Ratgeber

Zu viel grüner Strom: Drohen uns Brownouts zu Ostern?

Deutschland erlebt einen nie dagewesenen Boom bei der Installation von Solaranlagen. Doch die rasante Zunahme stellt das Stromnetz vor große Herausforderungen: Es drohen Brownouts und teure Netzprobleme. Wie konnte es dazu kommen, und welche Lösungen gibt es?

Ein Boom mit Nebenwirkungen: Warum das Stromnetz überlastet ist

In den letzten Jahren hat sich der Ausbau von Solaranlagen in Deutschland rasant beschleunigt. Die Energiewende treibt Millionen dazu, Solardächer auf ihren Häusern zu installieren. Doch während das Ziel – die Förderung erneuerbarer Energien – erreicht wurde, zeigen sich inzwischen auch Schattenseiten: Das Stromnetz ist zunehmend überfordert.

Besonders problematisch sind sogenannte Dunkelflauten, Phasen ohne Wind und Sonne. Anfang November 2024 geriet das Netz bereits an seine Grenzen, wie RWE-Chef Markus Krebber berichtete. Hätte der Stromverbrauch nur geringfügig höher gelegen, wäre ein Kollaps kaum zu verhindern gewesen. Doch auch das Gegenteil stellt ein Risiko dar: Zu Ostern 2025 droht eine Ökostrom-Flut, bei der der erzeugte Solarstrom die Netzkapazitäten übersteigt.

 

Was sind Brownouts – und warum könnten sie notwendig werden?

Brownouts bezeichnen gezielte, regionale Stromabschaltungen, die das letzte Mittel sind, um unkontrollierte Blackouts zu verhindern. Dabei schalten Netzbetreiber für eine begrenzte Zeit Teile des Netzes ab, um Überlastungen zu vermeiden. Dieses Szenario könnte bald Realität werden, da sich viele Solaranlagen nicht steuern oder abregeln lassen.

Sollte sich das Netz nicht durch andere Maßnahmen stabilisieren lassen, bleibt nur die Abschaltung.

 

Warum speichern wir den überschüssigen Strom nicht einfach?

Ein häufig genannter Lösungsansatz ist die Speicherung überschüssigen Solarstroms. Doch dies ist laut Experten in der Praxis kaum realisierbar. Heimspeicher, die viele Eigenheimbesitzer nutzen, sind auf den Eigenverbrauch optimiert. Am Mittag, wenn die Sonne am stärksten scheint, sind die Batterien meist voll. Für die Netzstabilisierung stehen sie dann nicht mehr zur Verfügung.

Heimspeicher bringen nicht viel für die Netzstabilität. Sie dienen vorrangig dazu Stromkosten zu sparen. Der Boom bei Heimspeichern hat daher wenig Einfluss auf die Netzproblematik.

 

Die Rolle negativer Strompreise

Negative Strompreise entstehen, wenn die Stromproduktion die Nachfrage übersteigt und Anbieter sogar Geld zahlen, damit Strom abgenommen wird. An Ostern 2025 könnte das deutsche Stromnetz mit einem Überschuss von rund 3 Gigawatt konfrontiert sein, so Prognosen. Selbst bei negativen Preisen finden sich nicht immer genügend Abnehmer, da die Netzkapazitäten bereits ausgelastet sind.

Eine solche Situation könnte enorme Kosten verursachen, die letztlich Verbraucher und Unternehmen treffen.

 

Wie kann das Problem gelöst werden?

Die Politik hat erste Schritte unternommen, um die Netzprobleme zu entschärfen. Ein neuer Gesetzentwurf von SPD und Grünen sieht vor, dass Betreiber von Solaranlagen ihre Anlagen bei Überproduktion eigenverantwortlich abschalten. Allerdings gilt dies nur für Neuanlagen. Bestandsanlagen, die bereits Millionen von Haushalten versorgen, bleiben weiterhin ein Problem.

Weitere Lösungsansätze könnten sein:

  • Ausbau der Stromspeicher-Infrastruktur: Netzdienliche Großspeicher könnten helfen, Überschüsse effizient zwischenzuspeichern.
  • Stärkere internationale Vernetzung: Ein besser ausgebautes europäisches Stromnetz könnte es ermöglichen, überschüssigen Strom ins Ausland zu exportieren.
  • Flexible Verbrauchssteuerung: Anreize für Großverbraucher, wie Industrieanlagen, den Strom gezielt in Zeiten hoher Produktion zu nutzen, könnten Überkapazitäten abbauen.

 

Vom Heilsbringer zum Risikofaktor?

Solarstrom galt lange als Symbol der Energiewende: nachhaltig, dezentral und unabhängig von großen Energiekonzernen. Doch die aktuellen Herausforderungen könnten das Image beschädigen. Besonders für Privatpersonen, die ihre Anlagen aus ökologischen Gründen installierten, ist es schwer zu akzeptieren, dass ihre Investitionen zum Problem für das Netz werden könnten.

Gleichzeitig darf nicht vergessen werden, dass Solarstrom nach wie vor eine zentrale Säule der Energiewende ist. Die aktuellen Schwierigkeiten zeigen jedoch, wie wichtig es ist, den Ausbau von erneuerbaren Energien mit einer passenden Infrastruktur zu begleiten.

 

Eine Herausforderung mit Lösungsansätzen

Der Solarboom in Deutschland ist ein Erfolg, doch er zeigt auch die Schwächen eines nicht ausreichend vorbereiteten Stromnetzes. Um Risiken wie Brownouts zu minimieren, sind Investitionen in Speichertechnologien, Netzmodernisierung und neue Regelwerke nötig. Für dich als Verbraucher bleibt es spannend: Solaranlagen sind nach wie vor eine sinnvolle Investition, solange die Rahmenbedingungen nachhaltig angepasst werden.

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