Der deutsche Immobilienmarkt war 2024 geprägt von politischen Umbrüchen, gesetzlichen Neuerungen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Ein Überblick über die wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen.
Politische Turbulenzen und ihre Auswirkungen
Das Jahr 2024 brachte nicht nur durch das Aus der Ampel-Koalition Unsicherheiten für den Immobilienmarkt. Zwar sorgten die offenen Fragen rund um die Zukunft von Förderprogrammen wie der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) und weiteren klima- und wohnungsbaupolitischen Maßnahmen für Nervosität in der Branche, doch es waren auch andere Faktoren, die die Stimmung trübten. Die Wiederwahl von Donald Trump als US-Präsident verstärkte diese Unsicherheiten: Seine protektionistische Wirtschaftspolitik und mögliche Handelskonflikte könnten die deutsche Wirtschaft belasten und das Investitionsklima negativ beeinflussen. Für den Immobilienmarkt bedeutet dies potenziell geringere internationale Investitionen und gestiegene Finanzierungskosten.
Darüber hinaus standen Insolvenzen großer Immobilienkonzerne im Fokus. Prominente Marktakteure wie Adler Group und weitere Projektentwickler meldeten in diesem Jahr Zahlungsunfähigkeit an. Ursachen waren nicht nur die gestiegenen Baukosten und Zinsen, sondern auch eine mangelnde Nachfrage im Hochpreissegment und Verzögerungen bei laufenden Bauprojekten. Diese Entwicklungen führten zu einem Vertrauensverlust und einer Konsolidierung am Markt, was sich auch auf kleinere Akteure und den Wohnungsbau negativ auswirkte. Die Krise der großen Immobilienkonzerne zeigte, wie fragil die Branche in einem Umfeld wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten geworden ist.
Diese gesetzlichen Neuerungen gab es im Immobiliensektor
Trotz politischer Unruhen traten 2024 mehrere bedeutende Gesetze und Verordnungen in Kraft:
- Gebäudeenergiegesetz (GEG): Seit dem 1. Januar 2024 müssen Heizungen in Neubauten zu mindestens 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Für Bestandsgebäude gelten Übergangsfristen.
- Wärmeplanungsgesetz: Ebenfalls seit Januar in Kraft, bildet es die Grundlage für eine klimafreundliche Wärmeversorgung und unterstützt die Umsetzung des GEG.
- Solardachpflicht: Einige Bundesländer führten zum 1. Januar 2024 die Pflicht ein, Photovoltaikanlagen auf Dächern von Wohngebäuden zu installieren, um den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern.
- Degressive Abschreibung (AfA): Mit dem Wachstumschancengesetz vom 28. März 2024 wurde die degressive AfA für den Wohnungsneubau befristet wiedereingeführt, um Investitionen anzukurbeln.
- Sonder-AfA für Mietwohnungsbau: Diese wurde ebenfalls verbessert, um den Bau neuer Mietwohnungen attraktiver zu gestalten.
- Solarpaket I: Seit dem 16. Mai 2024 erleichtert es die Installation von Photovoltaikanlagen und Balkonkraftwerken und macht Mieterstrommodelle attraktiver.
- Telekommunikationsgesetz (TKG): Seit dem 1. Juli 2024 dürfen Vermieter die Kosten für den Kabel-TV-Anschluss nicht mehr über die Betriebskosten auf Mieter umlegen.
- Heizkostenverordnung: Die Novelle vom 1. Oktober 2024 schreibt vor, dass Heizkosten in Mehrfamilienhäusern mit Wärmepumpen verbrauchsabhängig abgerechnet werden müssen.
- Online-Eigentümerversammlungen: Seit dem 17. Oktober 2024 sind vollständig virtuelle Versammlungen von Wohnungseigentümern ohne physische Anwesenheit zulässig.
- Balkonkraftwerke: Die Installation von Balkonkraftwerken wurde durch gesetzliche Änderungen erleichtert; Vermieter und Wohnungseigentümergemeinschaften können den Einbau seit dem 17. Oktober 2024 nicht mehr ohne Weiteres ablehnen.
Wirtschaftliche Entwicklungen und Markttrends
Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte 2024 mehrfach den Leitzins, zuletzt am 12. Dezember auf 3 Prozent, um die Wirtschaft anzukurbeln. Diese Zinssenkungen beeinflussten auch die Finanzierungskosten im Immobiliensektor.
Der Immobilienmarkt zeigte über das Jahr Anzeichen einer Stabilisierung. Nach einem Rückgang der Preise in den Vorjahren verzeichneten laut einer Analyse von immowelt 11 der 15 größten Städte Deutschlands im dritten Quartal 2024 wieder steigende Immobilienwerte. Dortmund führte mit einem Plus von 3,7 Prozent. München blieb die teuerste Großstadt, verzeichnete jedoch einen leichten Preisrückgang von 0,1 Prozent.
Trotz dieser positiven Signale bleibt die Branche vorsichtig. Die gestiegenen Baukosten und anhaltende wirtschaftliche Unsicherheiten führten dazu, dass viele Neubauprojekte zurückgestellt wurden. Experten prognostizieren für 2025 eine Seitwärtsbewegung der Immobilienpreise mit regionalen Unterschieden.
Ausblick und Herausforderungen für 2025
Mit dem Ende der Ampel-Koalition und bevorstehenden Neuwahlen bleibt abzuwarten, wie sich die politische Landschaft auf den Immobiliensektor auswirken wird. Insbesondere die Zukunft des Gebäudeenergiegesetzes und weiterer Förderprogramme steht zur Diskussion.
Zudem treten ab 2025 weitere Änderungen in Kraft:
- Grundsteuerreform: Ab dem 1. Januar 2025 gilt die neue Grundsteuer. Eigentümer sollten darauf achten, rechtzeitig die neuen Bescheide zu erhalten und entsprechende Zahlungen vorzunehmen.
- CO₂-Preis: Der CO₂-Preis steigt von 45 auf 55 Euro pro Tonne, was zu höheren Heiz- und Energiekosten führen wird.
- Smart Meter: Die Einführung intelligenter Stromzähler wird vorangetrieben, um den Energieverbrauch effizienter zu gestalten.
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Für Immobilienbesitzer und Investoren bleibt es entscheidend, die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen genau zu verfolgen und flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Die Förderung von energieeffizienten Maßnahmen und nachhaltigem Bauen wird weiterhin im Fokus stehen, um den Herausforderungen des Marktes entgegenzutreten.