Bauministerin Klara Geywitz will die Wohnungsknappheit in der Stadt und gleichzeitig den Leerstand auf dem Land bekämpfen. Die Idee: Mehr Menschen sollen von einem Umzug aus der Großstadt in ländlichere Gebiete überzeugt werden. Aber hält die Idee der Realität Stand? Wir machen den Check.
Leerstehende Häuser auf dem Land sollen dabei helfen, die Wohnungsknappheit in der Stadt zu bekämpfen. Foto: iStock.com / Gueholl
Wohnungsnot und Leerstand in Deutschland: die aktuelle Situation
Die aktuelle Situation auf dem deutschen Wohnungsmarkt ist geprägt von einem erheblichen Mangel an Wohnraum, insbesondere in städtischen Gebieten. Schätzungen zufolge fehlen derzeit rund 800.000 Wohnungen in Deutschland. Tendenz steigend, da die Bundesregierung ihr selbst gestecktes Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr um Längen verfehlt. 2023 wurden beispielsweise nur 295.000 neue Wohnungen fertiggestellt.
Gleichzeitig gibt es in ländlichen Gebieten und kleineren Städten viele leerstehende Wohnungen und Häuser. Diese würden sich laut Bauministerin Klara Geywitz anbieten, um die Wohnsituation in den Städten zu bekämpfen. Das Statistische Bundesamt beziffert die Leerstandsquote auf etwa 2,5 Prozent, was 554.000 leerstehenden Einheiten entspricht. Die Bauministerin spricht gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung sogar von knapp 2 Millionen leerstehenden Wohnungen in Deutschland.
Strategie gegen Leerstand angekündigt
Der hohe Leerstand auf dem Land kommt nicht von ungefähr – es gibt viele Probleme. Das hat auch Klara Geywitz erkannt und eine „Strategie gegen Leerstand“ angekündigt, die im November vorgestellt werdensoll.
Folgende Probleme gilt es für die Bundesregierung zu lösen, damit Wohnen auf dem Land attraktiver wird:
Problem Nummer 1: Schlechter Zustand der Immobilien
Viele Immobilien auf dem Land stehen auch deshalb leer, weil sie in einem schlechten baulichen Zustand und sanierungsbedürftig sind. Was auf den ersten Blick wie ein Schnäppchen aussieht, entpuppt sich häufig als Kostenfalle. Die vermeintlich günstigen Immobilien erfordern oftmals umfassende Sanierungen, die die Kaufkosten schnell übersteigen können.
Die Lösung: Verschiedene Förderungen sollen Eigentümer bei der Sanierung finanziell unterstützen. Und am 3. September soll das neue KfW-Programm Jung kauft Alt (308) an den Start gehen. Das Programm ist speziell für junge Familien und Erstkäufer gedacht, die bereit sind, in ländlichen Regionen alte Immobilien zu erwerben und zu sanieren.
Problem Nummer 2: Fehlende Jobs
Ein zentrales Problem in vielen ländlichen Regionen Deutschlands ist der Mangel an Arbeitsplätzen. Dieser Arbeitskräftemangel trägt wesentlich zur Abwanderung junger Menschen in die Städte bei und verstärkt die wirtschaftliche Stagnation ländlicher Gebiete.
Die Lösung: Durch den Trend zum Homeoffice im Zuge der Corona-Pandemie spielt für viele Arbeitnehmer die Nähe zum Arbeitsplatz keine große Rolle mehr. Problem: Trotz der Vorteile des Homeoffice und einer nach wie vor hohen Quote gibt es zunehmend Druck seitens der Unternehmen, ihre Mitarbeiter zurück ins Büro zu holen. Das zeigt eine Studie des ifo-Instituts, über die tagesschau.de berichtet hat.
Problem Nummer 3: Stockender Glasfaserausbau
Erste Voraussetzung für das Arbeiten von zu Hause ist eine stabile und leistungsstarke Internetverbindung. In vielen ländlichen Gebieten ist dies aber nach wie vor nicht immer gegeben.
Die Lösung: Die Bundesregierung hat sich mit der Gigabitstrategie zum Ziel gesetzt, bis 2030 flächendeckend Glasfaseranschlüsse zur Verfügung zu stellen.
Problem Nummer 4: Fehlende Infrastruktur
Ein weiteres gravierendes Problem in ländlichen Regionen Deutschlands ist die unzureichende Infrastruktur. Der Mangel an öffentlichen Verkehrsmitteln trägt zur Abwanderung und zur verminderten Lebensqualität in diesen Gebieten bei. Denn die Taktfrequenzen von Bus und Bahn sind auf dem Land oft niedrig, was die Mobilität der Bewohner stark einschränkt und Berufspendler deswegen in vielen Fällen auf das Auto aangewiesen sind.
Die Lösung: Es ist ein umfassender Ausbau der Infrastruktur notwendig. Dazu gehören Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr, um regelmäßige und zuverlässige Verbindungen zu gewährleisten. Bauministerin Klara Geywitz hat dieses Problem ebenfalls erkannt und will den Ausbau der Infrastruktur auf dem Land vorantreiben.