Eine Klimaanlage kann nicht nur im Sommer kühlen, sondern im Winter auch heizen. Denn technisch gesehen sind Klimaanlagen nichts anderes als Luft-Luft-Wärmepumpen. In manchen Fällen können Klimaanlagen nicht nur als Zusatzheizung funktionieren, sondern die konventionelle Heizung ersetzen.
Übersicht
Heizen mit Klimaanlage – geht das?
Moderne Klimaanlagen kühlen im Sommer und heizen im Winter. Und das erstaunlich effizient. Foto: Studio Harmony / stock.adobe.com
Heizen mit Klimaanlage? Das mag manchen suspekt erscheinen, kann aber ein Weg sein, ein Gebäude angenehm warm zu halten. Anders als Wärmepumpen, die als Zentralheizung ausgelegt sind, sind Klimaanlagen so genannte Luft-Luft-Wärmepumpen. Sie bestehen aus einem Außengerät und einem oder mehreren (in der Regel bis zu 6) Innengeräten.
Mit dem Gebäudeenergiegesetz müssen sich die meisten Hauseigentümer im Fall einer irreparablen Heizung Gedanken zu einer neuen Heizung machen.
Klimaanlage als Zusatz- oder als Komplettheizung?
Ob solche so genannten Multisplit-Klimaanlagen lediglich als Zusatzheizung für die Übergangszeit dienen sollten oder als Alleinheizung, ist unter Fachleuten umstritten. Tatsache ist: Je geringer die Außentemperatur und je höher der Wärmebedarf ist, desto schlechter ist der Wirkungsgrad solcher Geräte. Denn die Wärmepumpe muss im Winter der kalten Außenluft Wärme entnehmen, was gerade bei Minustemperaturen zu einem deutlichen Absteigen des Wirkungsgrades führt.
Achtung: Sehr niedrige Temperaturen unter minus zehn oder gar minus 15 Grad kommen in Deutschland, von einigen Höhenlagen abgesehen, relativ selten vor. Die Durchschnittstemperatur lag im Dezember 2022 in Deutschland im Schnitt bei plus 1,8 Grad und im Januar 2023 bei plus 3,5 Grad.
Allerdings sind moderne Split-Geräte sehr effizient und auch im Winter allemal besser als eine Strom-Direktheizung.
Wie effizient ist das Heizen mit einer Klimaanlage?
Der so genannte COP-Wert (Coefficient of Performance) ist die Leistungszahl einer Wärmepumpe und sagt aus, wie viel elektrische Antriebsenergie ein Gerät benötigt, um der Umgebungslauft eine bestimmte Menge Wärmeenergie zu entnehmen und auf ein für die Raumheizung behagliches Niveau zu transformieren. Bei einem COP-Wert von beispielsweise 4 schafft es die Wärmepumpe also mithilfe von einer Kilowattstunde elektrischer Energie 4 Kilowattstunden Wärmeenergie fürs Heizen zu gewinnen. Der COP-Wert ist eine Kennzahl, der die Effizienz der Wärmepumpe angibt. Abhängig von der Außentemperatur erreichen Luft-Luft-Wärmepumpen allerdings unterschiedliche Leistungszahlen. Bei klirrender Kälte benötigt die Pumpe viel mehr Strom als bei milden Temperaturen. Moderne Multisplit-Anlagen haben COP-Werte von bis zu 5.
Dennoch gilt:
- Solange der COP-Wert selbst bei sehr niedrigen Außentemperaturen über 2 liegt, arbeitet die Wärmepumpe zumindest effizienter als eine Stromdirektheizung.
- Da Strom pro Kilowattstunde teurer ist als Gas oder Öl, muss der COP-Wert möglichst hoch liegen, um gegenüber fossilen Energieträgern Geld einzusparen.
Finanziell lohnend kann der Einsatz von Klimaanlagen als Heizung insbesondere dann sein, wenn man mittels Photovoltaikanlage und Stromspeicher einen erheblichen Teil des benötigten Stroms selbst erzeugt. Denn dieser ist viel billiger als der Strom vom Versorger.
Nachteile von Klimaanlagen als Heizung
- Störender Luftstrom: Von vielen als störend empfunden wird der Luftstrom, den die Innengerate produzieren. Moderne Geräte haben allerdings Sensoren, die bewirken, dass die warme Luft möglichst gleichmäßig verteilt und nicht direkt auf Menschen abgestrahlt wird.
- Effizienz bei niedrigen Temperaturen: Klimaanlagen haben Schwierigkeiten, bei sehr niedrigen Temperaturen effizient zu heizen, da die Menge an Wärmeenergie in der Luft begrenzt ist. In sehr kalten Klimazonen kann es daher notwendig sein, eine zusätzliche Heizquelle zu nutzen, um das Gebäude ausreichend zu beheizen.
- Geräusche: Das Außengerät einer Klimaanlage kann Geräusche verursachen, insbesondere wenn der Ventilator läuft. Dies kann störend sein, wenn das Gerät in der Nähe von Wohnräumen aufgestellt wird.
- Begrenzte Heizleistung: Die Heizleistung von Klimaanlagen ist begrenzt. In großen Gebäuden kann daher möglicherweise eine größere Heizquelle erforderlich sein.
Vorteile von Klimaanlagen als Heizung
- Energieeffizienz: Klimaanlagen nutzen die Wärmeenergie aus der Umgebungsluft, um ein Gebäude zu beheizen, was bedeutet, dass sie wesentlich energieeffizienter sind als herkömmliche Heizsysteme, die auf fossilen Brennstoffen wie Öl oder Gas basieren.
- Geringe Betriebskosten: Da Klimaanlagen sehr energieeffizient sind, sind die Betriebskosten im Vergleich zu herkömmlichen Heizsystemen niedriger.
- Installationskosten: Die Installationskosten für Klimaanlagen können zwar höher sein der Austausch einer alten gegen eine neue Gastherme. Die stehen in der Zukunft aber voraussichtlich nicht mehr zur Disposition. Im Vergleich zu anderen Wärmepumpen-Systemen sind Luft-Luft-Wärmepumpen relativ einfach zu installieren, erfordern keine umfangreichen baulichen Veränderungen und sind deswegen oft günstiger.
Wie viel kostet das Heizen mit einer Klimaanlage?
Multisplit-Anlagen sind deutlich günstiger als Luft-Wasser-Wärmepumpen verglichen mit Zentralheizungen. Ein Außengerät und 5 anschließbare Innengeräte kosten etwa 5.000 bis 10.000 Euro zuzüglich Installation. Der Installationsaufwand ist aber viel geringer als bei klassischen Wärmepumpen, da solche Klimageräte nicht an einen wasserführenden Heizkreislauf angeschlossen werden müssen.
Werden Klimaanlagen als Heizung gefördert?
Genau wie die „großen“ Wärmepumpen können auch bestimmte Klimaanlagen mit Heizfunktion, die bestimmte Effizienzkriterien erfüllen, im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude im Förderbereich Anlagen zur Wärmeerzeugung (Heizungstechnik) gefördert werden.