Der Chef des deutschen Stromerzeugers, Markus Krebber, fordert eine Absicherung, falls mit Sonne und Wind im Winter nicht ausreichen Strom produziert werden kann.
Warnung vor der Dunkelflaute. Foto: iStock.com / tzahiV
Die deutsche Stromversorgung steht vor einer großen Bewährungsprobe. RWE-Chef Markus Krebber warnt eindringlich vor den Risiken einer unzureichenden Energiepolitik, die das Land bei Dunkelflauten – also Phasen ohne Wind und Sonne – immer wieder an die Grenzen der Belastbarkeit bringt. Krebber appelliert: „Wir haben keine Zeit mehr.“ Ein schneller Ausbau gesicherter Stromerzeuger sei dringend notwendig, um Versorgungsengpässe zu vermeiden.
Dunkelflauten offenbaren die Schwachstellen
Anfang November führte eine solche Dunkelflaute zu einem beispiellosen Preisanstieg an den Strombörsen. Die Preise für eine Megawattstunde Strom schnellten innerhalb weniger Tage von 150 Euro auf über 800 Euro – ein Fünffaches des üblichen Wertes. Krebber erklärte, dass Deutschland den Bedarf an diesen Tagen ohne massive Stromimporte aus dem Ausland nicht hätte decken können. Rund ein Fünftel des benötigten Stroms musste zu Spitzenzeiten hinzugekauft werden.
Das Problem liegt auf der Hand: Während der Ausbau erneuerbarer Energien vorangetrieben wird, fehlt es an gesicherten Kapazitäten, die in Zeiten hoher Nachfrage oder schwacher Einspeisung einspringen können. Krebber kritisiert, dass die Politik den Ausbau solcher Kapazitäten jahrelang verschleppt habe. „Die Zeit rennt und der Zubau drängt“, schreibt er in einem Beitrag auf LinkedIn. Das Kraftwerkssicherheitsgesetz, das genau diesen Ausbau fördern sollte, steht durch die politischen Verwerfungen in Berlin jedoch auf der Kippe.
Keine Angst vor dem großen Blackout – oder doch?
Trotz dieser alarmierenden Zahlen betonen Experten, dass ein flächendeckender Blackout in Deutschland weiterhin unwahrscheinlich ist. Das Stromnetz ist robust, und Betreiber greifen bei Engpässen auf kontrollierte Abschaltungen, sogenannte Brownouts, zurück. Dabei werden regional und zeitlich begrenzt Haushalte vom Netz genommen, um einen Zusammenbruch zu verhindern. Doch auch diese Maßnahmen sind nur ein Symptom der eigentlichen Schwäche: Deutschlands Energieversorgung ist nicht ausreichend auf extreme Situationen vorbereitet.
Was der RWE-Chef fordert – und warum die Zeit drängt
Für Krebber ist klar: Ohne einen beschleunigten Ausbau gesicherter Kapazitäten wird Deutschland in Zukunft häufiger in kritische Situationen geraten. Dabei geht es nicht nur um den Ausbau von erneuerbaren Energien, sondern auch um konventionelle Kraftwerke oder innovative Technologien wie Batteriespeicher, die in der Lage sind, kurzfristig große Mengen Energie bereitzustellen. „Die Energiewende darf nicht nur grün, sie muss auch sicher sein“, lautet Krebbers Appell.
Die Bundesregierung betont zwar, dass die deutsche Stromversorgung zu den sichersten in Europa gehört, doch die jüngsten Entwicklungen werfen Zweifel auf. Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet das vor allem eines: Vorsorge. Denn auch wenn der große Blackout unwahrscheinlich bleibt, können Stunden im Dunkeln schnell Realität werden. Und die Aussagen des RWE-Chefs machen eines deutlich: Die Herausforderungen der Energiewende sind größer denn je – und die Zeit, sie zu lösen, wird knapp.