Wohnungsmarkt

Wohnungsmarkt in der Krise: Was die Wirtschaftsweisen fordern

Die Wirtschaftsweisen stellen dem Wohnungsmarkt ein ernüchterndes Zeugnis aus: Mietpreisbremse, Bauvorschriften und Grundsteuer stehen in der Kritik. Was sie fordern, um die Krise zu lösen.

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung – allgemein als Wirtschaftsweise bekannt – hat in seinem Jahresgutachten 2024/25 deutliche Worte für den deutschen Wohnungsmarkt gefunden. Im Kapitel „Wohnungsmarkt“ kritisieren sie scharf bestehende Regelungen wie die Mietpreisbremse und fordern eine Neuausrichtung der Bau- und Wohnungspolitik, um die akute Wohnraumknappheit zu entschärfen.

Wohnungsmarkt als gesamtwirtschaftliches Problem

Die Wohnraumknappheit betrifft nicht nur Haushalte, die in überfüllten Städten keine passende Wohnung finden, sondern hat auch weitreichende wirtschaftliche Konsequenzen. Die eingeschränkte Verfügbarkeit von Wohnraum hemme den Zuzug von Arbeitskräften in besonders produktive Regionen. Dies bremst nicht nur die regionale, sondern auch die nationale wirtschaftliche Entwicklung, so die Wirtschaftsweisen.

Kritik an Mietpreisbremse und Kappungsgrenzen

Ein wesentlicher Kritikpunkt der Experten ist die Mietpreisbremse, die zusammen mit abgesenkten Kappungsgrenzen nach ihrer Einschätzung das Problem eher verschärft als löst. Der Abstand zwischen Bestands- und Neumieten sei bereits groß und werde durch die Regulierung weiter vergrößert. Das Ergebnis: Fehlanreize für Vermieter und Mieter, wodurch Umzüge und eine effizientere Wohnraumnutzung erschwert werden.

Die Forderung der Wirtschaftsweisen ist klar: Die Mietpreisbremse sollte nicht über das Jahr 2028 hinaus verlängert werden. Gleichzeitig schlagen sie vor, Neumieten stärker im Mietspiegel zu gewichten, um marktgerechte Mietpreise zu ermöglichen.

Wohnungsneubau als zentrales Ziel

Um die Wohnungsmarktkrise langfristig zu bewältigen, setzen die Wirtschaftsweisen auf einen verstärkten Wohnungsneubau. Dieser könne durch mehrere Maßnahmen angekurbelt werden:

  • Mobilisierung von Bauland: Unbebaute Flächen sollen stärker für den Wohnungsbau genutzt werden. Zudem könnte eine dichtere Bebauung durch den Abbau von Hürden in der Nachverdichtung gefördert werden.
  • Harmonisierung von Bauvorschriften: Serielle und modulare Bauweisen sollen durch einheitlichere Regelungen günstiger und schneller realisierbar werden. Der Gebäudetyp E, der flexible Abweichungen von bestehenden Standards erlaubt, sei ein zentraler Hebel zur Senkung der Baukosten.
  • Grundsteueranpassung: Die Grundstücksfläche sollte stärker in die Bemessung der Grundsteuer einbezogen werden, um Eigentümer zu einer intensiveren Bebauung zu motivieren. Für unbebaute Grundstücke wäre so eine deutlich höhere Grundsteuer fällig.

Stärkung des sozialen Wohnungsbaus

Für einkommensschwache Haushalte sieht der Sachverständigenrat ein Zusammenspiel von Wohngeld und sozialem Wohnungsbau als besonders effektiv. Während das Wohngeld gezielt den Zugang zum Wohnungsmarkt erleichtert, könnten Sozialwohnungen benachteiligten Gruppen eine sichere Unterkunft bieten.

Allerdings kritisieren die Wirtschaftsweisen auch die fehlende Zielgenauigkeit des sozialen Wohnungsbaus. Fehlbelegungen – etwa wenn einkommensstarke Haushalte Sozialwohnungen bewohnen – seien ein Problem. Eine marktnahe Fehlbelegungsabgabe könnte Abhilfe schaffen.

Reformen für die Zukunft

Unter dem Titel „Versäumnisse angehen, entschlossen modernisieren“ betonen die Wirtschaftsweisen die Dringlichkeit eines Umdenkens in der Wohnungsbaupolitik. Sie fordern klare Anreize für Investitionen, weniger Regulierung und eine gezielte Förderung des sozialen Wohnungsbaus. Nur so könne das Problem der Wohnraumknappheit gelöst und gleichzeitig die wirtschaftliche Dynamik gesteigert werden.

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