Ratgeber

Warum Atomkraft den Strompreis hochtreibt – und was wirklich hilft

Erneuerbare Energien boomen – doch trotzdem wird weiter über neue Atomkraftwerke diskutiert. Dabei zeigen Studien: Kernenergie würde den Strompreis deutlich in die Höhe treiben. Warum das so ist und welche Alternativen wirklich funktionieren.

Warum erneuerbare Energien günstiger sind

Die Energiewende hat dazu geführt, dass die Kosten für Wind- und Solarenergie in den letzten Jahren stark gesunken sind. Dies liegt vor allem an technologischen Fortschritten, Skaleneffekten und sinkenden Herstellungskosten für Solarmodule und Windkraftanlagen. Im Gegensatz dazu steigen die Kosten für fossile Brennstoffe durch CO₂-Abgaben und geopolitische Unsicherheiten. Auch Kernenergie bleibt teuer, da neue Reaktoren hohe Bau- und Sicherheitsanforderungen erfüllen müssen.

Die Stromgestehungskosten, also die durchschnittlichen Kosten für die Erzeugung einer Kilowattstunde Strom, zeigen deutliche Unterschiede. Das geht aus einer Fraunhofer-ISE-Studie hervor:

  • Photovoltaik-Freiflächenanlagen: 4,1–14,4 Cent pro kWh
  • Onshore-Windkraft: 4,3–9,2 Cent pro kWh
  • Offshore-Windkraft: 5,5–10,3 Cent pro kWh
  • Neue Kernkraftwerke: 13,6–49,0 Cent pro kWh
  • Gaskraftwerke: 10,9–18,1 Cent pro kWh
  • Ölkraftwerke: 15,0–30,0 Cent pro kWh (je nach Marktpreis des Rohöls)

Ihre Schwankungen entstehen durch verschiedene Faktoren:

  • Standortabhängigkeit: Die Erzeugungskosten von Wind- und Solarstrom hängen stark von Wetterbedingungen und regionaler Infrastruktur ab.
  • Brennstoffpreise: Öl- und Gaspreise schwanken stark durch geopolitische Krisen und Fördermengen der OPEC, was fossile Kraftwerke unberechenbarer macht.
  • Investitionskosten: Während erneuerbare Energien von sinkenden Baukosten profitieren, sind fossile und nukleare Kraftwerke oft mit Kostensteigerungen durch lange Bauzeiten und regulatorische Anforderungen konfrontiert.

Während Wind- und Solarstrom durch technologische Fortschritte immer günstiger werden, bleibt die Atomkraft teuer.

Warum neue Atomkraftwerke den Strompreis erhöhen würden

Trotz der Debatte über Kernenergie zeigt sich in vielen Ländern, dass neue Atomkraftwerke oft teurer und langsamer zu bauen sind als geplant. Frankreich und Großbritannien sind Beispiele dafür: Der Bau des Reaktors Flamanville-3 hat sich um mehr als ein Jahrzehnt verzögert und die Kosten haben sich vervielfacht, wie spiegel.de berichtet. Ähnliche Probleme zeigen sich beim britischen Kernkraftwerk Hinkley Point C, das laut einem Bericht von rnd.de ebenfalls mit massiven Kostensteigerungen zu kämpfen hat. In Deutschland würde ein Neubau nicht nur immense Summen verschlingen, sondern auch den Ausbau erneuerbarer Energien verlangsamen, da Gelder umgeleitet werden müssten.

  • Hohe Baukosten: Neue Kernkraftwerke kosten mehrere Milliarden Euro und haben oft extreme Bauverzögerungen wie die Beispiele aus Frankreich und Großbritannien zeigen.
  • Lange Bauzeiten: Ein Atomkraftwerk benötigt 15 Jahre oder länger – bis dahin könnten erneuerbare Energien längst die Versorgung sichern.
  • Teure Subventionen: Ohne staatliche Förderungen wären neue Atomkraftwerke nicht wirtschaftlich.
  • Kosten für Endlagerung: Die Entsorgung radioaktiver Abfälle verursacht enorme Folgekosten.

Erneuerbare mit flexiblen Kraftwerken kombinieren – die bessere Alternative?

Um eine zuverlässige Stromversorgung sicherzustellen, müssen erneuerbare Energien durch flexible Technologien ergänzt werden. Laut der Fraunhofer-ISE-Studie spielen folgende Lösungen eine entscheidende Rolle:

  • Batteriespeicher für kurzfristige Lastspitzen und zur Stabilisierung des Netzes.
  • Wasserstoffkraftwerke, die überschüssigen erneuerbaren Strom in Form von Wasserstoff speichern und bei Bedarf wieder in Strom umwandeln können.
  • Pumpspeicherkraftwerke, die Energie in Form von Wasser speichern und bei Engpässen wieder abgeben.
  • Flexible Biomasse- und Gaskraftwerke, die als Backup dienen können, wenn erneuerbare Energien temporär nicht ausreichen.

Diese Technologien ermöglichen es, Strom aus erneuerbaren Quellen bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen und damit eine sichere, bezahlbare und klimafreundliche Energieversorgung zu gewährleisten.

Die Fraunhofer-ISE-Studie zeigt, dass ein stabiles Energiesystem auf einem Mix aus erneuerbaren Energien und flexiblen Kraftwerken basieren muss. Dazu gehören:

  • Batteriespeicher für kurzfristige Lastspitzen
  • Wasserstoffkraftwerke zur Langzeitspeicherung
  • Pumpspeicherkraftwerke für Netzstabilität
  • Biomasse- und flexible Gaskraftwerke als Reserve

Fazit: Erneuerbare senken die Preise, Atomkraft verteuert sie

Neue Kernkraftwerke würden den Strompreis steigern, während Wind- und Solarenergie die kostengünstigste Lösung ist. Die hohen Investitionskosten, langen Bauzeiten und unvorhersehbaren Kostensteigerungen machen Atomkraft zu einer wenig attraktiven Option für Deutschland. Gleichzeitig bieten erneuerbare Energien in Kombination mit modernen Speicherlösungen eine nachhaltige, flexible und preiswerte Alternative. Voraussetzung: Die Infrastruktur in Deutschland wird für die Verteilung von grünem Strom ausgebaut. Unter anderem dafür will die designierte neue Bundesregierung ein Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro zur Verfügung stellen.

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