gedruckt, in anderen Städten sind weitere Pilotprojekte wie Mehrfamilienhäuser im Entstehen. Auch die Fertigung einzelner Bauteile, wie spezielle Fassadenelemente oder Durchbrüche, profitiert von den neuen Möglichkeiten des 3D-Drucks. Diese Präzision und Schnelligkeit könnten zukünftig eine wichtige Rolle im Wohnungsbau spielen.
Ein echter Durchbruch ist der 3D-Druck allerdings noch nicht. Trotz der technischen Fortschritte sind die Anforderungen hoch, besonders an die Ausführung und das Material. Ein schneller, flächendeckender Einsatz der Technologie ist daher in naher Zukunft noch unwahrscheinlich, auch wenn das Potenzial zur Bekämpfung der Wohnungsnot in vielen Städten groß ist.
Und wie nachhaltig ist das Ganze?
Was auf den ersten Blick wie eine bahnbrechende Lösung wirkt, stößt bei der Nachhaltigkeit auf einige Hürden. Zwar ermöglicht der 3D-Druck einen geringeren Materialverbrauch, da nur das gedruckt wird, was tatsächlich benötigt wird. Doch der für den Bau verwendete Beton – insbesondere der hohe Zementgehalt – ist nach wie vor ein ökologisches Problem. Zementproduktion ist äußerst energieintensiv und verursacht hohe CO₂-Emissionen, was die Nachhaltigkeitsbilanz negativ beeinflusst.
In der Forschung werden jedoch bereits alternative Materialien untersucht. So könnten in Zukunft beispielsweise Gips oder Holzbeton eine umweltfreundlichere Option darstellen. Auch die Wiederverwendbarkeit der Materialien wird als Vorteil genannt. Gedruckte Bauteile könnten für neue Projekte oder den Straßenbau recycelt werden, was die Nachhaltigkeit auf lange Sicht verbessern könnte.